Seit Juni notieren an Xetra die ersten ETPs für Kryptowährungen. Sie bieten einige Vorteile
2. September 2020. MÜNCHEN (ETF Magazin). Zuerst wurden Waren getauscht, dann mit Gold und Silber bezahlt, später dann Schuldscheine beglichen, mit Papiergeld bezahlt und die Kreditkarte benutzt. Jetzt kommen Kryptowährungen in Mode. Bitcoin ist wohl die größte und bekannteste unter den vielen tausend Kryptowährungen, die es momentan weltweit gibt – und Bitcoin ist Währung, Zahlungssystem und Spekulationsobjekt in einem. Bitcoin ist eine rein digitale Geldeinheit in einem eigenständigen autarken, weltumspannenden, digitalen Zahlungssystem, das „Peer to Peer“ funktioniert, ohne dass Zentralbanken oder Finanzintermediäre dazwischengeschaltet sind. Die wachsende Bedeutung wird auch auf offizieller Seite gesehen. Anfang März 2020 bestätigte die deutsche Regulierungsbehörde BaFin, dass sie Kryptowährungen nun offiziell als Finanzinstrumente anerkennt.
Was lange fehlte, war ein ETP, ein Exchange Traded Product, das Investitionen in Kryptowährungen auf transparente und einfache Weise ermöglicht. Jetzt gibt es auch solche Vehikel. Im Juni hat die britische ETC Group in Zusammenarbeit mit dem ETF-Spezialisten HANetf auf Xetra die weltweit erste börsennotierte Kryptowährung gelistet, die über ein zentrales Clearing-System abgewickelt wird. Die BTCetc – Bitcoin Exchange Traded Crypto (ISIN: DE000A27Z304) bildet den Preis des Bitcoin 1 : 1 nach.
Bei BTCetc handelt es sich nicht um einen börsengehandelten Fonds und damit automatisch geschütztes Sondervermögen, sondern um eine Inhaberschuldverschreibung, deren Qualität von der Bonität des Emittenten abhängt. Um das Geld der Anleger zu schützen, wird das Vermögen des BTCetc vollständig durch Bitcoins hinterlegt. Diese werden bei einer regulierten Depotbank offline, im sogenannten Cold Storage zentral aufbewahrt.
Kurz nachdem ETC Group und HANetf den Schritt auf die Xetra-Plattform gemacht hatten, kam dann auch ein weiteres Kryptoprodukt an die Deutsche Börse, emittiert von 21Shares aus Zug in der Schweiz. Der 21Shares-Bitcoin-ETP (ISIN: CH0454664001) war zunächst an der SIX Swiss Exchange notiert, hatte dann an der Börse Stuttgart seinen Markteintritt in Deutschland und ist seit Ende Juni auf Xetra handelbar.
21Shares bietet darüber hinaus noch weitere elf börsengehandelte Krypto-Papiere an. Erhältlich sind ETPs auf kleinere Krypto-Einzelwährungen wie Ethereum, Ripple XRP und Tezos. Auch ein ETP auf einen ganzen Krypto-Währungskorb wird von 21Shares angeboten. Neben den beiden besicherten Exchange Traded Products gibt es auch noch einige nicht besicherte Exchange Traded Notes, also börsengehandelte Zertifkate auf Bitcoin, so etwa von Vontobel (ISIN: DE000VL3TBC7) aus der Schweiz und von XBT Provider AB (ISIN: SE0007525332) aus Schweden, die beide in Stuttgart gehandelt werden.
Doch wozu braucht es eigentlich einen Bitcoin-ETP? Wer von steigenden Bitcoin-Kursen profitieren will, kann schließlich selbst Euros oder Dollars in die digitale Währung tauschen. Die neuen börsengehandelten ETPs machen es Anlegern sehr leicht, in Bitcoin zu investieren. Statt Wallets für den physischen Bitcoin einzurichten und kryptografische Schlüssel zu verwalten, kaufen und verkaufen Anleger Bitcoin an regulierten Börsen so einfach wie Aktien. Bei dem ETP von ETC Group und HANetf gibt es sogar die Möglichkeit, Anteile direkt gegen Bitcoin einzulösen. Dazu kommen zwei weitere Vorteile der Bitcoin-ETP. Zum einen erfolgt die Abwicklung nicht – wie sonst meist üblich – bilateral mit einer Bitcoin-Wechselstube im Internet, sondern zentral über das Clearing-System der Deutschen Börse. Für den Anleger bedeutet das mehr Anonymität und vor allem auch ein geringeres
Kontrahentenrisiko.
Zum anderen ist die Deutsche Börse einer der zehn größten Handelsplätze weltweit und Xetra die größte ETF-Börse Europas. Weil mit BTCetc erstmals eine Exchange Traded Cryptocurrency an einer Top-Börse gelistet ist, profitieren Anleger von großer Liquidität und höchsten Regulierungsstandards. Bisher waren Bitcoin-ETPs entweder nur an regionalen Börsen gelistet oder an Börsen außerhalb der EU, was den Zugang erschwerte.
Schwere Bedingungen
Die Produktkategorie, die für die Kryptowährungen nach wie vor fehlt, sind ETFs, also echte Investmentfonds mit Sondervermögen. Zwar haben verschiedene Anbieter in den USA seit 2016 wiederholt versucht, Exchange Traded Funds auf Bitcoin auf den Markt zu bringen, sind dabei aber immer an der US-Börsenaufsicht gescheitert. In der Regel erteilt die SEC einem ETF ihren Segen, wenn entweder der Markt des Basiswerts gegenüber Marktmanipulationen resistent ist oder Überwachungsvereinbarungen mit einem regulierten Markt von signifikanter Größe bestehen.
Dass die SEC diese Bedingungen beim Bitcoin nicht erfüllt sieht, überrascht etwas. Der Markt für Kryptowährungen ist in den letzten Jahren gewachsen und professioneller geworden. Arbitrage zwischen verschiedenen Bitcoin-Spotmärkten ist möglich und vor allem existiert seit Ende 2017 an der Chicago Mercantile Exchange ein regulierter Markt für Bitcoin Futures.
Vermutlich sind die großen Qualitätsunterschiede der einzelnen Bitcoin-Börsen der eigentliche Grund für das Nein der SEC. Unter den Handelsplätzen gibt es sowohl solche, die alle regulatorischen Vorgaben einhalten, als auch weniger bekannte kleine, die ihre Volumina frisieren, etwa indem sie durch sogenannte wash trades, den gleichzeitigen Kauf und Verkauf einer Kryptowährung, ihre Handelsaktivitäten aufblasen.
Auch in Deutschland sind aufgrund der gesetzlichen Vorschriften keine ETFs auf einzelne Kryptowährungen zu erwarten. Gesetz und Aufsichtsbehörden verlangen von einem Fonds bzw. ETF unter anderem ein diversifiziertes Portfolio mit mehreren verschiedenen Positionen – eine Hürde, die bislang in Deutschland auch Gold-ETFs verhinderte. Vor diesem Hintergrund ist das Listing der Bitcoin-ETPs von ETC Group und 21Shares an einer renommierten Börse wie Xetra vielleicht ein richtungsweisender Schritt.
von Alfons Niederländer, © August 2020, ETF Magazin
Dieser Artikel stammt aus dem aktuellen ETF Magazin. Das ETF Magazin erscheint quartalsweise in Zusammenarbeit mit Focus Money und richtet sich an Berater, Vermögensverwalter und Portfoliomanager, ist aber sicher auch für informierte Anleger interessant.
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