PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienindizes haben am Freitag auf der Zielgeraden ihre Gewinne endgültig eingebüßt. An den in Europa viel beachteten New Yorker Börsen weiteten sich die anfänglichen Kursverluste nach schwachen US-Konjunkturdaten aus. Der große Verfall an den Terminbörsen könnte die Notierungen ebenfalls beeinflusst haben. Zudem warten die Anleger dies- wie jenseits des Atlantiks gespannt auf geldpolitische Signale mehrerer Notenbanken in der kommenden Woche - allen voran die US-Zentralbank Fed am Mittwoch.
Der EuroStoxx 50 EU0009658145 schloss 0,14 Prozent tiefer mit 4986,02 Punkten. Auf Wochensicht wahrte der Leitindex der Eurozone damit aber ein Plus von 0,5 Prozent. Der französischen Cac 40 FR0003500008 ging am Freitag 0,04 Prozent höher mit 8164,35 Punkten aus dem Handel. Der britische FTSE 100 GB0001383545 verlor hingegen 0,20 Prozent auf 7727,42 Zähler.
Eine Übernahme befeuerte die Kauffreude im Telekommunikationssektor EU0009658947, der die größten Gewinne im europäischen Branchentableau EU0009658202 erzielte. Die Schweizer Swisscom <CH0008742519> zurrte den Kauf des Italien-Geschäfts vom britischen Konkurrenten Vodafone GB00BH4HKS39 fest. Wie der größte Schweizer Telekomkonzern mitteilte, sollen acht Milliarden Euro für die Sparte gezahlt werden, die mit der Mailänder Swisscom-Tochter Fastweb zusammengelegt werden soll. Dadurch entsteht der zweitgrößte Telekomanbieter Italiens. Swisscom hatte den Kauf bereits Ende Februar in Aussicht gestellt.
Vodafone plant nun laut einer Mitteilung einen größeren Aktienrückkauf. Die Swisscom will ihre Dividende unterdessen von bisher 22 auf 26 Franken ab dem Jahre 2026 erhöhen. Das kam an der Börse gut an: Swisscom stiegen als Spitzenreiter im Swiss Market Index CH0009980894 um 4,9 Prozent und Vodafone als einer der größten Gewinner in London um 5,7 Prozent.
Dagegen zählten die Aktien von Konsumgüterherstellern CH0019112330 zu den größten Verlierern. Hier belastete vor allem der knapp 15-prozentige Kurseinbruch bei Reckitt GB00B24CGK77 nach dem Urteil eines US-Geschworenengerichts gegen die Konzerntochter Mead Johnson. Börsenexpertin Susannah Streeter vom britischen Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown sieht nicht nur in der Höhe des geforderten Schadenersatzes eine Belastung. Vielmehr sorgten sich Investoren, da andere Verfahren drohten.
Auch die europäischen Technologietitel EU0009658921 standen deutlich unter Druck. Hier machte sich die negative Vorgabe der US-Tech-Börse Nasdaq bemerkbar. Neben dem mit Enttäuschung aufgenommenen Ausblick des Softwarekonzerns Adobe US00724F1012 belastete ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen hieß es, dass die chinesische Regierung heimische Elektroautobauer wie BYD und Geely dazu bewege, deutlich mehr Elektronikchips von chinesischen Anbietern zu kaufen. Damit solle Chinas Halbleiterindustrie gestärkt und die Abhängigkeit von westlichen Lieferungen verringert werden. Die Aktien der Chiphersteller Infineon DE0006231004 und STMicro NL0000226223 erlitten daraufhin mit die höchsten Kursverluste im EuroStoxx 50 beziehungsweise im Cac 40.
Europäisches Branchen-Schlusslicht war indes der Immobiliensektor CH0043274395. Ihn zog vor allem der Kursrutsch des Schwergewichts Vonovia DE000A1ML7J1 nach unten. Weniger als der Milliardenverlust im vergangenen Jahr stimmte die neue Dividendenpolitik des Unternehmens die Anleger skeptisch./gl/jha/
Keine News verfügbar