Von den Quartalsberichten erwarten die Marktteilnehmer kräftige Gewinnsteigerungen, vor allem von Zyklikern. Doch mit nennenswerten Kursschüben im DAX sei nicht zu rechnen.
17. Januar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Unternehmensergebnisse könnten in dieser Woche die Zinspolitik als Topthema an den Börsen ablösen. Die mögliche US-Zinswende sei nach Meinung von Analysten inzwischen mehr und mehr eingepreist, nachdem die Ankündigung der US-Notenbank FED zu voraussichtlich früher als gedachten Erhöhungen der Leitzinsen die Kursgewinne an den Börsen bereits in der Vorwoche beendet hatte:
Kampf gegen steigende Inflation – Schlechtere Bedingungen für Börsen
„Die Notenbanken wollen nun ernsthaft den Kampf mit der ausgeuferten Inflation aufnehmen“, erwartet Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank. Demnach seien drei Zinserhöhungen durch die US-Notenbank FED sicher, vier würden eingepreist und fünf würden von einigen Marktteilnehmern auch schon genannt. Auch die EZB werde hinsichtlich einer Zinswende konkreter. „Damit haben sich die Rahmenbedingungen für die Finanzmärkte doch schneller verdüstert, als man noch vor wenigen Monaten erwartet hat“, beschreibt Schickentanz Lage und Stimmung.
DAX ringt weiter mit 16.000er Marke
Die rekordhohe Inflation in den USA habe eine verschärfte Rhetorik der Geldpolitiker ausgelöst, aber nicht zu größerer Unruhe bei Aktien- und Renten geführt, urteilt Claudia Windt, Leiterin Research der Helaba. Ihr Fazit: „An den Kapitalmärkten dürfte es insgesamt volatil bleiben zwischen Sicherheit und Risikobereitschaft. Folglich sollte der DAX eine weitere Woche mit der Marke von 16.000 Punkten ringen.“
Auch aus technischer Sicht bleibe es unruhig, prognostiziert Christoph Geyer, technischer Analyst: Ob Einbruch oder wenig überzeugende Erholungsbewegung –die Umsätze hielten sich auf vergleichsweise hohem Niveau, aber ohne klaren Trend. Der MACD deute ein schwaches Verkaufssignal an. „Somit behält die Statistik Recht, dass die ersten Monate kaum einheitlich verlaufen. Da die aktuelle Lage dies bestätigt, sollte auch von der kommenden Woche nicht allzu viel erwartet werden.“
Geyer
Berichtssaison als Lackmustest
„Das Trio Infernale – Zinsangst, Omikron, Konjunktur – hält die Anleger zurück“, fasst Kapitalmarkstratege Robert Halver von der Baader Bank die Lage zusammen. Zugleich zeichne sich für die Berichtssaison zum vierten Quartal ab, dass sich das Gewinnwachstum der Unternehmen stabilisierten, wobei vor allem Zykliker im Fokus stünden. Zugleich hätten mit dem Abebben der Angst vor Omikron so genannte gefallene Engel wie die Luftfahrt oder der Tourismus Nachholpotential, dividendenstarke Aktien blieben ebenfalls attraktiv.
„Für die Aktienmärkte wird angesichts der angeknacksten Stimmung die Berichtssaison zum Lackmustest“, pflichtet Schickentanz bei. Vor allem Technologie-Werte müssten nun erneut „liefern“, um ihre Bewertungen zu rechtfertigen. Den Quartalsberichten der US-Finanz-Institute Goldman Sachs, und Bank of America am Montag sowie Morgan Stanley amDienstag folgen in der kommenden Woche Procter & Gamble und Netflix, hinter denen sich schließlich die wichtigsten Technologie-Unternehmen wie Tesla und Apple einreihen.
Am vergangenen Freitag hatten Citigroup, Wells Fargo und JP Morgan die Erwartungen der Analyst*innen getroffen, JP Morgan allerdings mit dem Ausblick enttäuscht.
Auf konjunktureller Seite dürften am Montag die Zahlen zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal zeigen, welche Spuren die regionalen Lock-downs der Regierung im Rahmen ihrer Null-Covid-Strategie hinterlassen hat. Die DekaBank prognostiziert eine Veränderung von 3 Prozent im Jahresvergleich.
Die Stimmung der Finanzmarktanalysten in Deutschland sollte sich im Januar leicht verbessert haben, erwartet die DekaBank. Das sollte der ZEW-Index am Dienstag belegen. Die Zusammenfassung der EZB-Sitzung von Mitte Dezember werde vermutlich am Donnerstag zeigen, dass die Notenbanker die Risiken des mittelfristigen Inflationsausblicks anders beurteilt haben als noch wenige Wochen zuvor.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 17. Januar 2022
3:00 Uhr. China: BIP Q4. Nach 4,9 Prozent im Vorjahr sollte die chinesische Wirtschaft zum Jahresende 2021 laut Konsens-Schätzungen noch um 3 Prozent gewachsen sein.
USA: Martin Luther King Day. Die Märkte bleiben geschlossen.
Dienstag, 18. Januar 2022
11:00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen Januar. Nach 29,9 ist der Konsens bei 36 Punkten.
14:30 Uhr. USA: Empire State Index Januar. Die Erwartungen zielen auf eine Abschwächung von 31,9 auf 26.
Mittwoch, 19. Januar 2022
14:30 Uhr. USA: Hausbaubeginne Dezember.Ein Rückgang von 1,1 Prozent ist laut Konsens im Vergleich zum November eingetreten.
Donnerstag, 20. Januar 2022
8:00 Uhr. Deutschland: Erzeugerpreise Dezember. Während sich im Konsens ein unveränderter Anstieg von 0,8 Prozent abzeichnet, sollten die Erzeugerpreise im Jahresvergleich um 19 Prozent nach 19,2 Prozent zugelegt haben.
11:00 Uhr. Eurozone:Verbraucherpreise Dezember. Unverändert hohe 5 Prozent werden erwartet.
14:30 Uhr. USA:Philadelphia FED Index Januar.Der Dezember-Wert von 15,4 sollte sich auf 21verbessert haben.
14:30 Uhr. USA:Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung. Nach einem Anstieg in der Vorwoche dürften nun weniger Menschen Arbeitslosenunterstützung beantragt haben.
Freitag, 21. Januar 2022
16:00 Uhr. USA: Index der Frühindikatoren Dezember. Der Anstieg sollte mit 0,8 Prozent den Vorwert von 1,1 Prozent unterbieten.
von: Antje Erhard 17. Januar 2022, © Deutsche Börse AG