MOONROC Retail Banking Kompass 2021 - Deutschlands größte Bankenstudie
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München (ots) - Deutschlands größte Bankenstudie geht in eine neue Runde! Die
Corona-Krise zwingt die Welt in neue Schuldenberge, fixiert die bestehenden
Niedrigzinsen und flutet zeitgleich die Märkte mit Liquidität. Die meisten
Bankmodelle funktionieren in dieser Welt nicht mehr. Dennoch zeigen einige
Institute, wie man im neuen Bankenmarkt mit neuer Aufstellung und neuen
Produkten gewinnen kann. Mehr dazu im aktuellen MOONROC Retail Banking Kompass
2021.
BANKEN IM SPAGAT ZWISCHEN WACHSTUM UND RESTRUKTURIERUNG:
(ERGEBNISSE BANKENSTUDIE MOONROC: Retail Banking Kompass 2021)
BANKEN ALS SPIELBALL DER EZB: Mit der Politik des billigen Geldes entzieht die
EZB einigen Banken 'über Nacht' ihr Geschäftsmodell. Zeitgleich schafft sie aber
auch künstliche Entlastungen in Form der TLTROs und erzeugt mit der Geldflut
Sonderkonjunkturen, zum Beispiel im Wertpapiergeschäft, bei Immobilien, in den
Rohstoffpreisen und bei Kryptowährungen.
Dr. Torsten Stuska, Partner bei MOONROC ist der Ansicht: "Die aktuell
ordentlichen Geschäftszahlen einiger Banken dürfen nicht als erste Erfolge neuer
Bankstrategien missinterpretiert werden. Tatsächlich erzeugt die EZB über TLTROs
und mit der Flut an neuem Geld für viele Banken windfall profits. Die aktuellen
Stützungsprogramme der Zentralbanken sollten eher als Brückenfinanzierung
verstanden werden. In der Übergangszeit gilt es für Banken, ihre
Geschäftsmodelle sehr grundlegend an die neue Bankenwelt anzupassen."
GELDFLUT ERZEUGT DESPERATE MONEY: In der neuen Welt der Überliquidität gewinnen
(fast) alle Anlageklassen. Das viele neue Geld sucht verzweifelt nach
Anlagemöglichkeiten. Es gibt kaum eine Anlageklasse, die nicht von der Geldflut
profitiert. So hat sich beispielsweise die Anzahl an ETF Sparplänen in
Deutschland in den letzten zwei Jahren von 1,3 Mio. auf 2,5 Mio. nahezu
verdoppelt (+89%). Die zunehmende Bepreisung der Giro- und Spareinlagen von
Privatkunden wird günstigen neuen Anlageklassen wie ETFs weiter ein hohes
Wachstum bescheren. Bis 2025 rechnen wir mit ca. 7,5 Mio. ETF Sparkonten in
Deutschland.
Begleitende Grafik: Anzahl ETF Sparpläne Deutschland (https://www.moonroc.de/fil
eadmin/studien/Quelle_MOONROC_Anzahl_ETF_Sparplaene_in_Deutschland.png)
Alexander Schmitz, Senior Consultant bei MOONROC und Studienleiter hierzu: "Wir
erwarten einen weiteren fulminanten Anstieg alternativer Anlagemöglichkeiten.
Als einer der Hauptprofiteure wird sich die dynamische Entwicklung des
ETF-Marktes mittelfristig bestätigen. Die Anzahl der ETF-Sparpläne könnte bis
2025 auf 7-8 Mio. wachsen. Dies würde einer Verdreifachung des heutigen Standes
entsprechen."
VERTRAUEN WANDERT VON BANKEN ZU NEUEN SPIELERN: Die schwierigste Nachricht für
Banken in jüngster Zeit lautet Vertrauensverlust. Nachweislich schaffen es neue
Anbieter, Kunden Schritt für Schritt für sich zu begeistern. Sehr zum Leid der
klassischen Banken, die dachten, ihr Vertrauensvorsprung sei in Stein gemeißelt
und unverrückbar.
