Angesichts guter Vorgaben aus Asien rechnen Analysten mit einem positiven Start in die Woche – aber weiter mit keinem echten Ausbruch nach oben.
2. August 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Einerseits Corona, Lieferengpässe und nachlassendes Wachstum in China, andererseits Konjunkturboom und fehlende Alternativen zu Aktien: Der DAX bleibt in der Seitwärtsspanne um 15.600 Punkten gefangen, die schon seit Anfang Juni Alltag ist. Am Freitag war der Index mit 15.556 Zählern aus dem Handel gegangen, am Montagmorgen sind es 15.600 Punkte. In den USA hatten Dow Jones und S&P 500 am Donnerstag hingegen wieder neue Allzeithochs erzielt.
Uneinheitliche Phase – auch wegen Saisonalität
Laut Christoph Geyer von der Commerzbank verhalten sich die Marktteilnehmer derzeit so, wie es in einem Seitwärtstrend üblich ist. „Auf der einen Seite spielt die Angst vor einem Ausbruch nach unten und einer neuen Abwärtsbewegung eine erhebliche Rolle“, erklärt der Charttechniker. Auf der anderen Seite bestehe große Hoffnung auf einen Ausbruch nach oben und einen neuen Aufwärtstrend. Wegen der Saisonalität sei allerdings mit einer anhaltenden uneinheitlichen Phase zu rechnen. „Das Spannungsfeld zwischen Hoffen und Bangen dürfte noch eine Weile anhalten.“
US-Tech-Werte: Erinnerungen an frühere Übertreibungen
Christian Schmidt von der Helaba hält die verbleibenden Kurschancen für überschaubar und die Bewertungen einzelner US-Unternehmen für „sehr ambitioniert“. „Im Vergleich zum ersten Quartal 2020 kletterte das KGV bei Alphabet von 5,2 auf aktuell 10,1, bei Apple von 4,3 auf 7,8, bei Microsoft von 8,7 auf 13,7, und bei Snap wurde ein sagenhafter Anstieg von 8,9 auf 33,2 vollzogen.“ Angesichts dessen fühle man sich an frühere Übertreibungen erinnert. „Nicht zuletzt diese Entwicklung bestärkt uns in der Annahme, dass die Aktienmärkte im zweiten Halbjahr eine Korrektur vollziehen werden.“
„Auf nächste Verkaufswelle einstellen“
Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist von der US-Investmentgesellschaft Invesco, rät Anlegern, sich auf die nächste Verkaufswelle am Markt einzustellen. Ungemach kommen könnte von Covid-19, enttäuschenden Wirksamkeitsstudien zur Impfung, der US-Geldpolitik und einem Regierungsstillstand in den USA infolge der US-Schuldenobergrenze. Das bedeute aber nicht, dass sich Aktien bis Ende des Jahres schlecht entwickeln würden. „Angesichts solider Fundamentaldaten und unterstützender Geld- und Fiskalpolitik gehe ich davon aus, dass der Aktienmarkt das Jahr auf höherem Niveau als aktuell beenden wird – allerdings mit einigen Turbulenzen auf dem Weg dahin.”
Konjunkturdaten sind in dieser Woche rar gesät, Anleger blicken vor allem auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Unterdessen ist die Berichtssaison in vollem Gang: In den kommenden Tagen öffnen zahlreiche Unternehmen ihre Bücher, hierzulande etwa Bayer und Siemens, in den USA die Autobauer Ford und General Motors sowie Berkshire Hathaway.
Schmidt
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Freitag, 6. August
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Juni. Wie die DekaBank feststellt, ist die industrielle Produktion in den ersten fünf Monaten des Jahres 2021 vier Mal gesunken. Auch der Juni habe wohl keine Wende gebracht.
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Juli. Die DekaBank erwartet einen erneuten, jedoch weniger starken Beschäftigungsaufbau als im Juni. Die Analysten rechnen mit einer Arbeitslosenquote von 5,6 Prozent nach 5,9 Prozent im Juni.
von: Anna-Maria Borse
2. August 2021, © Deutsche Börse AG