Die Preisrallye hat sich auch in den vergangenen Wochen fortgesetzt – angesichts schlechterer Konjunkturaussichten scheint nun aber zumindest eine Pause angesagt. Der Goldpreis bewegt sich trotz hoher Inflation derzeit kaum vom Fleck.
4. November 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Explodierende Öl- und Gaspreise, Industriemetallpreise auf Rekordniveaus – die Rohstoffpreise sind mittlerweile so hoch, dass sie die Konjunktur abwürgen. „Rohstoffe sind im Moment das ganz große Thema“, berichtet Andreas Schröer, der bei Lang & Schwarz ETFs und ETCs handelt.
ETCs, die einen ganzen Rohstoffkorb abbilden, etwa der WisdomTree Broad Commodities (<DE000A0KRKC6>), weisen für dieses Jahr einen Kursanstieg um fast 40 Prozent auf. Während üblicherweise Gold-ETCs den ETC-Handel an der Börse Frankfurt dominieren, ist das Bild diesmal gemischt: Neben Gold- und vielen Silber-ETCs wiesen in den vergangenen vier Wochen auch Rohstoffkorb-, Industriemetall- sowie Öl- und Gas-ETCs sehr hohe Umsätze auf. Von der Richtung her eindeutig sind aber nur die Flows mit Edelmetall- und Rohstoffkorb-ETCs, wie Zahlen von WisdomTree zeigen: Bei den Edelmetall-ETCs überwogen die Abflüsse, bei den Rohstoffkorb-ETCs die Zuflüsse.
„Gold wird von Inflationssorgen profitieren“
Der Goldpreis pendelte zuletzt weiter um 1.800 US-Dollar die Feinunze, am Donnerstagmorgen sind es 1.776 US-Dollar. Damit hat sich Gold im Laufe des Jahres verbilligt: Ende 2020 waren es noch knapp 1.900 US-Dollar. An der Börse Frankfurt belegt Xetra-Gold (DE000A0S9GB0) einmal mehr den ersten Platz in der ETC-Umsatzliste für die vergangenen vier Wochen, andere Gold-ETCs sind aber weiter abgeschlagen als üblich. Vergleichsweise hohe Umsätze verzeichneten Silber-ETCs wie der WisdomTree Physical Silver Individual Securities (<DE000A0N62F2>) und der Xtrackers Physical Silver (DE000A1E0HS6). Der Silberpreis liegt aktuell bei 23,61 US-Dollar und damit ebenfalls unter dem Niveau von Ende 2020.
Nach Einschätzung von Rohstoffanalystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank ist das Aufwärtspotenzial für Gold vorerst ausgeschöpft. „Mittelfristig gehen wir aber davon aus, dass Gold von den zunehmenden Inflationssorgen profitieren und die bis zuletzt stockende ETC-Nachfrage wieder anziehen wird.“
„Ölmarkt bleibt unterversorgt“
Daneben geht viel um in Energie-ETCs, etwa im WisdomTree Natural Gas (<DE000A0KRJ36>). Bei Lang & Schwarz sind auch Gas-ETCs mit Hebel gesucht, etwa der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (<IE00BLRPRG98>). Der gibt die Entwicklung des Erdgaspreises gehebelt um den Faktor 3 wider. Spekuliert wird auch auf einen Preisrückgang, und zwar mit dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short (<IE00B76BRD76>).
Öl spielt laut Schröer im Moment keine so große Rolle. Dabei ist der Ölpreis vor kurzem auf den höchsten Stand seit 2014 geklettert. In der Spitze waren es 86 US-Dollar für das Barrel Brent. Aktuell sind es 82,90 US-Dollar. Auch WisdomTree meldet nur moderate Umsätze mit Öl-ETCs, wie üblich sind es meist Verkäufe. „Jetzt schaut alles auf das OPEC-Meeting“, erklärt Mobeen Tahir von WisdomTree. Sollte eine Aufstockung der Fördermenge beschlossen werden, könnten die Preise auch wieder fallen. Die OPEC+, also die OPEC-Länder zuzüglich weiterer Ölproduzentenstaaten, treffen sich am heutigen Donnerstag.
„Rohstoffe sind im Moment das ganz große Thema“
Die Commerzbank geht davon aus, dass die OPEC+ an ihrem Plan einer nur allmählichen Produktionserhöhung festhalten wird. „Damit bleibt der Markt fürs Erste unterversorgt“, stellt Lambrecht fest. Neue Hochs der Ölpreise erwartet die Bank vorerst aber nicht, auch wegen wieder aufkeimender Nachfragesorgen im Zuge steigender Corona-Zahlen. Zu den umsatzstärksten Öl-ETCs an der Börse Frankfurt gehört der WisdomTree WTI Crude Oil (<DE000A0KRJX4>).
Industriemetalle: Weiter steigender Nachfrage erwartet
„Auch Aluminium, Kupfer und Nickel finden im Moment sehr viel Beachtung“, meldet Schröer. Der Kupferpreis hatte im Oktober zwar kurzzeitig wieder angezogen, das Rekordhoch vom Mai bei 10.739 US-Dollar aber nicht mehr erreicht. Was die Industriemetalle angeht, war der Oktober insgesamt zweigeteilt, wie Tahir feststellt: in der ersten Hälfte deutliche Gewinne, in der zweiten eher Verluste. Besonders heftig fielen die Ausschläge im Fall von Zink aus: erst ein Anstieg von rund 3.000 auf über 3.800 US-Dollar, dann der Rückgang auf aktuell 3.317 US-Dollar. „Der Preis stieg steil an, als Europas Zinkproduzent Nyrstar am 13. Oktober wegen der hohen Strompreise eine Produktionskürzung um 50 Prozent in drei europäischen Hüttenwerken angekündigt hat“, erklärt Tahir.
Jetzt hat sich die Engpasslage etwas entspannt. „Allerdings wird am Markt weiter eine eingeschränkte Industriemetallproduktion und steigende Nachfrage erwartet“, bemerkt Tahir. „Das sollte die Preise weiter eintreiben.“ Umsatzstärkste Industriemetall-ETCs an der Börse Frankfurt sind der WisdomTree Industrial Metals (<DE000A0KRKG7>) und der WisdomTree Copper (<DE000A0KRJU0>).
von: Anna-Maria Borse, 4. November 2021, © Deutsche Börse AG