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Anleihen: Wechselbäder der Gefühle

Die Probleme einiger Schwellenländer sowie anstehende zusätzliche US-Zölle für aus China importierte Waren und ein überraschend gutes ifo Geschäftsklima sorgen beim Euro-Bund-Future für Bewegungen in beide Richtungen.
Argentinische Bonds gerieten querbeet unter Druck, nachdem die Regierung den IWF um eine vorzeitige Auszahlung des bereits zugesagten Kredits in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar gebeten hatte, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank feststellt. Investoren verabschiedeten sich beispielsweise von einem mit 7,82 Prozent verzinsten Bond des Landes (WKN A0VTZV) mit einer Fälligkeit in 2033 ebenso wie von einer bis 2025 laufenden Anleihe (WKN A19GPQ) mit einem Kupon von 7,5 Prozent. Beide verloren in den vergangenen Tagen über 16 Prozent an Wert. Stark unter Druck geraten sei zudem ein Buenos Aires Province-Wert (WKN A1GLW5) mit einem Zins von 10,875 Prozent, der auf Wochensicht gut 7 Prozent einbüßte.
Eine am Donnerstag angekündigte Erhöhung der Leitzinsen von 45 auf 60 Prozent habe die argentinische Währung nicht stützen können, die zum US-Dollar seit Jahresbeginn über die Hälfte an Wert verlor. Finanzakteure zweifelten an der Fähigkeit der Regierung, gleichzeitig die Wirtschaft ankurbeln und Einsparungen durchzusetzen zu können. Parallel dazu müsse zudem die Teuerungsrate von derzeit über 30 Prozent gedämmt werden.
"Bonds in türkischer Währung wurden ebenfalls abgestoßen", berichtet Petz. Im Zuge einer schlechteren Bonitätsnote vonseiten Moody’s für 20 türkische Finanzkonzerne seien Investoren tendenziell aus Lira-Anleihen ausgestiegen. Die Währung verlor binnen wenigen Tagen zum Euro und US-Dollar etwa 7 Prozent an Wert.

Insgesamt beziffert JP Morgan allein die bis Mitte kommenden Jahres fällig werdenden Auslandsschulden der Türkei auf umgerechnet 153 Milliarden Euro. Ein Finanzierungsrisiko dieser Schulden sieht die US-Großbank in Höhe von etwa 93 Milliarden Euro.
Italien refinanzierte sich Arthur Brunner zufolge in dieser Woche erfolgreich über den Kapitalmarkt, habe Anleger dafür aber mit höheren Zinsen belohnen müssen. "Für zehnjährige Staatsanleihen sind 3,25 Prozent fällig", informiert der Händler der ICF Bank. Das liege 0,5 Prozent über dem Wert der letzten Auktion. Über zwei fest und zwei variabel verzinste Bonds habe Italien insgesamt 7,75 Milliarden Euro eingesammelt.

Euro-Bund-Future hin- und hergerissen
Die teils hektischen Ausschläge beim hiesigen Rentenbarometer innerhalb einer Bandbreite von 162 und 163,28 Prozent sieht Brunner entlang eines zunächst positiven ifo Geschäftsklimaindex samt Verkäufen hiesiger Staatsanleihen. Im Laufe der Woche hätten etwa Entwicklungen in der Türkei und Argentinien sowie die Einführung neuer Strafzölle im Volumen von 200 Milliarden US-Dollar für China die Anlegerstimmung gedrückt, was dem Euro-Bund-Future auf die Sprünge geholfen und die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen auf 0,343 Prozent gedrückt habe.Im Handel mit Unternehmensanleihen registriert Daniel zwischenzeitliche Nachfrage nach einer mit jährlich 4 Prozent verzinsten nachrangigen Otto-Anleihe (WKN A169MH). Das gelte auch für einen mit 1,75 Prozent verzinsten Covestro Bond (WKN A2LQQ4) und ein in US-Dollar geführtes Nestle-Papier (WKN A1HL0X).

Douglas bleibt hinter Erwartungen zurück
Starke Schwankungen macht Brunner bei einer Douglas-Anleihe (WKN A161MW) mit einem Kupon von 6,25 Prozent aus. "Nach Veröffentlichung enttäuschender Zahlen kam der Wert zunächst stark unter Druck, hat sich danach aber wieder erholt", beschreibt der Händler.Profis vertrauen auf Siemens
Drei neue Siemens-Anleihen kämen trotz 1.000 Euro Stückelung aufgrund der niedrigen Rendite vor allem bei institutionellen Investoren gut an, wie Brunner meint. Ein bis 2023 laufender Wert (WKN A195BX) des Großkonzerns bringe jährlich 0,375 Prozent, für eine Anleihe (WKN A195BY) mit neunjähriger Laufzeit zahle Siemens 1,0 Prozent. Eine zwölfjährige Anleihe (WKN A195BZ) komme auf 1,375 Prozent.von: Iris Merker
31. August 2018, © Deutsche Börse AG