Globale und US-Aktien stehen in der Gunst der Anleger*innen weiter ganz oben, europäische Aktien eher unten. Wieder gesucht sind Schwellenländer-Engagements, breit streuend oder konkret in Brasilien. Klar unbeliebt: US-Staatsanleihen.
5. April 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). An den Märkten scheint ein Stück Normalität zurück zu sein. Dabei reißen die schlechten Nachrichten aus der Ukraine nicht ab. Deutschland will nun weitere Sanktionen verhängen. Hubert Heuclin von BNP Paribas meldet dennoch anhaltende Zuflüsse in Aktien-, aber auch Anleihen-ETFs.
„Europäische Aktien sind, gemessen am Euro Stoxx 50, auf das Niveau vor dem Krieg zurückgekehrt“, stellt der Händler fest. Die US-Märkte hatten ihre Verluste schon länger wieder aufgeholt. Derzeit preist der Markt laut Heuclin einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg ein. Er befürchtet aber Enttäuschungen, denn die laufenden Verhandlungen könnten – wie die bisherigen – ohne Erfolg bleiben.
Am liebsten MSCI World- und US-Aktien
Vor allem globale Aktien sind beliebt, wie Heuclin feststellt, gerne auch in der Nachhaltigkeitsvariante. Gefragt seien der iShares MSCI World ESG Enhanced (IE00BHZPJ569) und der klassische iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983). Auch Fabian Wörndl von Lang & Schwarz beobachtet viele Käufe von MSCI World-ETFs, etwa von HSBC (IE00B4X9L533).
US-Aktien kommen ebenfalls gut an, erklärt Heuclin, sowohl S&P 500- als auch Nasdaq 100-Tracker (IE00B5BMR087, IE0032077012). Bei Lang & Schwarz werden – wie in den Vorwochen – Nasdaq-Tracker mit Hebel viel gehandelt, konkret der WisdomTree Nasdaq 100 3x Daily Leveraged (IE00BLRPRL42) und der WisdomTree Nasdaq 100 3x Daily Short (IE00BLRPRJ20). „Mittlerweile überwiegen die Long-Positionierungen“, sagt der Händler. Der Nasdaq 100 hat sich zuletzt erholt: Er liegt zwar immer noch rund 10 Prozent unter seinem Allzeithoch vom vergangenen Jahr, Mitte März waren es aber noch über 20 Prozent. Weiter auf den Verkaufslisten der BNP Paribas-Kund*innen stehen europäische Aktien, etwa mit Euro Stoxx 50-Trackern von Lyxor (FR0007054358) oder iShares (DE0005933956).
Brasilien Profiteur knapper Rohstoffe
Anleger*innen setzen laut Heuclin auch wieder mehr auf Schwellenländertitel, zum Beispiel mit dem iShares MSCI Emerging Markets (IE00B0M63177). Wörndl registriert Zuflüsse in den Franklin FTSE Brazil (IE00BHZRQY00). „Der wird vermehrt gekauft.“
Heuclin
Der MSCI Emerging Markets hatte bis Mitte März kräftig verloren, seitdem geht es aber wieder nach oben. Seit Jahresanfang ergibt sich nur noch ein kleines Minus von 4 Prozent. Der brasilianische Aktienmarkt hat sogar kräftig zugelegt: Der Franklin FTSE Brazil kommt auf ein Kursplus von 45 Prozent in diesem Jahr. Brasilien als wichtiger Rohstoffexporteur profitiert von der aktuellen Energiekrise.
Hohe Nachfrage nach PAB- und CTB-ETFs
Sehr gut angenommen werden darüber hinaus ESG-ETFs, die sich an den EU-Benchmarks CTB und PAB orientieren. Heuclin berichtet von hohen Zuflüssen in den Amundi MSCI World Climate Transition CTB (<LU1602144229>) sowie den Amundi Index MSCI USA SRI PAB (<LU1861136247>).
PAB- und CTB-Indizesbzw. ETFs orientieren sich an den 2019 geschaffenen EU-Klima-Benchmarks PAB („Paris Aligned“) und CTB („Climate Transition“), mit denen die EU eine verlässliche Messlatte für Geldanleger*innen schaffen und Green Washing erschweren will. In PAB-Indizes enthaltene Unternehmen müssen im Jahr eins mindestens 50 Prozent weniger CO2-Intensität gegenüber den Standardindizes aufweisen, die im CTB enthaltenen immerhin noch 30 Prozent. Außerdem müssen die Unternehmen in PAB und CTB im Durchschnitt ihre Treibhausgase Jahr für Jahr um 7 Prozent reduzieren. Dazu kommen Ausschlüsse, die im Fall von PAB strenger sind.
Anleihen: Nur keine US-Staatsanleihen
Im Anleihen-Bereich sind laut Heuclin Unternehmensanleihen weiter ganz klar Favoriten (IE00B3F81R35), Staatsanleihen werden abgestoßen. Auf den Abgabelisten stehen vor allem US-Staatsanleihen, aber auch chinesische Staatsanleihen (IE00BYPC1H27). US-Treasuries haben zuletzt deutlich verloren, die Renditen steigen und steigen. Die Rendite der zehnjährigen Papiere liegt zum Bespiel aktuell bei 2,45 Prozent, Anfang Dezember waren es nur 1,38 Prozent.
Zuflüsse registriert der BNP-Händler hingegen in Schwellenländeranleihen, konkret im iShares J.P. Morgan USD EM Bond (IE00BYXYYK40) und im iShares J.P. Morgan USD EM Bond EUR Hedged (IE00B9M6RS56). Lang & Schwarz meldet erhöhtes Interesse an inflationsgebundenen Staatsanleihen, etwa dem Lyxor EUR 2-10Y Inflation Expectations (LU1390062245)
Krypto-ETNs: Wieder mehr Handel
Wieder deutlich belebt hat sich der Handel mit Krypto-ETNs, wie Wörndl feststellt. Hohe Umsätze meldet er für die Bitcoin- und Solana-Tracker von 21Shares (CH0454664001, CH1114873776). „Da wird je nach Marktlage mal gekauft, mal verkauft.“
Der Bitcoin wird aktuell zu 46.665 US-Dollar gehandelt – deutlich über den Tiefs vom Januar, aber deutlich unter dem Allzeithoch von 68.764 US-Dollar vom November vergangenen Jahres.
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von: Anna-Maria Borse, 4. April 2022, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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