Künstliche Intelligenz und kräftig sprudelnde Gewinne befeuern die Aktien von Hard- und Software-Anbietern. Mit den richtigen ETFs lässt sich der Bulle reiten, erwartet das ETF Magazin.
8. März 2024. MÜNCHEN (ETF Magazin). Dieser Bulle ist offensichtlich nicht zu stoppen. Seit Wochen erreichen die wichtigsten Aktienindizes der Welt immer wieder neue Rekordwerte. Wir alle wissen, was dahintersteht. Es ist der Durchmarsch der Technologie-Werte, getrieben von den unglaublichen Möglichkeiten, die uns die Künstliche Intelligenz (KI) verspricht. Doch im Gegensatz zur Zeit der Internet-Euphorie vor 25 Jahren sind es heute nicht nur Hoffnungen, die die Kurse der Technologie-Aktien nach oben treiben. Heute sind die Zugpferde nicht unprofitable Start-ups, sondern etablierte Konzerne, die jedes Jahr höhere Gewinne einfahren.
Ewig wird diese Rally wohl nicht dauern, aber warum sollte sie morgen schon zu Ende sein? Im Vergleich zu den Bullen-Märkten der Vergangenheit ist die laufende Hausse jung. Nach Angaben von Ned Davis Research dauerte der durchschnittliche US-Bullenmarkt seit 1930 genau 694 Tage. Die aktuelle Hausse ist mit 344 Tagen gerade einmal halb so alt. Aber sind gerade die Technologie-Aktien inzwischen nicht viel zu hoch bewertet? Baut sich eine neue Blase auf?
„In meinen mehr als 50 Jahren im Investmentgeschäft habe ich schon einige Übertreibungen erlebt – aber im Moment kann ich am US-Aktienmarkt keine Blase erkennen“, erklärt Ray Dalio, der Gründer des legendären Bridgewater-Fonds. Selbst die glorreichen Sieben, Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla, seien noch nicht überrissen hoch bewertet, schrieb Dalio Ende Februar auf seiner LinkedIn-Seite.
Chen Zhao, Chef-Stratege des unabhängigen kanadischen Analyse-Hauses Alpine Macro, erkennt starke Parallelen zur zweiten Hälfte der 90er-Jahre. Damals hätten die „vier Reiter“ Intel, Cisco, Microsoft und Dell, die Börse zu neuen Höhen geführt. Heute übernähmen diese Aufgabe die glorreichen Sieben. Wenn die US-Zentralbank Fed, wie erwartet, in der zweiten Jahreshälfte mit ihren Zinssenkungen beginnt, wird das nach seiner Einschätzung eine ähnliche Reaktion am Aktienmarkt auslösen wie damals. „Angeführt von den großen Technologie-Werten werden die Aktienkurse weiter kräftig steigen“, prognostiziert Zhao.
Die richtigen ETFs
Wer an der Tech-Rally teilhaben will, ist im Grunde schon ganz gut mit einem preiswerten und liquiden ETs auf den S&P-500-Index bedient. Im S&P-500-Index kommen Technologie-Aktien inzwischen auf ein Gewicht von mehr als 30 Prozent. Die glorreichen Sieben stellen zusammen gut 25 Prozent. Noch höheres Gewinnpotenzial als der Gesamtmarkt versprechen jedoch ETFs, die fokussiert in Technologie-Aktien investieren.
Eine der einfachsten Möglichkeiten dazu ist ein ETF, der den Nasdaq-100-Index abbildet. Dieser Index enthält die 100 größten Aktien der US-Börse Nasdaq, an der die meisten Technologieaktien gelistet sind. Im Nasdaq-100-Index stellen die Tech-Werte aktuell 51 Prozent des Gesamtvolumens, gefolgt von Aktien aus dem Bereich Kommunikationsdienstleistungen mit 16 Prozent Anteil. Nicht vertreten sind in diesem Index Aktien aus der Finanzbranche. Auch Titel aus andere Sektoren wie Immobilien, Grundstoffe, Energie, Versorgung und Industrie fehlen fast vollständig. Doch nicht nur in Bezug auf die Branchen ist der Nasdaq-100-Index sehr konzentriert: Neun große Technologie-Giganten stellen 45 Prozent des Index, neben den Glorreichen gehören die Chip-Hersteller Broadcom und AMD zu dieser Spitzengruppe.
Mehr als ein Dutzend ETFs auf den Nasdaq-100-Index notieren an der Deutschen Börsen. Die bei Weitem größten Nasdaq-100-ETFs haben iShares und Invesco im Programm. Sie glänzen auch mit hoher Liquidität und geringen Geld-Brief-Spannen. So beträgt das Xetra-Liquiditätsmaß (XLM) des elf Milliarden Euro schweren iShares Nasdaq-100 USD ETFs nur drei Basispunkte. Leider verlangen die Platzhirsche für diese beiden ETFs auch die höchsten Gebühren (TER) von 0,33 Prozent respektive 0,30 Prozent pro Jahr. Preiswerter – und ebenfalls sehr liquide – sind die Nasdaq-100-ETFs von Amundi und Xtrackers. Auch von Invesco gibt es preiswertere ETFs als den EQQQ. Den günstigsten ETF auf den Index bietet AXA Investment Managers mit laufenden Kosten von nur 0,14 Prozent.
