Bei Green Bonds verleihen Investoren Geld für Projekte zum Schutz der Umwelt. Die Idee komme an und verspricht zudem gute Renditen. Auch mit ETFs können Anleger in solche Green Bonds investieren. Das ETF Magazin erklärt wie.
September 2021. MÜNCHEN (ETF Magazin). Beim nachhaltigen Investieren geht es im Anleihenbereich längst nicht mehr nur um die ESG-Konformität der Emittenten. Immer mehr Anleihegläuber wollen auch genau wissen, wohin ihr Geld fließt – und setzen deshalb auf Green Bonds. Als die Deutsche Finanzagentur im September 2020 die erste grüne Bundesanleihe begab, einen zehnjährigen Bond, übertraf die Nachfrage das Angebot um das Fünffache. Bei dem im Mai 2021 begebenen ersten dreißigjährigen Green Bond war es sogar das Sechsfache.
Auch die Zahl der Green-Bond-ETFs steigt: An der deutschen Börse notieren inzwischen fast ein Dutzend ETFs, die ausdrücklich in grüne Anleihen investieren. Erst im Juni hat die Frankfurter DWS (Xtrackers) drei neue ETFs für grüne Anleihen lanciert. Der britische Anbieter L&G ging im Februar mit einem neuen Green-Bond-ETF an den Start. Andere Emittenten wie iShares, Lyxor und Franklin Liberty sind schon länger dabei.
Neu sind Green Bonds keineswegs: Bereits 2007 wurde die erste grüne Anleihe begeben, und zwar von der Europäischen Investitionsbank. So richtig in Schwung kam der Green-Bond-Markt aber erst in den vergangenen Jahren. Waren die Emittenten anfangs meist supranationale Organisationen oder Förderbanken, treten nun immer mehr Unternehmen und Staaten als Green-Bond-Emttenten auf den Plan. Europa hat dabei die Nase vorn, auch getrieben durch die Politik, jüngst etwa mit dem Corona-Wiederaufbaufonds der EU. Für den will die Kommission bis 2026 insgesamt 800 Milliarden Euro an den Kapitalmärkten aufnehmen – 30 Prozent davon über Green Bonds.
Der gemeinnützigen Climate Bonds Initiative (CBI) zufolge hat das Emissionsvolumen grüner Anleihen 2020 einen Rekordstand von 297 Milliarden US-Dollar erreicht. In diesem Jahr sind es allein bis Anfang August schon 252 Milliarden US-Dollar. Das Volumen aller ausstehenden Green Bonds beläuft sich CBI zufolge auf 1.273 Milliarden US-Dollar. Die Société Générale prognostiziert für Ende 2025 ein Gesamtvolumen von 2.500 Milliarden US-Dollar. Dennoch handelt es sich bei den grünen Anleihen bislang noch um ein Nischenprodukt: Die Analysten von Morningstar schätzen, dass die Green-Bond-Emissionen nur knapp 1 Prozent des Gesamtvolumens am globalen Anleihenmarkt ausmachen.
Gute Renditen
Grüne Anleihen zeichnen sich dadurch aus, dass sie der Finanzierung von Umwelt und Klimaprojekten dienen sollen, etwa im Bereich erneuerbare Energien, grünes Bauen oder nachhaltige Wasserwirtschaft. Einen allgemein anerkannten Standard, was eine grüne Anleihe ist, oder eine verpflichtende Zertifizierung gibt es bislang allerdings nicht. Unterschiedliche Organisationen haben sich um eine Standardisierung bemüht, etwa die International Capital Markets Association (ICMA) mit den Green Bond Principles und die CBI mit dem Climate Bonds Standard. Im Juli hat die EU-Kommission Vorschläge für einen – ebenfalls freiwilligen – Green-Bond-Standard vorgelegt, der auch für Staatsanleihen und für Emittenten aus Drittstaaten gelten soll.
