Trotz Rücksetzer an der Börse bleiben Aktien-ETFs gefragt, vor allem MSCI-World-Tracker – mal als ESG-Version, mal klassisch. Der hohe Ölpreis sorgt gleichzeitig aber auch für Zuflüsse in Öl- und Gas-ETFs.
18. Januar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Ganz abschütteln können die Aktienmärkte Sorgen hinsichtlich Inflation und strafferer Geldpolitik nicht. Der DAX rutscht am Dienstag wieder deutlich ab und liegt am Mittag bei 15.770 Punkten. Vor genau zwei Wochen hatte sich der Index mit 16.181 Punkten noch seinem Allzeithoch von 16.289 Zählern genähert.
„Nach Einschätzung der meisten Analysten werden die steigende Inflation und höhere Leitzinsen die Rallye aber nicht ausbremsen“, erklärt Hubert Heuclin von BNP Paribas. Es könne sogar Rückenwind geben – für Europa. „Anleger*innen könnten nach günstig bewerteten Aktien in Europa Ausschau halten, während in den USA hoch bewertete Aktien durch den Zinsanstieg leiden.“
ESG-Varianten? Ja, gerne!
Heuclin meldet sehr hohe Zuflüsse in Aktien-ETFs, vor allem für globale Aktien interessieren sich Kunden der BNP Paribas. Dabei kommen klassische MSCI USA-Tracker, etwa von iShares (<E00B4L5Y983>), ebenso gut an wie ESG-Varianten, etwa der Xtrackers MSCI World ESG (IE00BZ02LR44) und der iShares MSCI World ESG Enhanced (IE00BHZPJ569). Klare Zuflüsse meldet der Händler außerdem für europäische und US-amerikanische Aktien. Beliebt sind zum Beispiel der iShares Core MSCI Europe (IE00B4K48X80) und der iShares MSCI EMU ESG Enhanced (IE00BHZPHZ28), sowie – mit sehr hohen Zuflüssen – der Fidelity Sustainable Research Enhanced US Equity (IE00BKSBGS44), ein Active ETF.
Dagegen trennen sich Anleger*innen von Aktien aus der Region Asien/Pazifik ex Japan, etwa mit dem Fidelity Sustainable Research Enhanced Pacific ex-Japan Equity (IE00BNGFMY78), ebenfalls ein aktiver ETF.
Heuclin
Seit einigen Jahren werden immer mehr so genannte Active ETFs aufgelegt. Sie versprechen eine Kombination der Vorteile aktiv verwalteter Fonds mit denen passiver ETFs. Active ETFs bilden nicht einfach einen Index ab, vielmehr verwaltet das Fondsmanagement das Anlagevermögen mit einer Strategie im Rücken. Active ETFs werden aber genauso gehandelt wie ETFs, also auf Xetra, an der Preisfeststellung sind Market Maker beteiligt. Diese Fondsform ist daher günstiger, flexibler in Kauf und Verkauf, sowie transparenter als herkömmliche aktiv gemanagte Fonds. An der Börse Frankfurt sind aktuell 62 Active ETFs gelistet, hingegen 1.663 „klassische“ ETFs.
Ölaktien wegen Preisrallye gesucht
Extrem gesucht sind weiter Öl- und Gas-ETFs, wie Fabian Wörndl von Lang & Schwarz meldet, etwa der Invesco Stoxx Europe 600 Optimised Oil & Gas (IE00B5MTWH09) und der iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas (DE000A0H08M3). Beide profitieren vom hohen Ölpreis: Die Notierung für die Nordseesorte Brent liegt aktuell bei 87 US-Dollar – das ist der höchste Stand seit Herbst 2014. Schon 2021 waren die Kurse der ETFs, die Öl- und Gasunternehmen abbilden, gestiegen. In diesem Jahr geht es weiter nach oben.
Steigende Zinsen = Hoffnung für Banken
Gesucht sind Heuclin zufolge außerdem europäische Banken-Tracker (DE0006289309), denen die höheren Zinsen zugutekommen dürften. Immerhin ist die Rendite zehnjährige Treasuries im Zuge der Zinserhöhungsspekulationen auf über 1,80 Prozent gestiegen, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen, lange im Negativbereich, nähert sich der Nulllinie. Zuflüsse registriert der Händler außerdem für europäische Grundstoff- (DE000A0F5UK5), Abflüsse hingegen aus Telekommunikationsunternehmen (DE000A0H08R2).
Was Themen-ETFs angeht, steht Wasser einmal mehr im Fokus des Interesses, wie Wörndl außerdem berichtet. Anleger*innen setzten zum Beispiel auf den Global X Clean Water (IE000BWKUES1) und den Lyxor MSCI Water ESG Filtered (FR0010527275). Der Lyxor-ETF bildet die 20 weltweit größten Unternehmen ab, die im Bereich der Wasserkraft und Themen rund um Wasser tätig sind. Auf Dreijahressicht liegt die Rendite bei 21,3 Prozent im Jahr.
Beliebte Unternehmensanleihen
Ruhig zu geht es unterdessen im Fixed Income-Bereich. Laut Heuclin setzen Anleger*innen derzeit klar auf Unternehmensanleihen, vor allem US-amerikanische (IE0032895942). Staatsanleihen würden hingegen meist abgestoßen, vor allen solche aus Schwellenländern (IE00BYXYYK40).
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von: Anna-Maria Borse, 18. Januar 2022, © Deutsche Börse AG