Corona samt Gewinnern und Verlierern dominieren streckenweise das Geschehen im ETF-Handel. Nachhaltigkeit hat sich an den Finanzmärkten fest etabliert und wird Experten zufolge künftig noch stärker an Bedeutung gewinnen. Abseits von Mega-Trends geht vielen Themen-ETFs die Luft aus.
29. Dezember 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Börsengehandelte Indexfonds feierten dieses Jahr in Europa ihr 20-jähriges Bestehen. Den Siegeszug von ETFs – das Kürzel steht für Exchange Traded Funds - startete die Deutsche Börse mit zwei Produkten und listet heute über 1.500 Werte. ETFs gelten als einfach, transparent, flexibel sowie kostengünstig und machen laut Morningstar mittlerweile rund 30 Prozent des gesamten Aktien-Fondsvermögens in Europa aus.
Dass ETFs sowohl als taktisches Instrument als auch langfristige Anlage eingesetzt werden, macht das Analysehaus am Verhalten während der starken Abwärtsphase im Frühjahr fest. Im ersten Quartal seien mit rund 3,5 Milliarden Euro vergleichsweise wenig aus Aktien-ETFs abgeflossen. Anteilseigner aktiver Fonds hätten deutlich nervöser reagiert. Die Erholung an den Aktienmärkten ließ nicht lange auf sich warten. Mit positiven Nachrichten zu Impfstoffen stieg der Optimismus dann rasant an. Amundi zufolge mehr als versechsfachte sich mit 16,3 Milliarden Euro im November in Europa die Nachfrage nach Aktien-ETFs im Vergleich zum Oktober. Anleger bevorzugten demnach Portfolios mit globalen Aktien. In den Monaten zuvor seien ESG-, Sektoren- und Themen-Produkte besser angekommen.
Run auf Pandemieprofiteure
Trend- bzw. Themenfonds gelten als wichtiges Wachstumssegment der Branche. Fast 20 Milliarden Euro sind in Europa laut ExtraETF derzeit in solchen Produkten investiert. Nach dem beispiellosen Kurssturz im März setzte mitten im wirtschaftlichen Abschwung eine Euphorie hinsichtlich der Aussichten von Technologieaktien und anderen Krisengewinnern ein. Ein in dieser Phase häufig gefragtes VanEck-Produkt (WKN A2PLDF), das sich am MVIS Global Video Gaming & eSports orientiert, legte seit Jahresbeginn gut 65 Prozent zu. Cloud Computing-Aktien (WKN A2PQVE) beispielsweise mit Bezug zum BVP Nasdaq Emerging Cloud zählten nicht selten zu den beliebtesten Sektor-ETFs. Mehr als verdoppelt hat sich der Index seit Januar. Gleichzeitig gewann der technologielastige Nasdaq von gut 8.800 auf 12.838 Punkte hinzu.
Viele Themen-Fonds verschwinden wieder
Nicht alle Trend-ETFs sind erfolgreich. Morningstar bezeichnet die Performance von Themenfonds insgesamt gar als nicht berauschend. Zudem belaste die hohe Liquidationsquote die Bilanz dieser Produkte. Von rund 1400 Themenfonds, wurden demnach inzwischen mehr als 420 wieder aufgelöst.
Megatrend Nachhaltigkeit
Anlageprodukte unter Berücksichtigung von Umwelt- und sozialen Belangen sind in aller Munde. In nachhaltig ausgerichteten ETFs bauen Anbieter häufig bekannte große Indizes in einer umwelt- und gesellschaftsfreundlichen Version nach. Die Namen erhalten dann Zusätze wie SRI oder ESG. In einer separaten Seite listet die Börse Frankfurt mittlerweile 230 ETFs, die Umwelt, gesellschaftliche Verantwortung und gute Unternehmensführung mit einbeziehen. Dass nachhaltiges Investieren nicht zu Lasten der Rendite geht, zeigt die Entwicklung des S&P Global Clean Energy (WKN A0MW0M) besonders eindrucksvoll. Bei einem Stand von 13.382 Punkten mehr als verdoppelte sich der Wert seit Januar.
Das Potenzial ist enorm
Insgesamt zählt JustETF bis Ende November in diesem Jahr über 300 neue Indexfonds in Europa, mehr als 80 davon seien mit mindestens einem der ESG-Kriterien versehen. Die Nachfrage könne sich sehen lassen. Als nachhaltig geltende Aktien- und Anleihen-ETFs hätten seit Jahresbeginn über 36 Milliarden Euro neuer Gelder eingesammelt.
Bis 2025 sollen laut PwC zwischen 41 und 57 Prozent des Fondsvermögens in Europa in Produkten stecken wird, die als nachhaltig gelten. Das entspreche etwa 5,5 bis 7,6 Billionen Euro. Ende 2019 habe der Anteil rund 15 Prozent betragen.
von: Iris Merker
29. Dezember 2020, © Deutsche Börse AG