Sorge um steigenden Preisdruck setzt bonitätsstarken Langläufern zu. Im Handel mit Corporate Bonds stehen Ferratum, hep und UBM im Fokus. Metalcorp-Anleihe in der Zeichnung. Eterna und Hylea hoffen auf Entgegenkommen.
11. Juni 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die gestrige, weitgehend erwartete EZB-Entscheidung, trotz steigendem Preisdruck am erhöhten Tempo der Anleihe-Käufe im Rahmen des Pandemieprogramms PEPP festzuhalten, ruft gemischte Reaktionen hervor. „Bonds mit Erträgen nahe Null oder darunter werden bei uns tendenziell abgegeben“, berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank.
Selbst wohlklingende Namen wären längst keine Selbstläufer mehr. Für einen neuen, bis 2034 laufenden Nestle-Bond (XS2350746215) mit einem Kupon von 0,625 Prozent interessierten sich Anleger kaum. "Das Papier bietet nicht einmal Inflationsausgleich“, begründet Daniel. Nach wie vor gefragt sei hingegen eine Agri Resources-Anleihe (DE000A287088) mit einem jährlichen Zins von 8 Prozent. Die ansonsten überschaubaren Umsätze führt der Händler unter anderem auf das schöne Wetter, die Rückkehr zu einem halbwegs normalen Leben und der heute startenden Fußball-Europameisterschaft zurück.
Ferratum bietet Tausch, hep und UBM gesucht
„Das Thema steigende Preise bleibt uns erhalten“, ist Arthur Brunner von der ICF Bank überzeugt. „In den USA hat die Inflation im Mai mittlerweile 5 Prozent erreicht.“ Hierzulande mehrten sich die Stimmen, die von dauerhaft höheren Preisen ausgehen. Zurück zum aktuellen Geschehen beabsichtige Ferratum eine Hybridanleihe zu begeben. Zeichnungswilligen Inhabern einer im Mai 2022 (<SE0011167972>) und im April 2023 (<SE0012453835>) fälligen Anleihe biete das Unternehmen den Tausch zu Preisen von 101,5 und 102 Prozent an.
Brunner
Auf überwiegendes Kaufinteresse stoße eine 25 Millionen Euro schwere Anleihe der hep global (DE000A3H3JV5) mit einem Kupon von 6,5 Prozent sowie ein Papier von UBM Development, das jährlich 5,5 Prozent Zinsen bringt.
Eterna und Hylea schrecken ab
Für Verunsicherung sorgt Eterna. Die Geschäfte des Hemdenherstellers laufen nicht gut, im Vergleich zum Vorjahr brach der Umsatz im ersten Quartal um rund 40 Prozent ein. Eterna wird Brunner zufolge daher die Inhaber einer bis 2024 laufenden Anleihe (<DE000A2E4XE4>) um Stundung der Zinsen bis zur Fälligkeit bitten. Diesem Vorhaben müssten die Gläubiger noch zustimmen. Derweil trennten sich Anleger von der Anleihe, die auf Wochensicht von 78 auf 62 Punkte verlor.
Einen finanziellen Engpass möchte auch die Hylea Group mithilfe der Besitzer einer in 2022 fälligen Anleihe (DE000A19S801) überwinden, wie Rainer Petz von der Oddo BHF berichtet. Im Rahmen einer Versammlung werde der Verarbeiter und Exporteur von Paranüssen seine Gläubiger um Verlängerung der Laufzeit bis 2029 bitten. Gleichzeitig soll Petz zufolge der Kupon von 7,25 auf 4,25 Prozent verringert werden. Anleger verabschiedeten sich in größerem Stil von dem Bond, der Kurs verlor seit Monatsbeginn von 80 auf 38 Prozent.
Metalcorp begibt neue Anleihe
Seit Mittwoch bis voraussichtlich 23. Juni befindet sich eine neue, fünfjährige besicherte Anleihe von Metalcorp (DE000A3KRAP3) an der Börse Frankfurt in der Zeichnung. Das niederländische Unternehmen, das sich mit dem Abbau, der Beschaffung, Logistik und dem Handel von Stahl und Nichteisen-Metallen beschäftigt, plant die Aufnahme von bis zu 250 Millionen Euro. Damit sollen laut Metalcorp unter anderem zwei in 2022 fällige Anleihen refinanziert werden. Anleger erhalten für ihr Engagement einen Kupon zwischen 6,25 und 6,75 Prozent. Besitzer einer im kommenden Jahr fälligen, mit 7,0 Prozent verzinsten Anleihe (<DE000A19MDV0>) können ihre Papiere noch bis 18. Juni gegen die neuen Bonds eintauschen. Dafür erhalten sie neben den Stückzinsen einen Barbetrag von 13,14 Euro je Anleihe.
Vonovia wappnet sich für Megafusion
Mit der Emission fünf unbesicherter Anleihen mit Laufzeiten zwischen 3,25 und 20 Jahren und Kupons von 0 bis 1,5 Prozent sammelte Vonovia erfolgreich vier Milliarden Euro am Kapitalmarkt ein. „Der Immobilienriese bereitet damit den Zusammenschluss mit Deutsche Wohnen vor“, meint Brunner.
von: Iris Merker
11. Juni 2021, © Deutsche Börse AG