Deloitte CFO Survey: Wie deutsche Unternehmen Geopolitik und Inflation
managen
München (ots) -
- Finanzvorstände in Deutschland begegnen der Inflation durch vielfältige
Maßnahmen, die von Preiserhöhungen bis zu verbesserter Energieeffizienz
reichen
- Infolge der geopolitischen Risiken planen 70 Prozent der Firmen, im kommenden
Jahr verstärkt in Deutschland zu investieren
- Digitale Technologien haben für drei Viertel der Unternehmen starke
Auswirkungen auf ihre Finanzfunktion, die sich schneller an neue Anforderungen
anpassen müssen
Die Ballung verschiedenster Krisen - u.a. durch Ukraine-Krieg, explodierende
Energiepreise, Teuerungsrate - hat auch in Deutschland zum befürchteten
wirtschaftlichen Abschwung geführt. Wie aber reagieren die Finanzvorstände
deutscher Firmen auf die immens gestiegenen Kosten und Risiken, und welche
Maßnahmen planen sie, um Ihr Business krisenresistenter zu gestalten? Diesen und
weiteren wichtigen Fragen geht der CFO Survey von Deloitte in seiner
Herbstausgabe nach und beleuchtet dabei insbesondere die Stimmung in den
besonders betroffenen Branchen: im verarbeitenden Gewerbe sowie im
Immobilienbereich.
"Der Abschwung ist in Deutschland angekommen, und mit ihm hat die Einstellungs-
und vor allem Investitionsbereitschaft in Deutschland abermals gelitten - kein
Wunder, schließlich gehen auch die Margen in Zeiten von Inflationssteigerung,
Lieferkettenproblemen, Energiepreisen und Zinsanhebung zurück. Kostensenkungen
sind jetzt mit Abstand Priorität Nummer eins für Unternehmen", sagt Dr.
Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte und mitverantwortlich für den
deutschen Teil der Studie.
Mehr Investitionen in Deutschland
"Ein weiterer Effekt macht sich bemerkbar: Die geopolitischen Herausforderungen
durch Pandemie und Ukraine-Krieg haben den Fokus für Investitionen weg von China
in Richtung Deutschland und Europa gelenkt. Geostrategische Faktoren werden
wichtiger für die Standortentscheidungen von Unternehmen sowie ihrer
Lieferketten und sollen laut unserer Befragung in Zukunft eine sehr viel
prominentere Rolle in der Unternehmensstrategie spielen", so Börsch weiter.
Die stark gestiegenen Unsicherheiten infolge der geopolitischen Unwägbarkeiten
wirken sich entsprechend auf die Lokalisierung der geplanten Investitionen aus -
hin zu 'Made in Germany' und 'Friendshoring'. So belegt der CFO Survey eine
zunehmende Vorsicht deutscher Unternehmen bei Auslandsinvestitionen: Ein knappes
Fünftel verschiebt seine Auslandsinvestitionen wegen der gegenwärtigen
politischen Risiken.
Rund 70 Prozent der befragten Finanzvorstände planen, ihre Investitionen im
kommenden Jahr verstärkt in Deutschland zu platzieren und somit Unsicherheiten
infolge der geopolitischen Risiken und den damit einhergehenden
Lieferkettenproblemen entgegenzuwirken. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus 2018
hat sich damit der Fokus für Investitionen weg aus China in Richtung Deutschland
und Europa verschoben. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise in Europa
orientieren sich allerdings die energieintensiven Sektoren eher in Richtung USA.
Unternehmen begegnen Inflation mit unterschiedlichen Maßnahmen
Um mit plötzlichen Preissteigerungen umzugehen, nutzen Unternehmen verschiedene
Strategien. Fast alle befragten CFOs (91%) beabsichtigen die erhöhten Kosten
direkt durch höhere Preise an ihre Kunden weitergeben, vor allem die Branchen
Automobil- sowie Transport & Logistik.
Firmenintern planen 77 Prozent der CFOs durch besseres Cash-Flow Management
gegen die steigenden Preise vorgehen. Vor dem Hintergrund der rapide steigenden
Energiepreise streben fast drei Viertel der Unternehmen bessere Energieeffizienz
oder mehr Energieeinsparungen an. Diese Strategie ist vor allem für die
Automobilbranche zentral, in welcher fast 90 Prozent der Teilnehmenden bessere
Energieeffizienz als wichtig bzw. sehr wichtig einordnen, um mit den steigenden
Preisen umzugehen.
