Unabhängig vom Ausgang der US-Wahl dürfte Gold Analysten zufolge gefragt bleiben. Einen preistreibenden oder senkenden Einfluss könnte die Wahl aber auf den Ölpreis haben.
5. November 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Anders als nach der US-Präsidentschaftswahl vor vier Jahren erwarten Analysten von der Wahl diesmal keinen großen Effekt auf den Goldpreis. Entscheidender Preistreiber blieben die Corona-Krise und die Nullzinspolitik der Notenbanken, heißt es.
2016 war der Goldpreis nach der Wahl von Donald Trump innerhalb weniger Wochen um rund 13 Prozent gefallen. Derzeit pendelt die Notierung weiter um 1.900 US-Dollar die Feinunze, am Donnerstagmorgen sind es 1.918 US-Dollar. Damit bleibt das Allzeithoch von 2.069,22 US-Dollar vom August weit entfernt. Seit Jahresanfang ist der Preis aber immer noch um knapp 27 Prozent gestiegen.
Gold-ETCs: Weiter beliebt
Anleger kaufen weiter ETCs, wie Carsten Schröder von der Société Générale berichtet. Zugegriffen wird dem Händler zufolge vor allem beim Xtrackers IE Physical Gold EUR Hedged (WKN A2T5DZ). Florian Lenhart von der Unicredit Group meldet vor allem Interesse an Xetra-Gold.
Xetra-Gold (WKN A0S9GB) blieb in den vergangenen vier Wochen umsatzstärkster ETC im Handel an der Börse Frankfurt. Viel um ging außerdem im Xtrackers Physical Gold mit und ohne Währungsabsicherung (WKN A1EK0G, A1E0HR), im Invesco Physical Gold (WKN A1AA5X), im WisdomTree Physical Gold (WKN A0N62G) und im Amundi Physical Gold (WKN A2UJK0). Der Bestand von Xetra-Gold verharrt auf hohem Niveau von 222 Tonnen.
Schröder
Auch die Preise der Edelmetalle Silber und Platin haben sich von ihren Höchstständen entfernt. Hohe Umsätze gab es vor allem im WisdomTree Physical Silver (WKN A0N62F) und im Xtrackers Physical Silver (WKN A1E0HS). Schröder beobachtet viele Käufe von Platin-ETCs.
Öl-Freund Trump versus Erneuerbare Energien-Anhänger Biden
Ungewöhnlich weit oben auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt finden sich diesmal Öl-ETCs. Anders als bei Gold dürfte die US-Wahl für Öl durchaus eine Rolle spielen: Wie Eugen Weinberg von der Commerzbank feststellt, ist Trump für die Ölmärkte der Favorit. Trump habe sich für die Ölbranche eingesetzt und zudem das Atomabkommen mit dem Iran gekündigt. Damit habe er die Rückkehr des Landes auf den Weltmarkt behindert. Bidens Fokus auf alternative Energien werten Analysten für die Ölmärkte eher negativ.
Zuletzt ist der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent wieder etwas gestiegen und liegt aktuell bei 40,87 US-Dollar. Anfang des Jahres waren es 70 US-Dollar, im März-Tief 21 US-Dollar.
Umsatzstärkste ETCs an der Börse Frankfurt sind der WisdomTree Brent Crude Oil (WKN A1N49P), der WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged (WKN A2BDEB), der WisdomTree WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) und der Xtrackers Brent Crude Oil Optimum Yield EUR Hedged (WKN A1AQGX). Die UniCredit Group registriert vor allem Zuflüsse in den WisdomTree WTI Crude Oil (WKN A0KRKU).
Kupferpreis auf Zweijahreshoch
Deutlich gestiegen sind in den vergangenen Monaten die Preise einiger Industriemetalle. Der Kupferpreis kletterte vor zwei Wochen sogar über 7.000 US-Dollar die Tonne, das war der höchste Preis seit mehr als zwei Jahren. Jetzt sind es immer noch 6.801 US-Dollar.
Mobeen Tahir von WisdomTree sieht immer noch Potenzial: Der deutliche Kursanstieg von Kupfer sei zwar teilweise auf COVID-bedingte Versorgungsstörungen zurückzuführen. Kupfer profitiere aber sowohl von zyklischem als auch von strukturellem Rückenwind. „Kupfer ist in drei Schlüsselbereichen der Elektromobilität verbreitet: Energiespeicherung; Ladeinfrastruktur sowie der Produktion von Fahrzeugen“, erläutert Tahir. Durch die starke Leitfähigkeit sei es zudem unverzichtbarer Bestandteil von Stromerzeugungssystemen für erneuerbare Energien.
ETFs auf Abgabelisten
Rohstoff-ETFs werden laut Schröder derzeit eher abgegeben, etwa der BNP Paribas Easy Energy & Metals Enhanced Roll-ETF (WKN A2AE6P). „Gerade im Hinblick auf Energie sind Anleger wegen der US-Wahl wohl vorsichtiger“, meint der Händler. Ebenfalls eher abgegeben werde der ComStage Bloomberg Equal-weight Commodity ex-Agriculture (WKN ETF090). Der bildet die Wertentwicklung von 12 Rohstoffen durch Terminkontrakte ab.
von: Anna-Maria Borse 5. November 2020, © Deutsche Börse AG