Die kurzzeitige Schwäche am Aktienmarkt sehen Analysten unter anderem im Zusammenhang der sommerlichen Anlegerzurückhaltung. Technisch bleibt der DAX übergeordnet im Aufwärtsmodus. Wo die Reise kurzfristig hingeht, ist offen.
26. Juli 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Vom kurzen Sommergewitter erholten sich die Aktienmärkte recht schnell wieder. Am Ende erreichte der DAX mit einem Schlusskurs von 15.669 Punkten ein Wochenplus von 0,8 Prozent, der MDAX markierte einen neuen Höchstwert. An der Wallstreet verbuchten Dow Jones Industrial, Nasdaq 100 und der marktbreite S&P 500 ebenfalls Spitzenwerte. In die neue Woche startete der hiesige Bluechip-Index mit 15.586 Punkten etwas schwächer.
US-Notenbank hält Kurs
Einen Grund für den zurückgekehrten Optimismus lieferte hierzulande unter anderem die Europäische Zentralbank. Mit der Anpassung ihrer so genannten Forward Guidance sehen Analysten die Niedrigzinspolitik auf Jahre zementiert. In dieser Woche tagt der Offenmarktausschuss der Federal Reserve. Einen Kurswechsel erwartet Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank nicht. Noch lägen die Ziele zu weit entfernt, um einen allmählichen Ausstieg aus dem Anleihen-Kaufprogramm zu verkünden. Trotz einer Inflation von 5,4 Prozent im Juni gingen die Währungshüter nach wie vor von einem vorübergehenden, Corona-bedingten Preisdruck aus. Erste Informationen zur Reduzierung der Wertpapierkäufe werde es vermutlich zwar geben. Die tatsächliche Entscheidung dazu folge aller Voraussicht nach im vierten Quartal.
Saisonale Schwankungen
Sowohl in den USA als auch im Euroraum bleiben die Zentralbanken also großzügig, was Unternehmenswerten tendenziell hilft. „Die negativsten Realrenditen aller Zeiten verleihen den Aktienmärkten nachhaltige Widerstandskräfte gegenüber einer fundamentalen Eintrübung“, meint Robert Halver. Zwar müssten Anleger angesichts schwächerer Börsenumsätze mit vergleichsweise höheren Kursschwankungen rechnen. Ausgedehnte Schwächen an den Aktienmärkten seien aber nicht zu erwarten. „Eher reinigende Sommergewitter“, denkt der Baader Bank-Analyst. Große Ängste vor erneuten Lock-downs hält Halver im Übrigen für unangebracht. Die Corona-Inzidenzen stiegen zwar wieder. Anders als in 2020 zeige sich aber eine klar positive Entkoppelung von den Krankenhausaufenthalten.
Bullen mischen weiterhin mit
Mit der Erholung vom jüngsten Schwächeanfall erkennt Andreas Büchler von Index Radar für den deutschen Aktienindex aus technischer Perspektive Potenzial bis zurück an den oberen Rand seines kurzfristigen Schwankungskorridors bei derzeit rund 15.750 Punkten. Kurse darüber erwartet der Charttechniker im Laufe des Sommers nicht mehr, neue Tiefs aber auch nicht. Das Abwärtsrisiko habe sich verringert. Haltepunkte gebe es schon bei 15.330 bzw. 15.420 DAX-Punkten. Selbst mit einem Rückfall an den langfristigen Durchschnitt um 14.300 Punkte sei der übergeordnete Aufwärtstrend noch intakt.
Für Christoph Geyer von der Commerzbank öffnet sich trotz statistisch betrachtet bevorstehender uneinheitlicher Phase für den DAX kurzfristig eine neue Chance für einen Ausbruch nach oben. Ob die Kraft der Bullen dafür ausreicht, sei noch nicht absehbar. Langfristig hält auch Geyer beim DAX den Aufwärtstendenz für intakt, wobei ein möglicher Trendbruch noch nicht abgewendet sei. Der MACD-Indikator habe ein Verkaufssignal auf langfristiger Basis gebildet und der Stochastik-Indikator eine Divergenz generiert.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Donnerstag, 29. Juli
14.30 Uhr. USA: Bruttoinlandsprodukt, 2. Quartal. Analysten gehen von einem nochmals kräftig gestiegenen Wert von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal aus. Angetrieben wurde die Wirtschaft von der zunehmenden Normalisierung des öffentlichen Lebens sowie staatlicher Hilfen. Dem privaten Konsum dürften die Schecks für bezugsberechtige Bürger auf die Sprünge geholfen haben.
Freitag, 30. Juli
11.00 Uhr. Euroraum: Bruttoinlandsprodukt, 2. Quartal. Umfragen kommen auf einen durchschnittlichen Zuwachs von 1,5 Prozent, wobei die Schnellschätzung nach Meinung der DekaBank eine mehrfache Herausforderung darstellt. Die Monate April bis Juni hätten sowohl Phasen des Lock-downs als auch eine kräftige Erholung bei Dienstleistungen etwa in der Gastronomie oder im Handel enthalten.
von: Iris Merker
26. Juli 2020, © Deutsche Börse AG