pfp Advisory: "Die Unternehmen als das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren"

In den aktuell rauen Börsenzeiten plädiert Roger Peeters für einen Blick auf die Unternehmensdaten.
Der nüchterne Blick offenbart wie zumeist ambivalente Einflussfaktoren. Natürlich sind die großen Themen, die auch die Schlagzeilen in der Presse bestimmen, wie etwa Zinswende oder mögliche Handelskonflikte, durchaus eine nachvollziehbare fundamentale Belastung. Und natürlich sorgte der viele Jahre währende Bullenmarkt für eine andere Fallhöhe, als wir sie noch vor einigen Jahren sahen.
Auf der Habenseite darf man hingegen verbuchen, dass der Markt, gemessen an Kennzahlen wie dem Kurs-Buchwert-Verhältnis oder der Dividendenrendite, aggregiert nicht abgehoben bewertet ist. Und die Zinsen mögen in den USA steigen, sind hier aber immer noch grotesk niedrig, so dass die Anlagealternativen zum Aktienmarkt wie Renten oder Immobilien überhaupt nicht attraktiver erscheinen, um nun eine große Rotation auszulösen.
Eigenkapitalforum ist Impulsgeber
Was also tun? Zu jeder Marktphase und ganz sicher auch in der derzeitigen Marktphase lohnt ein Blick auf die Unternehmensdaten und -entwicklungen, weit über das dritte Quartal hinaus, über welches zuletzt weitgehend berichtet wurde. Der November ist ein klassischer Monat, in dem Unternehmen letztmalig vor der Weihnachtszeit noch mal intensiver mit der Anlageseite in Kontakt stehen.Zahllose Firmenlenker gehen in vielen Städten auf Roadshow, zudem finden große Konferenzen statt, wie beispielsweise das von der Deutschen Börse ausgerichtete "Eigenkapitalforum". Hier werden in der kommenden Woche wohl über 200 Unternehmen präsentieren und zudem in taxiert 3.500 Einzelgesprächen mit Investoren in Austausch gehen. Auch für uns von pfp Advisory ist dieses Ereignis alljährlich ein Highlight in unserer Recherche.
Unternehmenszahlen prüfen
Denn am Ende ist der direkte Einblick in die Geschäfte der einzelnen Firmen und der aggregierte Blick auf die Wirtschaft im Querschnitt eine nicht zu unterschätzende Allokationshilfe für den Anleger. Kapazitätsauf-, oder -abbau, Margenentwicklung, Wettbewerbssituation, Auswirkungen von Wechselkursentwicklungen oder Handelsbeschränkungen und vieles mehr: Nirgends sieht man die wirkliche Reichweite von den angesprochenen Makrofaktoren so unmittelbar wie im Maschinenraum der mittelständisch geprägten deutschen Wirtschaft.Ob das "Eigenkapitalforum" und zahlreiche andere Konferenzen und Roadshows die großen Richtungen am Kapitalmarkt in die eine oder andere Richtung verschieben, darf natürlich bezweifelt werden. Zu groß ist das Gewicht derer, die ohne Unternehmensentwicklungen zu reflektieren einfach "in den Markt gehen" oder diesen eben verlassen.
Die richtige Titelauswahl
Davon soll sich aber meiner Einschätzung nach der langfristig orientierte Investor ohnehin nicht ablenken lassen. Denn die Frage muss doch lauten: Will ich als Anleger eine Firma über einige Jahre in einer gewissen Unternehmensentwicklung begleiten oder nicht? Wenn ich nicht bereit bin, auch ein paar raue Winde von außen abzubekommen, dürfte selbst die beste Aktienauswahl nicht zum gewünschten Ergebnis führen, weil man prozyklisch zur Unzeit aus den Investments gedrängt wird. Der wesentliche Schlüssel zum langfristigen (!) Erfolg, so zumindest unsere Sicht der Dinge, liegt nicht etwa in der Spekulation auf eine Jahresendrally, sondern in der richtigen Titelauswahl. Im November genauso wie in den anderen elf Monaten des Jahres.von Roger Peeters
19. November 2018, © Deutsche Börse AG
Über den Autor
Roger Peeters ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Christoph Frank steuert der seit über 20 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktive Experte den DWS Concept Platow Fonds (WKN DWSK62), einen 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds. Weitere Infos unter www.pfp-advisory.de. Peeters ist weiterhin Mitglied des Vorstands der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) e.V.. Roger Peeters schreibt regelmäßig für die Börse Frankfurt.Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
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