Corporate-Banking-Index von Bain / Firmenkundengeschäft der Banken
bleibt in roten Zahlen
München (ots) -
- Pandemie setzt Corporate-Banking deutscher Institute stärker zu als globale
Finanzkrise 2008/2009
- Anhaltend hohe Kreditrisikovorsorge konterkariert Fortschritte bei
Kreditmargen
- Kosten nahezu auf Rekordniveau sowie ein harter Wettbewerb belasten die
Ergebnisse zusätzlich
- Starkes Provisionsgeschäft und hohe Kreditvergabe stabilisieren Erträge
- Hoffnungsträger ESG bietet Vorreitern neue Ertragsquellen und attraktive
Margen
Die Corona-Pandemie hinterlässt im Firmenkundengeschäft der deutschen Banken
tiefere Spuren als die globale Finanzkrise 2008/2009. Während die
Kreditinstitute seinerzeit im Corporate-Banking nur ein Halbjahr lang rote
Zahlen schrieben, stecken sie nun mit diesem Geschäftszweig in der Minuszone
fest. Darüber hinaus sind die Verluste in diesem Segment höher als vor gut zehn
Jahren (Abbildung). Das zeigt die Auswertung des Corporate-Banking-Index im
zweiten Halbjahr 2020 der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company.
Die roten Zahlen bei stabilen Erträgen resultieren in erster Linie aus der
anhaltend hohen Kreditrisikovorsorge. Die Banken wappnen sich damit für
eventuelle Zahlungsausfälle nach der Wiederaufnahme der Insolvenzantragspflicht
am 1. Mai 2021. Dabei ist die Situation der Institute je nach Marktposition,
bisheriger Risikostrategie und Branchenmix sehr unterschiedlich. Insbesondere
Darlehen im Automobilsektor und im Touristiksegment gelten eher als
risikobehaftet. Auch daher setzen viele Banken nun bewusst auf Branchen, die von
der Pandemie bislang weniger betroffen sind. Dazu zählen Konsumgüter,
erneuerbare Energien und Pharma.
Kein Wachstum mehr um jeden Preis
Auf das gesamte Kreditvolumen hat diese Reallokation noch keinen Einfluss. Im
zweiten Halbjahr 2020 blieb es auf dem Rekordniveau von knapp 1,3 Billionen
Euro. Allerdings nahm es erstmals seit 2015 nicht mehr zu. "Die Phase des
Wachstums um jeden Preis ist im Firmenkundengeschäft zumindest vorerst vorbei",
erklärt Bain-Partner Dr. Christian Graf. "Die Banken gehen selektiver vor und
achten auf einen attraktiven Kundenmix sowie hinreichende Margen."
Die Kreditmargen befinden sich mittlerweile wieder auf dem Level von 2014 - und
das ungeachtet eines massiven Wettbewerbs. Systematisch bauen vor allem
ausländische Geldinstitute ihren Marktanteil aus. "Gerade die großen
Auslandsbanken haben sich zum Teil einen erheblichen Innovations- und
Kostenvorsprung erarbeitet", stellt Graf fest. "Und diesen nutzen sie nun
verstärkt im internationalen Geschäft."
Eigenkapitalrentabilität weiterhin negativ
Die Vorstöße ausländischer Wettbewerber treffen die deutschen Banken zu einem
ungünstigen Zeitpunkt. Denn ihre Kosten- und Effizienzprogramme haben ihre volle
Wirkung noch nicht entfaltet. Teilweise waren sie auch nicht weitreichend genug.
Zwar konnten viele Institute mittlerweile den jahrelangen Anstieg ihres
Verwaltungsaufwands im Corporate-Banking stoppen. Doch ihre Cost-Income-Ratio
bewegt sich unverändert nahe den Höchstständen. Nicht zuletzt deshalb liegt ihre
Eigenkapitalrendite im Firmenkundengeschäft mit rund minus 1 Prozent nun das
zweite Halbjahr in Folge im negativen Bereich.
Da die hohen Risikokosten und die ausgeprägte Unsicherheit am Markt eine rasche
Erholung verhindern, ist entschlossenes Handeln das Gebot der Stunde. "Die
Banken müssen ihre Kosten weiter senken und ihre Kapitaleffizienz steigern",
fordert Stefanie Jacobsen, Associate Partner bei Bain und Branchenkennerin. "Und
es gilt sich noch konsequenter auf margenträchtige Kundschaft und Produkte zu
konzentrieren."
