PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den Verlusten am Vortag ist an den europäischen Aktienmärkten auch zur Wochenmitte eine Erholung ausgeblieben. Der EuroStoxx 50 EU0009658145 lag bis zum Mittwochnachmittag noch gut im Rennen, auch dank Arbeitsmarktdaten aus den USA. Letztlich fiel die Erholung aber wieder in sich zusammen, sodass der Leitindex der Eurozone nur noch mit einem Plus von 0,10 Prozent auf 4099,85 Punkten aus dem Handel ging.
Der französische Cac 40 FR0003500008 schloss prozentual unverändert mit 6996,73 Punkten, während der britische FTSE 100 GB0001383545 0,77 Prozent auf 7412,45 Punkte verlor. Den "Footsie" belasteten schwache Öl- und Minenwerte angesichts gesunkener Preise für Öl und Kupfer.
Die Lage bleibt angespannt. Gründe für die Verunsicherung gibt es mehr als genug, allen voran die Auswirkungen der Zinsanhebungen auf die Konjunktur. Die weltwirtschaftliche Großwetterlage ist alles andere als einfach: Während sich der Zinserhöhungszyklus bei den meisten großen Notenbanken am oder kurz vor dem Ende befinde, seien die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen auf das Wachstum noch nicht vollständig abschätzbar, warnte Chefstratege Robert Greil von Merck Finck. "Außerdem bleibt das Risiko, dass die Inflation vor allem durch höhere Ölpreise noch einmal anzieht."
Der Ölsektor EU0009658780 stand am Ende der europäischen Stoxx-600-Übersicht mit minus 2,1 Prozent. Totalenergies FR0000120271 und Eni IT0003132476 verloren im EuroStoxx 1,9 beziehungsweise 1,6 Prozent, BP GB0007980591 sanken in London um 3,2 Prozent.
Gute Nachrichten von Tesco GB00BLGZ9862 halfen dem mit minus 1,7 Prozent ebenfalls sehr schwachen Einzelhandelssektor CH0019112553 wenig. Die britische Supermarktkette hatte mit einem erhöhten Jahresausblick aufgewartet. Bernstein-Analyst William Woods schrieb, das bereinigte Wachstum ebenso wie die Margen hätten sich in den vergangenen Monaten besser entwickelt als am Markt erwartet. Die Tesco-Aktien gewannen 4,3 Prozent.
Mit einem Plus von 3,2 Prozent schlossen die Anteile des Versicherers Aviva <GB0002162385>. Händler verwiesen hier auf Übernahmespekulationen als Treiber.
Unter Druck standen die Tabak-Aktien von Imperial Brands GB0004544929 und British American Tobacco GB0002875804 mit minus 2,8 beziehungsweise minus 1,7 Prozent. Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK verwies auf Meldungen, wonach Großbritannien das gesetzliche Alter zum Rauchen mit der Zeit anheben will.
Orange FR0000133308 gewannen in Paris 1,9 Prozent, nachdem die Bank of America die Telekom-Papiere um gleich zwei Stufen von "Underperform" auf "Buy" angehoben hatte. Die Analysten begründeten dies mit der günstigen Bewertung und den guten Aussichten des Unternehmens.
In Zürich stand das Börsendebüt des Generikaherstellers Sandoz <CH1243598427> im Mittelpunkt. Nach einem Eröffnungskurs von 24 Franken erreichten die Papiere in der Spitze 25,395 Franken, zeitweise tauchten sie aber auch auf 22,70 Franken ab. Am Schluss des Tages notierten sie bei 24,35 Franken. Die Anteile des Pharmakonzerns Novartis <CH0012005267>, von dem Sandoz abgespalten wurde, schlossen bei 87,60 Franken.
Mit der Börseneinführung von Sandoz hatte Novartis auch die eigenen Ziele für 2023 bestätigt. Die Abspaltung könnte dem Pharmakonzern zu höheren Margen und damit zu einer höheren Bewertung verhelfen, hieß es am Markt. Novartis vollzieht mit der Abspaltung einen letzten großen Schritt in seiner Transformation zu einem fokussierten Pharmaunternehmen./ajx/men
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