Interessant für Anleger: Eine Investition in Green Bonds kann sich auch unter finanziellen Aspekten durchaus lohnen. Der ICE-BofA-Green-Bond-Index hat sich seit Anfang 2020 besser geschlagen als der marktbreite ICE-BofA-Fixed-Income-MarketsIndex-Bond-Index. Der Rücksetzer beim CoronaCrash im Frühjahr 2020 fiel zwar heftiger aus, die Erholung dann aber schneller.
Gefragte Green-Bond-ETFs
Nachhaltig zu investieren, dürfte für viele Anleger Grund Nummer eins sein, Green Bonds zu kaufen. Die Analysten aus dem Cross Asset Research der französischen Bank Société Générale kennen noch andere Gründe, die dafür sprechen, grünen Anleihen einen Platz im Portfolio zu gewähren. So sei die Volatilität von Green Bonds niedriger als die anderer Anleihen, vor allem als die von Unternehmensanleihen.
Zwar falle die Rendite etwas niedriger aus als bei den klassischen Corporates, dafür seien aber auch die Drawdowns geringer. Die Analysten weisen auch auf das wachsende Spektrum an Green Bonds hin, das eine immer bessere Diversifikation über Regionen und Branchen ermögliche. Auch die Politik sorge für Rückenwind. Die Analysten von Morningstar empfehlen, Green Bonds nicht als vollen Ersatz für klassische Anleihen zu nutzen, sondern als Beimischung. Grüne Anleihen seien schließlich vor allem Euro-Anleihen, was zulasten der Diversifizierung gehe.
Trotz der zuletzt starken Zuflüsse hat der GreenBond-ETF-Markt nach wie vor ordentlich Potenzial. Noch längst ist nicht alles abgedeckt. Die SG-Analysten sehen zum Beispiel besonders große Chancen für China. Das Volumen der chinesischen Green Bonds mache schon fast 17 Prozent des globalen Volumens aus – und biete hohe Renditen.
Die bislang verfügbaren ETFs konzentrieren sich allerdings auf Papiere aus den entwickelten Finanzmärkten. Schwergewicht unter den GreenBond-ETFs ist, wenig überraschend, ein Fonds vom ETF-Platzhirsch Blackrock: der im März 2017 aufgelegte iShares-Green-Bond-ETF mit einem verwalteten Vermögen von 2,8 Milliarden Euro. Der ETF bezieht sich auf den Bloomberg-Barclays-MSCI-Green-Bond-Index. Der bildet Anleihen ab, deren Erlöse für Projekte mit unmittelbarem ökologischen Nutzen verwendet werden, vorwiegend mit Investment-Grade-Rating. Schwerpunkt im Index sind Anleihen von supranationalen Organisationen, Finanzinstituten sowie Staaten mit rund 60 Prozent. Regional ist vor allem Europa vertreten, die größten Einzelpositionen sind aktuell Staatsanleihen von Frankreich, den Niederlanden, Belgien und Italien.
Französische Innovation
Den weltweit ersten Green-Bond-ETF hat die französische Lyxor bereits 2017 aufgelegt. Dieser Lyxor-Green-Bond-ETF hat inzwischen fast 590 Millionen Euro an Kapital eingesammelt. Der zugrunde liegende Index ist der Solactive-Green-Bond-EUR-USD-IG. Der Index enthält Green Bonds mit Investment-Grade-Rating, die von Staaten, multinationalen Unternehmen oder Entwicklungsbanken aus der ganzen Welt ausgegeben wurden, in Euro oder US-Dollar. Aufgenommen werden nur Green Bonds, die von der Climate Bonds Initiative als solche klassifiziert sind.
Top-Positionen sind auch hier Staatsanleihen Frankreichs, Belgiens und der Niederlande, außerdem Irlands. Ähnlichen Charakters ist der noch recht neue L&G-ESG-Green-Bond-ETF, der auf dem J.P.- Morgan-ESG-Green-Bond-Focus-Index basiert, mit Green Bonds aus Industrie- und Schwellenländern und einem Fokus auf unabhängig überprüften grünen Anleihen.