Was früher niemand dachte ist eingetreten. Junge Banken, Disruptoren und
FinTechs gewinnen signifikante Marktanteile und bestimmen ganze Branchentrends
im Bankwesen. Man kennt die Geschichte der ING: Als Tagesgeld-Nischenbank in
Deutschland gestartet, lange nicht ernst genommen und Jahr für Jahr größer und
besser geworden. Dass sich eine solche Story wiederholen könne, wurde als
schwierig eingeschätzt. Dass es in der Breite vielen neuen Anbietern gelingen
würde, eine ähnliche Wachstumsstory hinzulegen, galt als ausgeschlossen. Der
sehr rege oder gar exponentielle Kundenzulauf, die hohen Wachstumsraten und
Geschäftssteigerungen vieler junger Akteure sprechen jedoch eine klare Sprache.
Neue Anbieter und BigTechs besetzen zwischenzeitlich viele neue Marktgebiete und
geben dort den Takt vor. Die klassischen Banken werden Zaungäste in vielen
Wachstumssegmenten. Es fällt ihnen schwer, die Geschwindigkeit, Innovationskraft
und Investitionsbereitschaft mitzugehen. Hinzu kommt, dass die Kundenakzeptanz
gegenüber den neuen Anbietern, trotz diverser Kinderkrankheiten neuer Lösungen,
weiter steigt.
BIG-TECHS UMARMEN BANKEN: Die künstliche neue Bankenwelt ist allerdings nur eine
der Herausforderungen. Je stärker das Bankleben online stattfindet, desto
bedeutender wird die Rolle und Funktion der BigTechs. Sie besetzen vor allem die
neuen Kundenschnittstellen wie Marktplätze und Suchmaschinen im Internet, aber
auch darüber hinaus viele Medienformate.
Zeitgleich zäumen die BigTechs das Pferd von hinten auf. Denn Banken sind in
zunehmendem Maße bereit, ihre IT ausgerechnet in die Hände der BigTechs zu
legen. Während klassische Outsourcing-Angebote nur begrenzt Zustimmung von
Banken fanden, verheißt die Neuverpackung 'Cloud-Lösungen' deutlich mehr. Seit
Outsourcing-Lösungen unter dem Begriff Cloud firmieren, sind sie bei Banken
angesagt und hipp. Es gibt kaum eine Bank, die nicht auslotet, inwieweit die
Verlagerung der IT- und Rechenzentren in die Cloud helfen könnte. Die
Tech-Player nehmen diesen Ball gerne auf und freuen sich, noch tiefer in die
Prozesswelt der Banken vorstoßen zu können. Die herzliche Umarmung der
Bankenwelt durch BigTechs von zwei Seiten, der Kundenschnittstelle und der IT,
könnte bei einigen Bankhäusern allerdings noch heftige Nebenwirkungen
verursachen.
DIGITALISIERUNG ZERSTÖRT MARGEN UND TREIBT KONSOLIDIERUNG : Mit zunehmender
Digitalisierung werden die meisten Teile des Bankgewerbes zu Commodities. Das
Margenpotential der klassischen Bankprodukte sinkt. Die Digitalisierung senkt
Transaktionskosten und ermöglicht andere, digitale Vertriebs- und
Abwicklungsformen. Hinzu kommt der Niedrigzinseffekt, der Bankerträge deutlich
schrumpfen lässt. So sind die Zinserträge der deutschen Banken von 303 Mrd. EUR
im Jahr 2011 auf 162,8 Mrd. EUR in 2019 abgestürzt.
Zeitgleich zählen die Staaten im Euroraum aber weiterhin ca. 4.400 Bankhäuser.
Dies erscheint viel zu viel für ein Geschäft, welches aufgrund der Technisierung
große Investitionen benötigt und zeitgleich aufgrund des Niedrigzinses immer
geringere Erträge und Margen ermöglicht. Eine Konsolidierungswelle der Banken
ist unausweichlich.