Für alle, denen die hohe Gewichtung der glorreichen Sieben im Index Bauchschmerzen bereitet, gibt es eine Ausweichmöglickeit. Der Invesco Nasdaq-100-Equal Weight-ETF enthält alle Titel des Original-Nasdaq-100-Index, jedoch werden in diesem ETF alle Aktien gleich stark gewichtet. Jedes Indexmitglied kommt deshalb auf ein Gewicht von nur noch einem Prozent. Gegenwärtig sind einige Aktien, vor allem Nvidia und Meta, etwas höher gewichtet, da sich die Ausgangsgewichte ja aufgrund der unterschiedlichen Kursentwicklung der Aktien mit der Zeit leicht verschieben. Doch alle drei Monate werden die Gewichte wieder auf das Ausgangsniveau von einem Prozent zurückgeführt. Ein Investment in diesen ETF könnte sich also lohnen, wenn künftig nicht mehr allein die glorreichen Sieben den Takt vorgeben, sondern andere Technologie-Werte nach vorne preschen.
Ganz gezielt auf Aktien aus dem Bereich Informationstechnologie setzen zwei ETFs von iShares. Der iShares MSCI World Information Technology ETF enthält aktuell 156 sehr große Tech-Werte aus verschiedenen Industrienationen. US-Aktien dominieren zwar auch in diesem ETF mit mehr als 80 Prozent Anteil, doch vertreten sind auch Kursraketen aus Europa (z.B. ASML und SAP) sowie aus Japan (Tokyo Electron). Der iShares S&P 500 Information Technology ETF enthält dagegen nur jene 64 Aktien, die im S&P-500-Index dem Sektor Informationstechnologie zugeordnet sind.
Beide Branchen-ETFs sind naturgemäß noch höher konzentriert als der Nasdaq-100-Index. Die zehn größten Positionen stellen jeweils um die 70 Prozent des ETF-Vermögens. Außerdem wichtig zu wissen: In beiden ETFs belegen drei (!) der glorreichen Sieben die Hälfte des gesamten ETF-Portfolios: Microsoft, Apple und Nvidia. Die restlichen vier fehlen jedoch. Der Grund: Amazon, Alphabet, Meta und Tesla gehören nach der GICS-Sektor-Klassifizierung nicht zum Sektor Informationstechnologie, sondern zu Konsumgütern bzw. Kommunikationsdienstleistungen.
Fokussierte Investments
Eine andere Möglichkeit auf den Durchmarsch der Künstlichen Intelligenz und die Erfolge der Technologie-Branche zu setzen, bieten einige spezialisierte Themen-ETF. Besonders lukrativ waren zuletzt Investments in n Chip-Hersteller. So legte etwa der Amundi MSCI Semiconductors ESG ETF in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 80 Prozent zu. Kein Wunder: Schließlich laufen KI-Anwendungen nicht ohne besonders leistungsfähige Halbleiter. Bis auf Weiteres bleibe deshalb die Nachfrage nach KI-Chips größer als das Angebot, versichert Jensen Huang, Chef des KI-Chip-Giganten Nvidia.
Der Amundi-ETF enthält 79 Chip-Aktien aus aller Welt, darunter auch wichtige Zulieferer wie ASML. Wie in den anderen Technologie-ETFs sind auch hier US-Titel mit einem Anteil von fast drei Viertel führend. Besonders entscheidend für die gute Wertentwicklung des ETFs dürfte die Nvidia-Aktie gewesen sein, die etwa ein Drittel das ETF-Vermögens stellt. Jeweils auf knapp zehn Prozent Anteil kommen Broadcom und Taiwan Semiconductor. Gemeinsam machen also diese drei Aktien mehr als die Hälfte des ETFs aus.
Damit künstliche Intelligenz ein Erfolg wird, braucht es auch leistungsfähige Cloud-Rechenzentren. Schließlich basiert die Technologie auf der Verarbeitung riesiger Datenmengen und benötigt extrem leistungsfähige Computer. Microsoft, Amazon und Google dominieren den Markt, doch in der Welt des Cloud-Computing noch viele andere erfolgreiche Unternehmen. Im Frist Trust Cloud Computing ETF finden sich 64 Aktien großer und kleinerer Cloud-Anbieter. Dabei werden die Unternehmen im ETF entsprechend ihrer Cloud-Exposure gewichtet. Zu den Top-Positionen gehören Pure Storage, Arista, Nutanix und Amazon.
Eng verbunden mit Informationstechnologie und Künstlicher Intelligenz ist auch das Thema Online- und Datensicherheit, denn auch Hacker arbeiten heute effektiver mit KI. Cyber-Security-Unternehmen profitieren insofern vom zunehmenden KI-Einsatz und nutzen selbst KI für die Entwicklung immer besserer Schutzschilde. Der bereits 2015 aufgelegte Cyber-Security-ETF des britischen Anbieters Legal & General (L&G) fasst knapp 50 Unternehmen aus dem Sektor Datensicherheit zusammen. Das Portfolio enthält Software-Anbieter, Cloud-Betreiber, Spezialisten für Netzwerksicherheit und Hardware-Hersteller.
Die vielleicht größten Gewinner. Direkt auf den KI-Boom fokussiert der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data ETF. Der ETF investiert in Unternehmen, die steigende Gewinne aus Entwicklungen wie Deep Learning, Cloud-Computing, Bild- und Spracherkennung, Sprachverarbeitung, Chatbots und verwandten Themen erzielen oder erzielen werden. Der ETF verwendet dabei selbst KI-Technologie, um aussichtsreiche Aktien zu identifizieren. Sein KI-basierter Filter-Prozess basiert auf Schlüsselwörtern und einer Analyse von Patentdatenbanken. Aktuell finden sich 87 Titel im ETF-Portfolio. Neben vielen KI-Spezialisten hält der ETF auch Aktien von Unternehmen aus dem Bereich Datenverarbeitung und -sicherheit. Zu den Top-Positionen gehören auch hier die Giganten der US-Technologieszene – aber unter Rendite-Aspekten dürfte das ja kein Fehler sein.
Von Uli Kühn, März 2024, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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