Ausschließlich auf europäische Green Bonds konzentriert sich der UC-MSCI-European-GreenBond-ETF von Structured Invest, einer Tochter der italienischen Unicredit-Bank. Der ETF bildet den Bloomberg-Barclays-MSCI-European-Green-BondIssuer-Capped-EUR-Index ab und enthält auf Euro lautende europäische Green Bonds mit InvestmentGrade-Rating. Das Aufnahmekriterium: Die Anleihen sollen ausschließlich der Finanzierung und Refinanzierung neuer oder bestehender grüner Projekte dienen und den vier Kernkriterien der Green Bond Principles entsprechen.
Dabei bedient sich UC-ETF der Analysen von MSCI ESG Research. Das Etikett Green Bond müssen die Anleihen übrigens nicht haben. Auch hier bilden französische Anleihen den Schwerpunkt (41 Prozent), gefolgt von deutschen, niederländischen, spanischen und italienischen.
Gleichwertige Erträge
Investments in grüne Anleihen müssen nicht zwangsläufig mit Renditeverzicht einhergehen – im Gegenteil. So konnte sich der Green-Bond-Index der Bank of America Ende 2020 vom traditionellen Anleihenindex der Bank absetzen. Im Corona-Crash blieben die Green Bonds allerdings etwas hinter dem WeltAnleihenmarkt zurück.
Unterschiede beachten
In den verschiedenen Green-Bond-Indizes weicht die Zusammensetzung jeweils etwas ab. So kommen im BofA-Green-Bond-Index grüne Staatsanleihen auf rund 35 Prozent Gewicht. Im Green-Bond-Index von MSCI erhalten sie nur 25 Prozent Anteil. Dafür werden dort grüne Anleihen der Finanzinstitute mit 40 Prozent hoch gewichtet.
Ausgefallene Varianten
Aus der Reihe fällt der Franklin-Liberty-Euro-Green-Bond-ETF. Denn dabei handelt es sich um einen aktiv gemanagten ETF. Das heißt: Ausdrückliches Ziel des auf europäische Anleihen fokussierten ETF ist nicht das Tracking der Benchmark (Bloomberg-Barclays-MSCI-Euro-Green-Bond), sondern das aktive Auswählen von Anleihen. Abgesehen davon, investiert der ETF mindestens 70 Prozent in als „grün“ eingestufte Anleihen, den Rest in „klimagerechte“ Anleihen ohne das entsprechende Label. Schwerpunkte sind aktuell Green Bonds der Niederlande, Belgiens, Irlands und Deutschlands.
Neuling unter den Green-Bond-ETFs ist der erst im Juni 2021 gestartete Xtrackers-CorporateGreen-Bond-ETF. Verfügbar ist dieser ETF in den drei Varianten, die alle das gleiche Portfolio halten, aber entweder in Euro, in Dollar oder in Dollar mit Währungssicherung gegenüber dem Euro daherkommen. Der ETF versteht sich zu Recht als Alternative zu anderen Green-Bond-Fonds, die fast ausschließlich Anleihen staatlicher oder überstaatlicher Emittenten im Portfolio haben. Der Xtrackers-ETF konzentriert sich dagegen auf grüne Unternehmensanleihen mit guter Bonität (Investment-Grade). Der ETF bildet neu entwickelte Bloomberg-Indizes ab.
Auch beim Xtrackers-Green-Bond-ETF kommen übrigens Daten aus dem MSCI ESG Research zum Einsatz, wenn es um die Auswahl und Bewertung der Emittenten beziehungsweise ihrer Anleihen geht. Top-Positionen in diesem ETF sind Papiere des französischen Eisenbahnnetzbetreibers SNCF Reséau, der Investmentgesellschaft CPPIB Capital und der niederländischen ING Groep.
September 2021, © ETF Magazin
Dieser Artikel stammt aus dem aktuellen ETF Magazin. Das ETF Magazin erscheint quartalsweise in Zusammenarbeit mit Focus Money und richtet sich an Berater, Vermögensverwalter und Portfoliomanager, ist aber sicher auch für informierte Anleger interessant.
Time | Title |
---|