Während US-Aktien derzeit gefragt sind, werden europäische Aktien meist ignoriert. Schnäppchenjäger blicken zudem gen China. Der wieder gestiegene Ölpreis lässt viele auf Ölproduzenten setzen.
31. Mai 2022. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nach den hohen Abflüssen Mitte des Monats geht der Trend nun wieder klar zu ETF-Käufen. Gesucht sind derzeit vor allem US-Aktien, gefolgt von Welt-Aktien, wie Frank Mohr von Société Générale erklärt. „ETFs auf europäische Aktien machen derzeit nicht einmal 10 Prozent der Umsätze aus, das ist ungewöhnlich wenig.“ Hubert Heuclin von BNP Paribas kann – bei insgesamt niedrigen Umsätzen – keine klaren Favoriten ausmachen: Globale und US-Aktien seien gefragt ebenso wie europäische, allerdings nicht unbedingt solche aus der Eurozone.
Für etwas mehr Zuversicht sorgt aktuell das nahende Ende des Lockdowns in Shanghai: Ab morgen sollen erste Einschränkungen fallen. Die extrem hohen Mai-Inflationsraten von 7,9 Prozent in Deutschland und 8,1 Prozent in der Eurozone bremsen dabei nur leicht aus. Der DAX steht am Dienstagmittag bei 14.465 Punkten nach 14.575 gestern. Auch S&P 500 und Nasdaq haben einen Teil der deutlichen Verluste in diesem Jahr wieder wettmachen können. „Diese Woche könnten mit sinkenden Gewinnprognosen und rückläufigem Wachstum aber Zweifel an der Bärenmarktrally aufkommen“, meint Heuclin.
Verkaufsschlager S&P 500
„US-Aktien sind klar der Treiber“, bemerkt Mohr. Er berichtet von Zuflüssen in den SPDR S&P 500 ESG Leaders (IE00BH4GPZ28), den Invesco MSCI USA (IE00B60SX170) und den iShares Core MSCI World (IE00B4L5Y983). Auf den Einkaufslisten der BNP-Kund*innen stehen klassische S&P 500-Tracker von iShares (IE00B5BMR087) oder Vanguard (IE00B3XXRP09) und ebenfalls der iShares Core MSCI World.
Mohr
Was europäische Aktien angeht, sind laut Heuclin allenfalls die Nachhaltigkeitsvarianten der großen Indizes beliebt, etwa der iShares MSCI Europe ESG Screened (IE00BFNM3D14) und der BNP Paribas Easy MSCI Europe SRI S-Series PAB 5% Capped (LU1753045415). Klassische Euro Stoxx 50-ETFs (FR0007054358) fliegen hingegen aus den Portfolios. Von DAX-Trackern wollen Anleger derzeit offenbar auch nicht viel wissen: Mohr meldet Verkäufe aus dem iShares Core DAX (DE0005933931).
Mutige kaufen Chinas Aktien
Erste Lockerungen in China und etwas besser als erwartet ausgefallene Einkaufsmanagerdaten lassen Anleger*innen auch wieder nach chinesischen Aktien greifen. Torben Bendt von Lang & Schwarz registriert großes Interesse am iShares MSCI China (IE00BQT3WG13). Der hat sich zuletzt etwas erholt, verbucht seit Jahresanfang aber immer noch ein Kursminus von 17 Prozent.
Gut an kommen laut Heuclin zudem – wie in den Vorwochen – Value-Aktien, etwa mit dem Xtrackers MSCI World Value (IE00BL25JM42). Value-Aktien erweisen sich derzeit als Stabilitätsanker in den Portfolios: Der Xtrackers MSCI World Value kommt seit Jahresanfang auf ein Plus von 2 Prozent, während der marktbreite Xtrackers MSCI World 7,8 Prozent verloren hat.
„Vieles dreht sich um Öl“
Was Branchen-ETFs angeht, interessieren derzeit vor allem die Grundstoff-, die Gesundheits- und die Energiebranche. „Die sonst so umsatzstarken Technologieaktien sind ‚unter ferner liefen“, stellt Mohr fest. Bei Grundstoff-ETFs dominieren die Verkäufe, etwa im Lyxor NYSE Arca Gold BUGS (<LU0488317701>) und im VanEck Gold Miners (IE00BQQP9F84), die beide Goldproduzenten abbilden. Dafür setzen Anleger auf den iShares Stoxx Europe 600 Health Care (DE000A0Q4R36) und den L&G Healthcare Breakthrough (IE00BK5BC677). Klar gesucht sind auch Energieaktien, etwa mit dem iShares S&P 500 Energy Sector (IE00B42NKQ00).
Energie ist auch das große Thema bei Lang & Schwarz. „Bei uns dreht sich ganz viel um Öl“, schildert Bendt die Lage. Sehr viele Käufe beobachtet er für den iShares Oil & Gas Exploration & Production (IE00B6R51Z18) und den iShares MSCI World Energy Sector (IE00BJ5JP105), aber auch für Öl-ETCs wie den WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (<DE000A2BDEB6>). Der Ölpreis nimmt wieder Kurs auf 120 US-Dollar je Barrel Brent, am Dienstagmittag liegt der Preis nur noch knapp darunter. Hintergrund sind Aussichten auf ein vermindertes Angebot aus Russland infolge neuer EU-Sanktionen.
Kasse machen bei inflationsgeschützten Anleihen
Im Geschäft mit Anleihen-ETFs ist kein Muster erkennbar: Heuclin zufolge geht der Trend hin zu Staatsanleihen, vor allem aus den USA (IE00B1FZS798), aber auch aus Deutschland. Mohr berichtet von hohen Umsätzen im SPDR Bloomberg Euro Government Bond (IE00B3S5XW04) mit europäischen Anleihen – allerdings in beide Richtungen. Chinas Staatsanleihen (IE00BYPC1H27) werden von BNP-Kund*innen weiter verkauft.
Zuspruch finden laut Heuclin US-Unternehmensanleihen (IE0032895942) und – mit dem SPDR Bloomberg SASB 0-3 Year Euro Corporate ESG (IE00B6YX5H87) – kurzlaufende Unternehmensanleihen aus der Eurozone mit Nachhaltigkeitsfokus. Variabel verzinste Unternehmensanleihen werden dagegen abgestoßen, wie Mohr feststellt, etwa mit dem Amundi Floating Rate Euro Corporate ESG (LU1681041114).
Abgegeben werden von Kund*innen der BNP Paribas mittlerweile auch wieder inflationsgeschützte Anleihen, etwa mit dem Lyxor EUR 2-10Y Inflation Expectations (LU1390062245). Der hatte sich bis Anfang Mai extrem gut entwickelt, hat zuletzt aber nachgegeben.
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von: Anna-Maria Borse 31. Mai 2022, © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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