BANKEN KÄMPFEN MIT EIGENER KOMPLEXITÄT: Banken müssen sich einem weiteren
übermächtigen Gegner stellen, der eigenen Komplexität. Viele Banken haben sich
selbst in eine Zwangsjacke aus Verfahrensvorschriften, Prozessen, Freigaberegeln
und Entscheidungs- oder Nicht-Entscheidungsgremien manövriert. In diesem Stadium
sind zwar alle Mitarbeiter beschäftigt und haben ihre Rolle, sie sind aber
hauptsächlich in den Wirrungen der internen Bürokratie und Prozesse gefangen.
Eine Weiterentwicklung des Banking Richtung Zukunft, schnelle Antworten auf neue
Möglichkeiten und neue Chancen im Markt sind in einer solchen
Organisationsstruktur kaum erreichbar. Die eigene operative Komplexität bremst
auf dem Weg der Neuausrichtung. Fast die gesamte Mannschaft ist damit
beschäftigt, das alte Banking, das alte operative Modell, weiter am Laufen zu
halten, anstatt ein neues aufzubauen. Das Problem: Für das "Daily Banking von
Morgen" reichen moderne, einfache Produkte mit einfachen Prozessen zu sehr
überschaubaren Kosten.
FILIALEN - ZWISCHEN SUBSTITUTION UND NEUER ROLLENFINDUNG : Banking funktioniert
auch ohne Filialen. Das hat sich vor allem während der Corona-Krise gezeigt.
Kunden wandern in ihrem Service- und Abschlussverhalten in andere Kanäle und
schaffen mit ihrem täglichen Kundenverhalten eine neue Realität. Doch die
Filiale muss nicht zwangsläufig zum Relikt der Vergangenheit werden. Einige
Bankprodukte, wie Baufinanzierungen, Vorsorge- und Investmentprodukte, werden
weiter eher über den persönlichen Kontakt erworben. Ein hybrider Ansatz ist hier
notwendig, der digitale und physische Touchpoints verbindet. Die Zauberwörter
lauten "convenience" und "autonomes banking".
AUF EINEN BLICK - WINNING STRATEGIES : strategische Positionierungen, mit denen
Banken aktuell am Markt gewinnen.
I. FINANCIAL ASSET RESTRUCTURING : Ein Ansatz, der überwiegend von ausländischen
Investoren wie Apollo oder Cerberus nach Deutschland getragen wurde. Das
Kernprinzip der Strategie liegt darin, die Assets der Bankbilanzen zu
restrukturieren und stellenweise über eine Adaption der Portfoliomischung und
Risikobewertungen weitere Potentiale zu heben. Private Equity Investoren formen
hier durch gezielte Akquisitionen neue Banken, die über eine Restrukturierung
der Assets und eine entsprechend gelagerte Gesamtstrategie profitables Wachstum
in einem scheinbar gesättigten Markt erzeugen. Getragen wird dieser Ansatz von
der Nullzinspolitik der Zentralbank. Deutsche Marktteilnehmer sind bislang noch
nicht auf den Asset-Restructuring-Zug aufgesprungen. Sie orientieren sich
überwiegend an dem Credo Risiken weitestgehend zu vermeiden. Andere Akteure
sehen in Risiken auch deutliche Chancen. Jedes Risiko hat demnach seinen Preis
(NPLs). Von diesem Punkt an gilt es, aktiv mit dem Portfolio und den Risiken zu
arbeiten, um in der Gesamtbilanz wieder wachsen zu können.
II. TECH-BANKING UND KONTEXTUALISIERUNG : Bei dieser Strategie positionieren
sich Marktteilnehmer als technologieorientierte Angreifer im Bankenmarkt.
