Corona-, Konjunktur- und Inflationssorgen beherrschen auch in der Weihnachtswoche das Börsengeschehen. Nach einem sehr volatilen Monat stabilisieren sich Dow Jones, S&P 500 und DAX in einer kleinen Jahresendrally. Technologie-Titel setzen ihre Erholung mit Atempausen fort.
23. Dezember 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Der DAX ist von seinem Allzeithoch aus dem November von 16.290 Zählern in den vergangenen Wochen zeitweise um mehr als 1000 Punkte abgerutscht. Vor allem die Verbreitung der Omikron-Variante sorgte für weltweite Kursverluste. Vor Weihnachten strebt der DAX Richtung 16.000 Punkte. Die eintretende Erholung vor Weihnachten würde vielfach von Anleger*innen wieder zu Käufen genutzt, berichten Markt-Experten.
„Wir sehen einen sehr regen Handel, auch im Dezember“, ist Anouch Wilhelms von der Société Générale zufrieden. Das liege nach seiner Einschätzung auch daran, dass Zertifikate für alle Marktlagen aufgelegt werden und dass Anleger*innen auch und gerade in volatilen Zeiten Produkte mit Risikopuffern bzw. Absicherungen erwerben können. „Käufe überwiegen die Verkäufe deutlich.“ Die Stimmung sei sehr gut.
Wilhelms
Die beliebtesten Basiswerte nach dem DAX seien bei den Kunden der Société Générale Nasdaq, Dow Jones, Gold, BionTech, Tesla und Apple. „Apple ist der größte Aufsteiger im Bereich der beliebtesten Basiswerte.“ Anleger*innen trügen dem jüngsten Allzeithoch mit Käufen eines Best Unlimited Turbo-Optionsscheins auf Apple (< ISIN DE000SF8Z8R5>) Rechnung. Ein Open End Index-Zertifikat auf den NASDAQ 100 (<DE000SD1RB65>) ist inmitten der Technologie-Rally das beliebteste Anlage-Zertifikat, gefolgt von einem Faktor 1x Short Zertifikat auf den Volatilitätsindex VIX (DE000CU0AF69).
ICF Bank: Rücksetzer werden sofort gekauft
Atakan Sahin von der ICF Bank berichtet von hohen Umsätzen, vor allem nachdem sich der DAX (DE0008469008) von seinem Rutsch auf 15.100 Punkte erholt hatte. „Corona-, Zins- und Inflationssorgen haben das Geschehen in den vergangenen Wochen wie auch im gesamten Jahr bestimmt.“ Rücksetzer würden aber weiterhin zum Kauf genutzt.
Drei Titel seien bei der ICF Bank besonders stark gehandelt worden: Ein Call auf Apple (<DE000TT8DRP4>), der bis zum Jahr 2023 läuft, habe viele Käufer angezogen. „Anleger sehen hier mittelfristig eine never ending Erfolgsstory“, begründet Sahin. Ein Open End Partizipationszertifikat auf Ether (< DE000VQ552V2> habe nur kurzzeitig unter der Kursschwäche des Basiswerts gelitten. Kryptos würden im Falle von Kursschwächen sogleich nachgekauft. Käufe bei einem Call auf Intel (< DE000VQ69BH5>) spiegelten nach Einschätzung von Sahin die Erwartung, „dass Anleger hier nach langer Seitwärtsbewegung von Intel einen Ausbruch erwarten und sich aufgrund stärkerer Nachfrage ausgelöst durch die Chipkrise und Lieferengpässen bereits positionieren“.
