ETFs für Rüstungsaktien führen an Xetra die Umsatzspitzenlisten an – und locken mit Top-Renditen. Worin sich diese ETFs unterscheiden und was Investierende beachten sollten, weiß das ETF Magazin.
3. Juni 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). Die Aktien der Rüstungsfirmen fristeten lange ein Schattendasein an der Börse. Doch inzwischen hat sich der Wind gedreht. Einst gemiedene Titel wie Rheinmetall gehören heute zu den Zugpferden an der Börse. ETFs mit Rüstungsaktien führen im Handel die Umsatzrangliste an. Nicht ohne Grund: Rüstungs-ETFs bringen zur Zeit Top-Renditen. Der größte dieser Themen-ETFs, der VanEck Defence ETF, legte in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 50 Prozent zu. Seine Mitbewerber zeigten sich ähnlich stark (s. Tabelle).
Weitsichtig erkannten einige ETF-Anbieter vor zwei Jahren einen Trend, der sich seit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten nochmals beschleunigt hat: Weltweit fließt immer mehr Geld in Rüstung und Verteidigungssysteme. Schon in den vergangenen zehn Jahren erreichten die Militärausgaben jedes Jahr einen neuen Höchststand. Zwischen 2010 und 2020 betrug das jährliche Wachstum rund ein Prozent, seit 2020 liegt es bei 4,4 Prozent pro Jahr. Künftig soll das Tempo noch zunehmen. Vor allem Deutschland und andere europäische Staaten wollen ihre Rüstungsausgaben massiv nach oben fahren. Auch China und Taiwan planen wieder Rekordausgaben.
In der Vergangenheit konzentrierten sich die Militärs vor allem auf den Erwerb konventioneller Hardware und Munition. Nun rückt die Digitalisierung in den Fokus. Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und technologische Konvergenz sind wesentliche Treiber. Einige der neuen Rüstungs-ETFs versuchen, diese Trends bei der Aktienauswahl besonders zu berücksichtigen, beispielsweise der Future of Defence ETF von HANetf oder der Global X Defence Tech ETF. „Der Vormarsch dieser neuen Technologien schafft einen wachsenden Markt für Verteidigungsunternehmen. Das könnte auch eine Gelegenheit für Investoren darstellen“, sagt Alexander Roll, Investment Strategist bei Global X. Wie lange das prognostizierte Ausgabenwachstum die Kurse der Rüstungsaktien beflügelt, lässt sich nicht seriös vorhersagen. Nicht selten enden thematischen Trends abrupt. Doch allein seit Jahresbeginn legte der Global X ETF entgegen dem allgemeinen Börsentrend um 22 Prozent zu.
Sechs ETFs für Rüstungsaktien notieren an der deutschen Börse. Die meisten wurden erst im vergangenen Jahr aufgelegt. Und obwohl sie alle in der gleichen Branche unterwegs sind, unterscheiden sie sich im Detail. Nach welchen Kriterien die Aktienauswahl bei diesen ETFs erfolgt, ist dabei nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Vor dem Kauf ist ein scharfer Blick ins Factsheet und die Indexbeschreibung deshalb eine gute Idee. Jeder ETF basiert auf einem anderen Index. Gemeinsam ist allen jedoch die Dominanz der US-Titel und ein konzentriertes Portfolio mit 20 bis 60 Titeln. Dementsprechend bestimmen meist nur einige wenige Aktien die Wertentwicklung des ETFs.
Der VanEck Defense ETF war im März 2023 der erste ETF, mit dem Anleger aus der EU gezielt in den Verteidigungssektor investieren können. Der Fonds investiert in Unternehmen, die die Mehrheit ihres Umsatzes mit Rüstungsgütern, Luft- und Raumfahrttechnik, Kommunikationssystemen, Sicherheitssoftware, biometrischer Identifizierung und ähnlichem erzielen. Dazu folgt der ETF dem Market Vector Global Defense Industry Index. Unternehmen, die ihren Umsatz mit umstrittenen Waffen oder etablierte Normen nicht einhalten sind ausgeschlossen.
Der Future of Defence ETF von Han-ETF kam wenige Monate nach dem VanEck-Fonds an die Börse. Der ETF mit dem Ticker NATO (!) bietet Zugang zu Unternehmen, die Einnahmen aus den Verteidigungs- und Cyberverteidigungsausgaben der NATO und ihrer Verbündeten erzielen. Der ETF bildet den EQM Future of Defence Index ab und setzt dabei insbesondere auf moderne Verteidigungssysteme und den Cybersecurity-Sektor.
Der Global X Defence Tech ETF, seit September 2024 verfügbar, fokussiert auf Wehrtechnik-Unternehmen mit technologischer Ausrichtung wie Palantir Technologies, die mit fast 20 Prozent Anteil im Portfolio dominieren. Daneben hält der ETF aber auch einige etablierte Rüstungskonzerne wie RTX, Lockheed Martin, Northrop Grumman, Rheinmetall und Thales. Der in Irland domizilierte ETF bildet den Mirae Asset Defence Tech Index nach und investiert in Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, wobei jedoch Aktien aus China und Russland ausgeschlossen sind.
Auch der Ende 2024 aufgelegte Invesco Defence Innovation ETF investiert vorzugsweise in Unternehmen, die sich fortschrittliche Verteidigungstechnologien, moderne Sicherheitssysteme und Cybersicherheitslösungen anbieten. Der ETF folgt einem Index von S&P Kensho, der Künstliche Intelligenz und Natural Language Processing zur Auswahl der Aktien verwendet. Im Vergleich zu anderen Rüstungs-ETF ist er stärker in Small- und Mid-Cap-Aktien investiert und hat ein weniger stark konzentriertes Portfolio.
Der iShares Global Aerospace & Defence ETF bietet Zugang zum Verteidigungssektor und zum Bereich Luft- und Raumfahrt. Er bildet den S&P Developed BMI Select Aerospace & Defense 35/20 Capped Index nach. Bei den Top-Holdings dominieren die US-Konzerne GE Aerospace und RTX Corp, Lockheed Martin und Boeing. Die europäische Präsenz wird durch Schwergewichte wie Airbus und Safran gestärkt.
Erst vor zwei Wochen ging der Wisdomtree Europe Defence ETF an den Start. Dieser ETF beschränkt sich auf die börsennotierten europäischen Rüstungsfirmen. Der junge ETF hält deshalb aktuell nur 20 Aktien. Größte Positionen sind Rheinmetall (18 Prozent Anteil) und Leonardo Spa (15 Prozent) sowie Saab, BAE Systems und Thales mit jeweils knapp zehn Prozent. Die zehn größten Positionen belegen zusammen 88 Prozent des Portfolios. Wer in diesen ETF investiert, geht also eine sehr pointierte Wette ein – die sich womöglich gerade deshalb lohnen könnte.
Von Wilhelm Nordhaus, April 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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