Mehr Digitale Transformation in Finanzabteilungen nötig
Die extremen äußeren Herausforderungen offenbaren auch Schwächen in den
Finanzabteilungen der Unternehmen. Insbesondere in Bezug auf den Reifegrad der
Finanzfunktionen deutscher Unternehmen zeichnen die Ergebnisse des CFO Survey
ein ernüchterndes Bild: Demnach geben rund drei Viertel der CFOs an, in der
Finanzfunktionen die Potentiale der Digitalisierung noch nicht auszuschöpfen.
Besonders innovative digitale Technologien, Datenmanagement und Analytics sowie
neue Mitarbeiter- und Arbeitsplatzanforderungen fehlen hier.
Dadurch fühlen sich viele Finanzvorstände nur unzureichend auf die neuen
Anforderungen vorbereitet - seien es globale Umbrüche, die Notwendigkeit einer
Geschäftsmodelltransformation oder neue Mitarbeiteranforderungen. Infolgedessen
sehen 73 Prozent unter den Befragten eine hohe oder sehr hohe Notwendigkeit, die
Finanzfunktion schneller an sich rapide ändernde Anforderungen anzupassen.
Verarbeitendes Gewerbe leidet besonders unter steigenden Kosten und
Facharbeitermangel
Die Geschäfts- und Konjunkturaussichten im verarbeitenden Gewerbe sind auf neuem
Tiefststand angelangt. 60 Prozent der befragten Unternehmen aus dem
verarbeitenden Gewerbe wollen ihre Investitionen verringern. Besonders düster
schaut die Lage in der Chemieindustrie aus. Die andauernden Auswirkungen des
Krieges und der Pandemie, zusammen mit dem einsetzenden wirtschaftlichen
Abschwung und einem damit einhergehenden Sinken der Nachfrage setzen die
Produktionskosten besonders im verarbeitenden Gewerbe unter Druck.
Ebenfalls bedrohlich ist der Fachkräftemangel, der die Lohnkosten im
verarbeitenden Gewerbe überdurchschnittlich in die Höhe treibt. Zugleich liegen
die Pläne für Investition und Beschäftigung deutlich im negativen Bereich.
Immobilienwirtschaft mit mauen Geschäftsaussichten
Auch im Real-Estate-Sektor sind die Geschäftsaussichten auf Rekord-Tiefstand
gefallen, die Erwartungen für die konjunkturelle Entwicklung sind deutlich
pessimistisch - und sinken auf ein Rekordtief innerhalb der zehnjährigen
Geschichte des CFO Survey. Das höchste Risiko erwächst hier aus der fehlenden
Nachfrage, was die Unsicherheit im Markt weiter steigen lässt. Die nachlassende
Inlandsnachfrage und die steigenden Zinsen aufgrund der Zinswende kommen zu den
bestehenden Risikofaktoren - hohen Energiepreisen und Fachkräftemangel - hinzu.
Operative Margen wie auch Investitionspläne sind in diesem Bereich ebenfalls
deutlich negativ, was sich in Kostensenkungen und Rückstellung von Investitionen
bemerkbar macht. Die Erwartungen für die Beschäftigung bleiben jedoch noch
positiv. Auch hier erwarten die CFOs, dass die Inflation über die nächsten Jahre
hoch bleiben wird. Entsprechend dürften ihrer Ansicht nach auch die Löhne trotz
wirtschaftlicher Unsicherheit steigen, jedoch eher unterproportional zur
Inflationsentwicklung.
Alle Sektoren unter Druck
"Vor dem Hintergrund von Kaufkraftverlusten durch Inflation und Rezessionssorgen
ist im Vergleich zum Frühjahr auch die schwächere Inlandsnachfrage ein
wesentlich signifikanterer Risikofaktor geworden. Hinter dem Top-Risiko
steigender Energiekosten, sind der Fachkräftemangel und steigende Löhne die
wichtigsten Risiken, während die Gefahr steigender Rohstoffkosten dagegen etwas
abgenommen hat", sagt Börsch. "Aus der Industrieperspektive betreffen die
gestiegenen Energiekosten vor allem die Automobil-, die Chemie- und die
Pharmaindustrie. Während geopolitische Risiken im Gesamtdurchschnitt an
Bedeutung verloren haben, sind diese für Großunternehmen noch immer das
Top-Risiko. Für eher Binnenmarkt-orientierte Sektoren, wie zum Beispiel Real
Estate, ist die schwache Inlandsnachfrage das größte Risiko."
Hier finden Sie den kompletten CFO Survey / Herbst 2022:
https://ots.de/S0hCcQ
Ableitung - Verarbeitendes Gewerbe / IP&C:
https://ots.de/gVgEoa
Ableitung - Real Estate:
https://ots.de/T7Urdm
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