Während viele etablierte Bankhäuser mit Legacy Problemen zu kämpfen haben und
mit dem Abbau von organisational/technical Debt beschäftigt sind, profitieren
die Angreifer von einer neuen und gut skalierbaren technologischen
Infrastruktur. Findet man einen Angriffspunkt über ein attraktives Produkt im
Markt, gelingt oft eine dynamische Wachstumsentwicklung. Meist ist der
niedrigere Preispunkt ein entscheidendes Kriterium. Werden parallel die
Funktionalitäten der neuen Produkte iterativ ausgeweitet, um weitere
Kundenmehrwerte zu schaffen, entsteht ein tragfähiges Konzept. Die Kombination
aus "fast kostenlos" und "gesteigerter neuer Funktionalität" zieht im großen
Stil neue Kundensegmente an. Beispiele sind Neobroker, Raisin, Nubank, Revolut,
Kryptobroker und -börsen, Robo Advisor und Vergleicher.
Ein anderer Ansatz der Tech-Banking-Strategie besteht in der Kontextualisierung
der Banking-Dienstleistung in einen anderen Leistungszusammenhang (embedded
finance). Klarna integriert beispielsweise das Thema Kredit- bzw.
Factoring-Lösungen nahtlos im Online-Shopping und seit 2019 über ihre
Kreditkarte auch am PoS und in Apple Pay. Auch BigTechs werden zukünftig einen
ähnlichen Ansatz wählen und zunehmend ihre Banking-Angebote auf ihren eigenen
Plattformen integrieren.
III. BANKING-MONOPOLE ALS SCHUTZSCHILD: Bei diesem Ansatz gelingt es
Marktteilnehmern, ihr Kundensegment durch den Aufbau bestimmter
Schutzmechanismen gegenüber Wettbewerbern abzuschirmen. Je nach Positionierung
des Bankhauses ist die Abgrenzung des Marktsegments mehr oder weniger stark
ausgeprägt. Ein Beispiel sind die Sparkassen, die seit jeher als
öffentlich-rechtliche Institute sehr stark in ihrem Regionalgebiet verwurzelt
sind. Diese Verwurzelung erzeugt eine geografische Spezialisierung, durch die es
einigen Sparkassen gelingt, die für ihr spezielles Marktgebiet richtigen
Angebote zu unterbreiten. Andere Institute, wie die BBBank oder apoBank
fokussieren sich auf ein besonderes Kundensegment mit speziellen Produkt- und
Service-Bedürfnissen. Deutlich sichtbar wird das Potential eines solchen
Ansatzes auch im Bereich Automobilbanking. Hier speziell im Captive Finance
Segment. Das Ergebnis vor Steuern der VW Financial Services lag mit 1,26 Mrd.
EUR im Geschäftsjahr 2019 nahezu gleichauf mit der ING Deutschland (1,35 Mrd.
EUR). Ein gut abgrenzbares Kundensegment, das man im Idealfall fast für sich
alleine bearbeiten kann, zeichnet das Monopol-Banking aus.
Die vollständige MOONROC-Studie "Retail Banking Kompass 2021" können sie hier
bestellen (https://www.moonroc.de/insights/studien/studien-bestellen) .
Über MOONROC:
Als führende Managementberatung berät und unterstützt MOONROC vor allem das
Top-Management deutscher DAX und MDAX Unternehmen in Fragen der Strategie,
digitalen/agilen Transformation, Vertrieb, Operations, IT und M&A. Das Angebot
reicht von der Konzeption neuer Strategien über die Transformation zu einer
agilen Organisation und der Entwicklung und Realisierung neuer, digitaler
Geschäftsmodelle bis hin zur hochprofessionellen Steuerung komplexer Programme.
Die Berater/innen bei MOONROC zählen zu den führenden Experten/innen auf ihrem
jeweiligen Fachgebiet. Sie unterstützen ihre Kunden in einer Vielzahl von
Branchen wie Financial Services, Travel & Transport oder Public & Professional
Services.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.moonroc.de/ und LinkedIn
(https://www.linkedin.com/company/moonroc-advisory-partners-gmbh)
Pressekontakt:
Sophie Etscheid
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