Immer mehr Fondsgesellschaften setzen auf aktive ETFs – mit smarten Strategien und bekannten Namen. Drei Vertreter der neuen ETF-Klasse überzeugen schon seit Jahren, wie das ETF Magazin berichtet.
13. Mai 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). Dr. Jens Ehrhardt war der erste unabhängige Vermögensverwalter Deutschlands mit einem eigenen Publikumsfonds. 1987 startete sein FMM-Fonds. Fast vier Jahrzehnte später legt Ehrhardts Investmentgesellschaft DJE Kapital nun ihren ersten aktiven ETF auf. Der XTrackers DJE US Equity Research ETF investiert in 50 US-Aktien, frei von jeder Benchmark und auf Basis eines regelbasierten Investmentprozesses, der qualitative und quantitative Faktoren kombiniert.
Mit dem neuen aktiven ETF ist DJE nicht allein. Seit Jahresbeginn 2024 wurden an Xetra mehr als 100 aktive ETFs neu gelistet. „Aktive ETFs sind ein starker Trend – und es werden noch viele neue Strategien kommen“, sagt Carolin Baron, die bei der Fondsgesellschaft Franklin Templeton das ETF-Geschäft leitet.
Emittenten der aktiven ETFs sind zunehmend große Fondsgesellschaften, die sich bislang auf klassische, aktiv verwaltete Fonds beschränkten. 2024 gaben Robeco, AXA und Avantis, eine Einheit des Vermögensverwalters American Century Investments, ihr Debüt. In diesem Frühjahr starteten Goldman Sachs und Jupiter mit ihren ersten aktiven Renten-ETFs. Auch die bislang größten Player im europäischen Geschäft mit aktiven ETFs sind schwergewichtige Fondshäuser: JP Morgan, Franklin Templeton, Pimco und Fidelity.
Inzwischen notieren 230 aktive ETFs an der Deutschen Börse. Gut die Hälfte davon investiert in Aktien, etwa ein Drittel in Anleihen. Der Rest sind Geldmarkt-ETFs und Mischfonds. Ihr gemeinsames Prinzip: Sie bilden nicht passiv einen Index nach, sondern setzen auf aktives Portfoliomanagement. Ziel ist meist, den Markt zu schlagen oder zumindest eine höhere risikoadjustierte Rendite zu erzielen. Einige Anbieter, etwa BNP Paribas und Invesco, nutzen den höheren Freiheitsgrad der aktiven ETFs auch, weil sie so Nachhaltigkeitsstrategien effizienter umsetzen können. „Aktive ETFs ermöglichen uns eine präzisere Anpassung an Marktveränderungen und regulatorische Anforderungen als passive ETFs“, erklärt Jutta von Ditfurth, die Portfoliomanagerin des Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi-Factor ETF.
Auch Anlegerinnen und Anlegern bieten aktive ETFs Vorteile. Im Vergleich zu klassischen, aktiv gemanagten Investmentfonds sind aktive ETFs flexibler zu handeln und bieten täglich Einblick in das komplette Fondsportfolio. Zudem liegen die laufenden Kosten der aktiven ETFs meist zwischen 0,2 Prozent und 0,5 Prozent – also weit unter den Kosten klassischer aktiver Fonds.
Junge Generation
Ob alle aktiven ETFs dauerhaft überlegene Renditen erwirtschaften, muss sich noch zeigen. Nur etwa zehn Prozent der aktiven ETFs sind mindestens fünf Jahre alt und damit auf eine aussagekräftigere Historie. Wir stellen im Folgenden drei schon länger verfügbare aktive ETFs vor, die in den vergangenen Jahren mit ihrer besonders guten Leistung beeindrucken konnten.
Diese drei Fonds verdeutlichen jedoch auch zwei typische Charakteristika aktiver ETFs. Erstens halten sich viele dieser ETFs ganz bewusst relativ nah an ihrem Vergleichsindex. Zweitens arbeiten sie bei der Portfolio-Steuerung vorzugsweise mit quantitativen, weitgehend automatisierten Verfahren. „Durch den systematischen Ansatz und die ETF-Struktur können Managementgebühren gesenkt werden, was langfristig die Rendite verbessert“, begründet Invesco-Managerin von Ditfurth.
Eine höhere risikoadjustierte Rendite
als der MSCI World Index, bei begrenzter Abweichung – das ist das Ziel dieses aktiven Welt- Aktien-ETFs der US-Gesellschaft Invesco. Der im Sommer 2019 aufgelegte Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi- Factor ETF setzt eine systematische Multifaktor-Strategie um, die Invesco bereits seit etwa 20 Jahren bei mehreren anderen Fonds verwendet. Zusätzlich kommen bei diesem ETF strenge ESG-Kriterien zum Tragen. Im Portfolio des ETFs finden sich nur 180 bis 200 Unternehmen aus dem MSCI World Index. Insgesamt ähnelt der Portfolio-Mix jedoch dem Weltindex.