Provisionsüberschüsse gestiegen
Seit Jahren ruhen die Hoffnungen dabei auf dem Ausbau des Provisionsgeschäfts.
Hier waren die deutschen Banken zuletzt durchaus erfolgreich. So beläuft sich
der Anteil der Provisionsüberschüsse an ihren Erträgen mittlerweile auf 31
Prozent und ist damit bis zu 10 Prozentpunkte höher als vor zehn Jahren. Im
internationalen Vergleich ist dies allerdings nach wie vor ein niedriger Wert.
Um die Abhängigkeit vom Kreditgeschäft zu verringern, haben viele Institute in
jüngster Zeit unter anderem das Transaction-Banking sowie ihre Advisory Services
ausgebaut. Dabei zeigt sich, dass auch Kooperationen mit Fintechs sowie die
Integration von Plattformen Dritter zum Erfolg führen können. Aus Sicht von
Bankenexpertin Jacobsen sollte sich die Branche deshalb noch stärker für die
Zusammenarbeit mit Dritten öffnen: "Keine Bank muss das Rad neu erfinden. Es
geht vielmehr darum, vorhandene Services und Leistungen von Kooperationspartnern
so zu bündeln, dass sie den Erwartungen von Firmenkunden entsprechen."
Mit ESG-Produkten und -Services punkten
Darüber hinaus sind die Kreditinstitute mehr denn je gefordert, die Bedürfnisse
ihrer Kundschaft zu antizipieren und frühzeitig passende Lösungen
bereitzustellen. Derzeit gilt dies vor allem für das Thema Nachhaltigkeit
beziehungsweise ESG (Environmental, Social, Governance). Unternehmen legen
inzwischen großen Wert auf ESG-gebundene Darlehen sowie ESG-Serviceprodukte, die
Nachfrage steigt an.
"Nachhaltige Finanzierungen haben sich etabliert und bieten Banken die
Möglichkeit, sich vom Wettbewerb abzuheben und Kunden enger an sich zu binden",
betont Marktbeobachter Graf. Die Kreditinstitute könnten sich hier nicht nur als
Geldgeber, sondern auch als strategischer Partner bei der anstehenden Umstellung
ganzer Wertschöpfungsketten positionieren und so ihr Provisionsgeschäft stärken.
"Der Beratungsbedarf rund um das Thema Nachhaltigkeit ist enorm", so Graf. "Je
früher Banken entsprechende Kompetenzen aufbauen, desto größer ist ihre Chance,
in diesem wachstumsstarken Geschäftsfeld künftig zu den Marktführern zu zählen -
und damit auch im gesamten Corporate-Banking."
Eine entsprechende Abbildung finden Sie hier: https://ots.de/Xplypz
Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick
Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf
veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt rund die
Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland tätigen Banken ab und
konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem Schwerpunkt im Corporate-Banking
und einer entsprechenden Segmentberichterstattung. Der Index erfasst eine
Vielzahl wichtiger Kennzahlen der beteiligten Institute, darunter die Erträge
(Zins- und Provisionsüberschuss), die Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die
Kreditrisikovorsorge, die Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das
Eigenkapital und das Kreditvolumen.
Sämtliche Rohdaten untersucht Bain auf Einmaleffekte, die sich beispielsweise
aus Übernahmen oder Änderungen im Reporting ergeben, und bereinigt die
Datenreihen entsprechend. Danach erfolgt eine Aggregation der Daten pro Bank,
bevor sie mit einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den Gesamtindex
einfließen. Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt sicher,
dass Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht den Index im Zeitverlauf
verzerren. Vor Veröffentlichung werden die Daten Robustheitschecks anhand
vorhandener Studien und weitergehenden Analysen von Bain unterzogen und zum Teil
um weitere Datenpunkte ergänzt.
Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei Ausprägungen: den
Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den
Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im Zeitverlauf
einen hervorragenden Überblick über die Geschäftsentwicklung im
Corporate-Banking und lassen sich als Benchmark für jedes einzelne
Finanzinstitut nutzen.
Bain & Company
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Entscheiderinnen und Entscheider weltweit bei der Zukunftsgestaltung
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übertreffen und neue Standards in den jeweiligen Branchen zu setzen. Partner aus
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Ergebnisse erzielen. In den kommenden zehn Jahren werden wir weltweit mehr als
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