DAX, Kryptos und US-Tech-Werte prägen das Jahr und die vergangenen Wochen
Sahin fasst zusammen:„Die drei Basiswerte DAX, Kryptos und Tech-Aktien sind der Spiegel des gesamten Jahres.“ Denn neben dem DAX würden vor allem Kryptos und US-Tech-Aktien von den Kund*innen der ICF Bank gehandelt. „Das sind Dauerbrenner trotz der Kursschwankungen, weil sie höhere Renditen einbringen.“
Sahin
„Corona und die Zinspolitik der Notenbanken bestimmen den Handel der Baader Bank im Dezember wie im Gesamtjahr, flankiert von Brexit, Konjunktur und Bundestagswahl.“ Simon Görich hat neben dem DAX vor allem Stay-at-home-Titel, Technologiewerte und Biotechs als Favoriten der Baader-Kund*innen 2021 ausgemacht. Die Spitzenreiter der Kauflisten führen ein Call der Citigroup auf Activision Blizzard (<DE000KE1DMZ5>), ein Call ebenfalls der Citigroup auf Netflix (<DE000KE325Z1>) und ein Call auf Microsoft (<DE000KE1HQK9>) desselben Emittenten an. „Bei Biotechs sticht kein herausragender Einzelwert heraus, hier wird eher die breite Masse gekauft“, berichtet Görich.
CO2-Zertifikat profitiert von konstant hoher Nachfrage
Als Dauerbrenner des Jahres und der vergangenen Wochen wird bei Baader ein Open-end-Tracker-Zertifikat auf CO2-Emissionsrechte (ICE EUA Future) von Société Générale (DE000CU3RPS9) gekauft. Ebenfalls ungebrochen hoch ist die Nachfrage nach diesem Zertifikat bei der Société Générale: „Es ist das drittbeliebteste Anlage-Zertifikat derzeit“, berichtet Wilhelms.
Weniger Handel registrierte Sahin trotz des Anstiegs der Öl-Preise bei Öl-Produkten. Auch Gold sei derzeit weniger im Fokus der Anleger. Produkte auf das Edelmetall würden immer gehandelt, derzeit jedoch mit moderaten Umsätzen. Zu den umsatzstärksten Titeln bei Baader gehören im Gesamtjahr ein währungsgesichertes Tracker-Zertifikat auf Gold (DE000DB0SEX9) und ein Open End Turbo-Zertifikat auf Silber (<DE000GC9GYV3>) des Emittenten Goldman Sachs.
Insgesamt sind die Spezialisten mit dem Zertifikate-Jahr 2021 sehr zufrieden: „Hohe Umsätze und viele Allzeithochs in vielen Indizes brachten ein gutes Jahr“, fasste Sahin zusammen. Auch Wilhelms zieht ein sehr positives Fazit des Handelsjahres: „Die Handelsaktivität war hoch; es war ein erfolgreiches Jahr mit vor allem hoher Nachfrage auf Produkte von Tesla oder BionTech“.Vermutlich seien viele neue und auch junge Anleger*innen in den Markt eingestiegen und setzten stark auf Zukunftstechnologien.
DDV: 93 Prozent der Emittenten sehr zufrieden mit 2021
Auch die Emittenten strukturierter Wertpapiere im Retail-Geschäft schließen das Jahr positiv ab: Bei einer Umfrage des Deutschen Derivate Verbandes gaben 93 Prozent von ihnen an, dass das Jahr 2021 besser gelaufen sei als das Vorjahr. Lediglich sieben Prozent bewerteten 2021 und 2020 gleich gut. „Das ist das beste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre“, kommentierte der Verband.
Auch für das neue Jahr seien die meisten optimistisch: Fast jeder zweite der 15 befragten Emittenten, die 85 Prozent des Gesamtmarkt-Volumens auf sich vereinen, gehe von einem noch besseren 2022 aus, ebenso viele rechnen mit gleich guten Geschäften. Sieben Prozent erwarten eine Abkühlung. Als Innovationstreiber sieht zwei Drittel der Branche in den kommenden fünf Jahren die nachhaltige Geldanlage, mehr als die Hälfte sieht die Digitalisierung als Treiber Nummer zwei.
von: Antje Erhard, 23. Dezember 2021, © Deutsche Börse AG