Fans von Technologieaktien mussten 2022 einiges einstecken, dieses Jahr sieht es besser aus. Auch ETF-Anleger*innen steigen ein. Klassische Tracker von US-, globalen und europäischen Aktien sind ebenfalls gesucht.
7. März 2023. Frankfurt (Börse Frankfurt). Im ETF-Geschäft hält die Kauflaune an. Kein Wunder: Es läuft rund an den Aktienmärkten. Der DAX ist seit Jahresanfang um fast 12 Prozent gestiegen, der S&P 500 immerhin noch um knapp 6 Prozent. Besonders auffällig im ETF-Handel: die hohen Zuflüsse in Technologie-Indexfonds. „Da sehen wir sehr viele Käufe“, erklärt Frank Mohr von der Société Générale. Nach Anstieg, Rücksetzer und Wiederanstieg in diesem Jahr kommt der US-Technologieindex Nasdaq 100 mittlerweile auf ein Plus von 13 Prozent.
Insgesamt meldet Mohr hohe Umsätze und Zuflüsse in US- und globale Aktien ebenso wie in Aktien aus der Eurozone. „Bei deutschen Aktien ist das Geschäft ausgeglichen.“ Fabian Wörndl von Lang & Schwarz berichtet von regen Umsätzen in MSCI World- und S&P 500-Trackern. Auch bei der Baader Bank ist viel los: „Bei anziehenden Umsätzen hatten wir parallel zu den steigenden Aktienmärkten rund 85 Prozent mehr Käufe als Verkäufe“, stellt Holger Heinrich fest.
„Über das gesamte Spektrum“
„Insgesamt haben die Kunden über das gesamte Spektrum wieder beherzt zugegriffen“, ergänzt Heinrich. Auf den Einkaufslisten fänden sich Nasdaq-Tracker mit ESG-Filter wie der Invesco Nasdaq 100 ESG (IE000COQKPO9) und S&P-Tracker wie der UBS S&P 500 (IE00B7K93397), aber auch Minimum Volatility-Produkte wie der iShares Edge MSCI USA Minimum Volatility ESG (IE00BKVL7331), ebenfalls mit Nachhaltigkeitsfilter. „Etwas stärker in der Nachfrage waren globale Standardprodukte (IE00BMZ17W23), aber auch ETFs mit Schwerpunkt dividendenstarke Papiere (IE00077FRP95)“, berichtet Heinrich. Was europäische Aktien angeht, würden vor allem Large Cap-Produkte gekauft, beispielsweise der iShares MSCI EMU Large Cap (IE00BCLWRF22).
Wieder ruhiger geworden ist es Mohr zufolge bei den zuvor stärker beachteten Schwellenländer-ETFs. „Da ist aktuell deutlich weniger los.“ Wörndl berichtet noch von vermehrten Käufen, etwa des iShares EM Dividend (IE00B652H904). Der bildet Unternehmen aus Schwellenländern mit hohen Dividendenrenditen ab.
Tech-Aktien gesucht, Energieaktien nicht mehr
In den Portfolios landen laut Mohr außerdem der Xtrackers MSCI World Information Technology (IE00BM67HT60) und der iShares Automation & Robotics (IE00BYZK4552). Die Kurse sind seit Jahresanfang um 15,3 Prozent und 16,4 Prozent gestiegen.
Auf leichte Verluste kommen hingegen Aktien von Goldproduzenten: Mohr registriert Zu- und Abflüsse gleichermaßen (<LU0488317701>, IE00B6R52036), Wörndl mehr Käufe. Energie-Aktien stehen laut Société Générale meist auf den Abgabelisten, zum Beispiel der iShares S&P 500 Energy Sector (IE00B42NKQ00). „Das könnten Gewinnmitnahmen nach dem starken Kursanstieg 2021 und 2022 sein.“
Kurzfristig orientierte Anleger*innen spekulieren auf die weitere Entwicklung des Gaspreises: Bei Lang & Schwarz geht sehr viel um in Gas-ETCs von WisdomTree mit Hebel 3, long und short (IE00BLRPRG98, IE00B76BRD76).
Mohr
Anleihen-ETFs: Gemischte Vorlieben
Unternehmens- oder Staatsanleihen – beides ist derzeit gefragt. Laut Mohr wird auf US-Staatsanleihen und europäische Unternehmensanleihen mit Laufzeit von bis zu drei Jahren (IE00BC7GZW19) gesetzt, aber auch auf gemischte Portfolios mit europäischen ESG-Anleihen (IE00B3DKXQ41).
Laut Heinrich geht auch ein eher ungewöhnliches Produkt im Moment gut weg: der BlackRock ESG Multi-Asset Conservative Portfolio-ETF (IE00BLP53M98). Dabei handelt es sich um einen aktiv gemanagten ETF, der eher konservativ auf unterschiedliche Anlageklassen setzt, derzeit zu 84 Prozent auf Anleihen und 12 Prozent auf Aktien, der Rest fließt in Cash. Mit 14 Millionen an eingesammelten Geldern ist der im September 2020 aufgelegte ETF allerdings sehr klein.
Je größer, je besser?
Einige ETFs sind mit dem Boom am Markt enorm groß geworden. Die beiden größten ETFs, iShares Core-Produkte auf den S&P 500 (IE00B5BMR087) und den MSCI World (IE00B4L5Y983), kommen auf ein Fondsvolumen von 50 und 45 Milliarden Euro, wie aktuelle Zahlen von justETF zeigen. Auf den Folgeplätzen der „Größtenliste“ finden sich der S&P 500-Tracker von Vanguard (IE00B3XXRP09) mit immerhin noch knapp 27 Milliarden Euro sowie der iShares Core MSCI Emerging Markets (IE00BKM4GZ66>), der iShares Core FTSE 100 (IE0005042456) und weitere S&P 500-Tracker von iShares (IE0031442068) und Invesco (IE00B3YCGJ38) mit jeweils 11 bis 15 Milliarden Euro. In der Top-Liga mit spielen übrigens auch Gold-ETCs: Der Invesco Physical Gold (IE00B579F325), Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) und der iShares Physical Gold (IE00B4ND3602) verwalten alle rund 13 Milliarden Euro an Geldern.
„Natürlich können auch ETFs mit einem kleinen Fondsvolumen interessant für einen Anbieter sein und langfristig am Markt existieren“, erklärt justETF-Gründer und -Geschäftsführer Dominique Riedl. Er verweist aber auf das Risiko von Fondsschließungen bei kleinen und die Kostenvorteile von großen ETFs. „Mit zunehmender Größe steigt außerdem die Anzahl der sich im Umlauf befindlichen Anteile eines ETF. Das sorgt für geringere An- und Verkaufsspannen.“ Mehr dazu: https://www.justetf.com/de/news/etf/etfs-und-fondsvolumen.html.
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von: Anna-Maria Borse, 7. März 2023, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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