Quantentechnologien: Investitionen steigen weiter - Talentmangel droht
Düsseldorf (ots) - Die öffentliche und private Finanzierung in
Quantentechnologien (QT) steigt weiter an. Die Finanzierung von
Quanten-Start-ups hat sich von 700 Millionen US-Dollar im Jahr 2020 auf über 1,4
Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Unter den drei
Quantentechnologien verzeichneten die Quantensensorik und Quantenkommunikation
im zweiten Halbjahr 2021 die höchsten Finanzierungszuwächse. Im Bereich
Quantencomputing wurden mit insgesamt 3 Milliarden US-Dollar seit 2011 jedoch
nach wie vor die meisten finanziellen Mittel investiert. Darüber hinaus sind
hier mit 228 Akteuren die meistenUnternehmen aktiv.
Die ersten Profiteure der rasanten Entwicklung der QT werden voraussichtlich die
Pharma-, Chemie-, Automobil- und Finanzindustrie sein. Im Jahr 2035 könnten
diese Branchen Wertschöpfungspotenziale in Höhe von fast 700 Milliarden
US-Dollar erzielen. Langfristig werden Quantentechnologien für
Finanzdienstleistungen und Biowissenschaften die wertvollsten Anwendungsfälle
entwickeln. "Quantentechnologien haben das Potenzial, einige der schwierigsten
globalen Herausforderungen zu lösen - von der bahnbrechenden Verkürzung der
Arzneimittelentwicklungszeiten bis zur Begrenzung der globalen Erwärmung", sagt
Niko Mohr, Partner im Düsseldorf Büro von McKinsey und globaler Leiter des
Bereichs für Quantentechnologien.
Dies sind Ergebnisse des Quantum Technology Monitors der Unternehmensberatung
McKinsey & Company. Die turnusmäßig veröffentlichte Marktanalyse liefert einen
Überblick über den Reifegrad der Quantenindustrien, ihrer Akteure und
Investitionen. Sie basiert u.a. auf proprietären Daten, externen Datenbanken,
Experteninterviews und Umfragen unter mehr als 300 Branchenführern.
Privatinvestitionen steigen auf über 90%, Gründungsdynamik nimmt ab
Die jüngsten Analysen zeigen eine Verlagerung der Finanzierung in Richtung
etablierter Start-ups. Mittlerweile gehen 90% des externen Kapitals an
Unternehmen in den Finanzierungsrunden Serie A, B, C und D. Eine Analyse zum
Ursprung der Investitionen zeigt, dass vor allem private Investoren aktiv sind:
Der Anteil der Investitionen in Quanten-Start-ups, die von Risikokapitalgebern
und anderen privaten Kapitalgebern stammen, ist in der zweiten Hälfte des Jahres
2021 noch einmal gestiegen - auf mehr als 70% (gegenüber 50% im September 2021).
Weltweit entfällt der größte Anteil dieser privaten Investitionen (49% ) nach
wie vor auf US-Unternehmen, gefolgt von Großbritannien (17 %) und Kanada (14%).
Nur etwa 6% der bisherigen privaten Investitionen in diesem Bereich entfallen
auf China. Mit den für das zweite Halbjahr 2021 angekündigten zusätzlichen
öffentlichen Mitteln in Höhe von 1,9 Milliarden US-Dollar beläuft sich die
Gesamtsumme der seit 2001 angekündigten Mittel für Quantentechnologien nun auf
rund 31 Milliarden US-Dollar.
In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 gab es mit 15 neuen Unternehmen weltweit
eine beträchtliche Anzahl von Start-up-Gründungen - allerdings geht die
Gründungsdynamik mittlerweile zurück. Betrug das Wachstum von 2015 bis 2018
jählrich noch rund 40%, ging das jährliche Wachstum in den Jahren 2018 bis 2021
auf 13% zurück. Mit knapp zwei Dritteln der Investitionen in Quantentechnologie
ist der Hardwaremarkt inzwischen gesättigt, was die Eintrittsbarriere für neue
Unternehmen erhöht. "Trotz der hohen Investitionen ist die Hardware noch zu
unausgereift, um eine signifikante Anzahl von Anwendungsfällen zu ermöglichen,
was die Möglichkeiten für junge Softwareunternehmen einschränkt. Die Bevorzugung
etablierterer Start-ups durch die Investoren könnte die Aktivitäten weiter
eindämmen", sagt Henning Soller, Partner aus dem Frankfurter Büro von McKinsey
und Leiter für Quanten-Research.
