Während Bundesanleihen weiter im Negativbereich rentieren, sind die Renditen von US-Staatsanleihen wieder gestiegen. Analysten rechnen mit noch größeren Unterschieden. Im Handel mit Unternehmensanleihen setzen Anleger gerne auf Nordic Bonds.
13. August 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Beherrschende Themen an den Märkten bleiben Inflation und Geldpolitik. „Man ist aber erleichtert, dass die US-Inflationsrate nicht noch weiter gestiegen ist“, erklärt Arthur Brunner von der ICF Bank. Das US-Arbeitsministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die Inflationsrate im Juli bei 5,4 Prozent lag und damit auf dem hohen Niveau stagnierte.
Die Zinsen von Bundesanleihen bleiben extrem niedrig: Die Rendite zehnjähriger Papiere liegt am Freitagmorgen bei minus 0,46 Prozent, vergangene Woche war sie auf ein Sechsmonatstief von minus 0,50 Prozent gefallen. US-Renditen sind hingegen wieder klar gestiegen, und zwar von 1,14 Prozent vergangene Woche auf aktuell 1,34 Prozent für zehnjährige Papiere.
„Die Nachfrage nach Bundesanleihen dürfte auch kommende Woche kaum abnehmen“, meint Anleihenanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. „Das Aufwärtspotenzial für Renditen bleibt begrenzt.“ Anders sehe es am US-Treasury-Markt aus, wo Tapering-Sorgen weiter schwelten – also Sorgen um eine Reduzierung der Anleihekäufe durch die Notenbank. „Die zunehmende Divergenz zwischen Fed- und EZB-Kommunikation dürfte hier der entscheidende Faktor sein.“ Insgesamt werde der Renditeaufschlag von US-Treasuries gegenüber Bundesanleihen dadurch weiter steigen.
DIC und Schaltbau gefragt, Ekosem umsatzstark
Im Handel mit Unternehmensanleihen geht es derzeit eher ruhig zu, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Gute Halbjahreszahlen und ein positiver Ausblick der Immobiliengesellschaft DIC Asset führten zu Käufen der bis 2023 laufenden Anleihen mit Kupon von 3,5 Prozent (<DE000A2NBZG9>). „Dann ist aber auch schnell wieder Ruhe eingekehrt“, erklärt der Händler. Etwas erholen konnten sich EkosemAgrar-Anleihen (<DE000A2YNR08>). Die Meldung über Differenzen mit der russischen Landwirtschaftsbank Rosselkhozbank über die mittel- und langfristige Finanzierung hatte im Juli zu einem Kurseinbruch geführt. „Jetzt scheinen erstmal alle schwachen Hände aus der Anleihe raus zu sein.“
Daniel
Einen Satz nach oben machte diese Woche eine Wandelanleihe des Münchner Verkehrstechnikunternehmens Schaltbau (<DE000A3E5FV1>). „Der US-Finanzinvestor Carlyle will Schaltbau übernehmen, zu einem Aufschlag von 35 Prozent über dem letzten Aktienkurs“, erklärt Brunner. Der Kurs der Wandelanleihe kletterte von 130 auf 181,5 Prozent.
Wandelanleihen sind Unternehmensanleihen mit einer Option zum Tausch gegen Aktien. Anleger können die Wandelanleihe – wie eine klassische Anleihe – zum einen bis zur Endfälligkeit zu halten; in diesem Fall erhalten sie jährliche Zinszahlungen vom Schuldner, der am Ende der Laufzeit die Anleihe zurückzahlt. Sie können die Wandelanleihe zum anderen aber auch innerhalb einer bestimmten Frist zu einem festgelegten Preis in Aktien des Unternehmens tauschen. Aufgrund dieses Rechts haben Wandelanleihen eine niedrigere Verzinsung als andere Anleihen.
Nordic Bonds kommen gut an
Rege nachgefragt bleiben Brunner zufolge Anleihen im nordischen Bond-Format, die sogenannten Nordic Bonds. Bei diesen steht ein Treuhänder, der Nordic Trustee, von Anfang an zwischen Emittenten und Gläubigern. Er schaut zum Beispiel, ob der Emittent allen Pflichten nachkommt. Drohenden Ausfällen kann so frühzeitig entgegengewirkt werden. „Und Anleihenhalter müssen nicht selbst zu Gläubigerversammlungen gehen“, ergänzt Brunner. Es handle sich meist um Unternehmen ohne Investment Grade-Rating, die attraktive Kupons böten. Beliebte Nordic Bonds sind Papiere von Azerion (<SE0015837794>), Multitude, ehemals Ferratum (NO0011037327) und SGL TransGroup International (<SE0015810759>). „Die haben sich alle gut entwickelt.“
Brunner
Nachfrage meldet Brunner außerdem für Anleihen von Porr (<XS2113662063>) und Grenke Finance (<XS1910851242>). „Die Grenke-Bonds liegen fast wieder auf dem Niveau vor dem Kursrutsch im letzten Herbst.“ Viel um gehe weiter in der Anleihe des Hemdenherstellers Eterna (<DE000A2E4XE4>), der Gläubigern ein Abfindungsangebot von 10 Prozent gemacht hat. „Da geht wohl so mancher davon aus, dass es zu keiner Einigung kommt, und verkauft an der Börse zu 9 Prozent.“
von: Anna-Maria Borse 13. August 2021, © Deutsche Börse AG