Der Investmentprozess beginnt mit der Filterung des globalen Anlageuniversums. Dabei werden zunächst der Unternehmen ausgeschlossen, die bestimmte ESG-Standards nicht erfüllen. Anschließend werden die verbleibenden Titel anhand der drei Faktoren Bewertung, Momentum und Qualität analysiert, bewertet und entsprechend gewichtet. Bewertungskennzahlen helfen, unterbewertete Aktien zu identifizieren, während der Momentum-Faktor auf positive Kursdynamiken setzt. Der Qualitäts-Faktor fokussiert auf Unternehmen mit stabilen Bilanzen und hoher Profitabilität. Gleichzeitig wird darauf geachtet, dass keiner der drei Faktoren in bestimmten Marktphasen zu stark dominiert. Invescos quantitatives Modell arbeitet automatisiert und datenbasiert, aber die finalen Entscheidungen trifft das Investmentteam.
Es war die richtige Entscheidung
Schon früh startete die USFondsgesellschaft JP Morgan AM mit aktiven ETFs. Heute ist der im Oktober 2018 aufgelegte JPM US Research Enhanced Index Equity (ESG) ETF der mit Abstand größte aktive ETF an der deutschen Börse. Auch die Leistung stimmt. In den vergangenen Jahren war der ETF häufig etwas besser als sein Vergleichsindex S&P 500. Der ETF investiert in die meisten Aktien des US-Leitindex, nimmt aber leichte Abweichungen vor: durch Über- und Untergewichtung einzelner Titel soll eine Mehrrendite erzielt werden. Dabei dürfen jedoch Portfolio und Risiko des ETFs nicht allzu dramatisch vom S&P 500 abweichen. Der ETF fährt einen quantitativ unterstützten Bottom-Up-Ansatz, um Aktien mit Potenzial zu identifizieren. Die Fondsmanager Raffaele Zingone and Piera Elisa Grassi stützen sich auf die Erkenntnisse der rund 90 Aktienanalysten von JPM und arbeiten mit datengetriebenen Bewertungsmodellen, die Kennzahlen wie Gewinnwachstum, Rentabilität und Bilanzstärke analysieren. Unternehmen mit stabilen Gewinnen und starken Fundamentaldaten werden dabei bevorzugt und unterbewertete Aktien mit positiven Gewinnaussichten werden übergewichtet. Das Maximalgewicht der einzelnen Aktien bleibt jedoch begrenzt, um Klumpenrisiken im Portfolio zu vermeiden. Zudem werden Nachhaltigkeitskriterien angewendet. Aktien mit schlechtem ESG-Rating oder kontroversen Geschäftsmodellen (z. B. Waffen, Tabak) kommen nicht ins ETF-Portfolio.
Eine Nachhaltigkeitsstrategie lohnt
bei Unternehmensanleihen. Das zeigt der Fidelity Global Corp Bond Research Enhanced PAB ETF. Dieser aktiv verwaltete ETF investiert mit Nachhaltigkeits-Fokus in internationale Unternehmensanleihen. 2023 und 2024 lag die ETF-Rendite jeweils über der Rendite des nicht nachhaltigen Global Corporate Bond Index von Morningstar. Der aktive Fidelity-ETF hält Unternehmensanleihen mit hoher Bonität und folgt gleichzeitig den Zielen des Pariser Klimaabkommens, bevorzugt also Emittenten mit geringem CO₂-Ausstoß. Bei der Titel-Auswahl kombiniert der ETF eine Nachhaltigkeits-Analyse mit einem quantitativen Multi-Faktor-Ansatz, der hauptsächlich auf fundamentale Qualität, Bewertung und Sentiment abstellt. Grundlage sind dabei die proprietären Kredit- und ESG-Ratings von Fidelity. Anleihen von Unternehmen aus den Bereichen fossile Brennstoffe, Tabak, Glücksspiel und Rüstung ist grundsätzlich der Zutritt zum ETF verboten. Resultat des Prozesses ist ein ETF-Portfolio mit rund 250 Anleihen
von etwa 150 Emittenten, dessen Kredit- und ESG-Qualität leicht besser ausfällt als die des Vergleichsindex Solactive Paris Aligned Global Corporate Index. Sowohl im Index als auch im ETF kommen 60 Prozent der Anleihen aus den Vereinigten Staaten und nur wenige aus Japan und Asien. Etwas größer fällt die Abweichung bei den Branchen aus: Etwa ein Drittel der Anleihen im ETF entfällt auf den Finanzsektor. Emittenten von Basiskonsumgütern und Technologie- Unternehmen stellen jeweils zwölf bis 15 Prozent.
Von Uli Kühn, April 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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