Neue Einblicke in Chinas öffentliche Investitionen
Eine neuer Aspekt des Quantum Technology Monitors ist ein genauerer Blick auf
Chinas Investitionspolitik. Im Rahmen des aktuellen Fünfjahrsplans (2016-2020)
hat China bisher die meisten öffentlichen Mittel aller Länder angekündigt, mehr
als das Doppelte der Investitionen der Regierungen der Europäischen Union (15,3
Milliarden US-Dollar gegenüber 7,2 Milliarden US-Dollar) und achtmal mehr als
die Investitionen der US-Regierung (1,9 Milliarden US-Dollar. Innerhalb der EU
entfällt der größte Teil der angekündigten öffentlichen Mittel für die
Entwicklung von Quantentechnologien auf Deutschland (41%), gefolgt von
Frankreich (29%).
Chinas umfassendes Investitionsprogramm hat die Entwicklung eines Dutzends
chinesischer Forschungsinstitute für Quantentechnologien sowie des ersten
Doktorandenprogramms des Landes vorangetrieben. Heute hält China mehr als die
Hälfte der Patente im Bereich der Quantentechnologien (im Vergleich zu etwa 11%
in der Europäischen Union und 10% in den USA. Chinesische Forschende tragen
zudem die meisten Artikel zu quantenrelevanten Veröffentlichungen bei (mehr als
ein Viertel).
Talentlücke macht Weiterbildung von Expert:innen nötig
In dem Maße, wie das Ökosystem der Akteure der Quantentechnologie wächst, steigt
auch die Nachfrage nach Expert:innen. Die Analysen offenbaren eine erhebliche
Talentlücke. So entsprechen die universitären Kapazitäten nur etwa einem Drittel
der derzeitigen Nachfrage. Im Dezember 2021 gab es weltweit 851 offene Stellen
für Quanten-Jobs. Demgegenüber stehen jedoch nur rund 290 jährliche
Hochschulabsolvent:innen, die für diese Stellen infrage kommen. Die EU verfügt
im globalen Vergleich noch über die höchste Konzentration von QT-Talenten. Hier
kommen 231 Talente auf eine Millionen Einwohner. In Großbritannien liegt der
Wert bei 169, in den Vereinigten Staaten bei 126 und in China bei 33.
Weiterbildungsprogramme könnten die Talentlücke - potenziell - schließen. So
gibt es rund 350.000 Absolvent:innen aus Studiengängen wie Biochemie, Chemie,
Elektronik und Chemieingenieurwesen, Informations- und
Kommunikationstechnologie, Mathematik, Statistik und Physik, die über Wissen
verfügen, das gezielt weiterentwickelt werden kann. "Wenn wir in Deutschland und
Europa Technologieführerschaft erlangen wollen, müssen wir eine Kultur
geschaffen, die rasche technologische Fortschritte und den Aufbau eines
wettbewerbsfähigen Talentpools begünstigt. Diese Kultur muss durch das
öffentliche Bildungssystem und Weiterbildungsmaßnahmen von Unternehmen
vollumfassend gestützt werden", sagt Niko Mohr.
Die vollständige Analyse können Sie unter folgendem Link herunterladen:
https://mck.de/qtm2022
Über McKinsey
McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende
Unternehmensberatung für das Topmanagement. In partnerschaftlicher
Zusammenarbeit mit den Klienten bietet McKinsey unter anderem strategische
Beratung, digitale Transformation, Talententwicklung, Risikomanagement,
Marketing, Design, Prozessoptimierung und funktionale Exzellenz für
Privatunternehmen, öffentliche Einrichtungen und soziale Organisationen. 67 %
der Arbeit von McKinsey ist für Mandanten, die seit zehn Jahren oder länger
betreut werden. In Deutschland und Österreich ist McKinsey mit Büros an den
Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München,
Stuttgart und Wien aktiv, weltweit mit über 130 Büros in 67 Ländern. Gegründet
wurde McKinsey 1926, das deutsche Büro 1964. Globaler Managing Partner ist seit
Juli 2021 Bob Sternfels, für Deutschland und Österreich verantwortlich ist seit
März 2021 Fabian Billing.
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