Es mag eine Mischung aus Risikoaversion und Trendmüdigkeit gewesen zu sein, die zu einem deutlichen Stimmungsumschwung in Richtung Pessimismus bei den Investoren geführt hat.
Zwar der hat DAX im Zuge seiner Ende September begonnenen Rallye seit vergangenem Mittwoch noch einmal ein neues Hoch markiert, aber das fiel anscheinend nicht deutlich genug aus, um die zuletzt mehrheitlich bullish gestimmten Börsianer bei der Stange zu halten. Die Stimmung hat sowohl bei den institutionellen Investoren als auch bei den Privatanlegern gedreht, so dass man diese Entwicklung in Richtung Pessimismus als eine Absage an eine Jahresschlussrallye verstehen könnte. Joachim Goldberg vermutet allerdings, dass man eine Fortsetzung des Aufwärtstrends zum Jahresende trotz der jüngst aufgekommenen Skepsis vieler Akteure noch nicht vollständig abschreiben muss.
7. Dezember 2022. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Zwar hat der DAX seine Serie von Kursgewinnen stichtagsbezogen zu unseren jeweiligen Stimmungserhebungen nicht weiter fortsetzen können, sich aber dennoch zeitweise recht robust gezeigt. Denn seit unserer vergangenen Umfrage konnte das Börsenbarometer in der Spitze immerhin einen kleinen Gewinn von knapp 1,1 Prozent generieren. Dieser wurde zwar während dieser Woche komplett wieder abgegeben, aber mit einem Minus von 0,6 Prozent (im Punktvergleich) hält sich der jüngste Kursverlust noch in engen Grenzen. Auch die während dieses Zeitraums gehandelte Bandbreite von gut 2 Prozent könnte man noch als vergleichsweise übersichtlich bezeichnen. Zumal in der kommenden Woche noch die Notenbanksitzungen von Fed und EZB anstehen. Dabei sind die Blicke der Akteure vor allen Dingen auf die US-Notenbank gerichtet, vielerorts verbunden mit der Erwartung, dass zumindest das Zinserhöhungstempo gedrosselt wird.
Führt man sich nun das Ergebnis der heutigen Stimmungserhebung unter den mittelfristig orientierten Investoren vor Augen, kann man nicht von optimistisch eingestellten Akteuren sprechen. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um 24 Punkte auf einen neuen Stand von -21 eingebrochen. Dabei haben vielfach auch Neuzugänge bei den Optimisten aus der Vorwoche das Ruder herumgerissen und dafür gesorgt, dass die Gruppe der Bullen um mehr als ein Drittel auf den niedrigsten Stand seit dem 17. August geschrumpft ist. Die große Mehrheit dieser Investoren hat sich direkt wieder auf die Bärenseite geschlagen. Vermutlich nicht nur, weil der Aufwärtstrend des DAX zuletzt technische Ermüdungserscheinungen gezeigt hat.
Angst vor unliebsamen Überraschungen
Bei den Privatanlegern zeichnet sich eine ähnliche Stimmungsveränderung ab. In diesem Panel fällt der Börse Frankfurt Sentiment-Index um 14 Punkte auf einen neuen Stand von -1, so dass vom Optimismus der Vorwoche nichts mehr übrig geblieben ist. Allerdings ist der Anteil der wechselwilligen Optimisten (diese gehen fast vollumfänglich zu den Bären) mit 6 Prozent aller Befragten längst nicht so groß wie bei den institutionellen Pendants.
Nun könnte man natürlich anführen, dass es angesichts der jüngst erreichten Höchstkurse im Verlauf der seit Ende September begonnenen DAX-Rallye zu Gewinnmitnahmen der Optimisten in beiden Panels gekommen ist. Allerdings ist der zwischenzeitliche Wochengewinn seit unserer vergangenen Erhebung nicht gerade deutlich ausgefallen. Dass sich viele der früheren Bullen – trotz des zur Neige gehenden Börsenjahres – direkt auf die Bärenseite begeben haben, ist wahrscheinlich aus der Angst heraus geschehen, es könnte in den kommenden Wochen noch zu unliebsamen Überraschungen, etwa seitens der US-Notenbank, kommen. Diese Befürchtung scheint schwerer ins Gewicht zu fallen als die Sorge, womöglich eine Jahresschlussrallye zu verpassen.
Rückkehr gegen Risikoprämie möglich
Mit der heutigen Befragung ist zwar die Stimmungskluft zwischen institutionellen und privaten Investoren wieder größer geworden, aber die Tendenz zeigt in beiden Panels in Richtung Vorsicht. Erstaunlich ist allenfalls, dass das Börsenbarometer angesichts dieses jüngsten, teils deutlich wieder aufgeflammten Pessimismus bislang nicht stärker gelitten hat. Dies kann als Indiz dafür gewertet werden, dass die Aktienmärkte immer noch durch die Nachfrage langfristiger Kapitalströme gestützt werden. Auch kann davon ausgegangen werden, dass die jüngsten Pessimisten angesichts der nahenden Feiertage vor allem dann ihre Engagements wieder eindecken, wenn sich die jüngsten Befürchtungen als gegenstandslos herausstellen sollten. Vor allem aber, wenn der DAX tatsächlich eine größere Korrektur (etwa knapp unter das Niveau von 14.000 Zählern) abliefern sollte, so dass dann immerhin eine ordentliche Risikoprämie verdient wäre. Das heutige Stimmungsergebnis sorgt also zumindest für eine Stabilisierung des Börsenbarometers auf niedrigerem Niveau und damit für eine erhöhte Chance, dass es doch noch zu einer Jahresendrallye kommt.
7. Dezember 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
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Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 25% | 46% | 29% |
ggü. letzter Erhebung | -13% | +11% | +2% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.350 (-80 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Institutionelle Anleger: -21 Punkte (Stand vergangene Erhebung: +3 Punkte)
Bullish | Bearish | Neutral | |
Total | 38% | 39% | 23% |
ggü. letzter Erhebung | -6% | +7% | -1% |
DAX (Veränderung zu vergangener Erhebung): 14.350 (-80 Punkte)
Börse Frankfurt Sentiment-Index Private Anleger: -1 Punkt (Stand vergangene Erhebung: +12 Punkte)
Der Börse Frankfurt Sentiment-Index bewegt sich zwischen -100 (totaler Pessimismus) und +100 (totaler Optimismus), der Übergang von positive in negative Werte markiert die neutrale Linie.
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