APA ots news: Presseaussendung zur 41. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums
Wien (APA-ots) - Die 41. Sitzung des Finanzmarktstabilitätsgremiums
(FMSG) fand am 10. Juni 2024 statt. Schwerpunktthemen waren die
Diskussion der strukturellen Systemrisiken als Grundlage für die
strukturellen Kapitalpuffer, der Antizyklische Kapitalpuffer und
Gewerbeimmobilienfinanzierungen.
<a></a>Strukturelle Systemrisiken
Seit dem Jahr 2018 wird das österreichische Bankensystem von der
Ratingagentur S&P Global in ihrem "Banking Industry Country Risk
Assessment (BICRA)"[1] unter den besten Bankensystemen der Welt
gereiht. In der Folge profitieren die heimischen Banken und damit
auch die Realwirtschaft von niedrigeren Finanzierungskosten. Die
makroprudenziellen Kapitalpuffer haben dazu wesentlich beigetragen,
indem sie systemische strukturelle Risiken adressiert haben. Vor
diesem Hintergrund ist die Kapitalisierung des österreichischen
Bankensystems, insbesondere jene der österreichischen Großbanken, im
letzten Jahr deutlich angestiegen.
In seiner 41. Sitzung hat das Gremium festgestellt, dass die
wesentlichen strukturellen Systemrisiken seit der letzten Evaluierung
im Jahr 2022 weiterhin bestehen. Aufgrund der Größe und starken
Vernetzung des Bankensektors können systemische Bankenkrisen hohe
Kosten für eine Volkswirtschaft mit sich bringen. Dazu kommt ein
hohes Klumpenrisiko aus dem Engagement österreichischer Banken in
Zentral-, Ost- und Südosteuropa. Die strukturelle Profitabilität hat
sich durch die Zinswende zwar verbessert, inwieweit diese Entwicklung
vor dem Hintergrund eines hohen Wettbewerbs, einer hohen
Bankstellendichte, Investitionsbedarfs in die Digitalisierung sowie
der im langfristigen Vergleich noch immer niedrigen Risikokosten auch
mittelfristig nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Im Falle einer
Bankenkrise ist die Rekapitalisierung durch die Eigentümer:innen
durch die spezifischen Eigentümerstrukturen in Österreich
herausfordernd. Das Gremium wird in der kommenden Sitzung seine
Empfehlung zum Systemrisikopuffer gemeinsam mit jener zum
Systemrelevante Institute- (OSII-) Puffer diskutieren.
Antizyklischer Kapitalpuffer
Das Gremium bleibt bei seiner Empfehlung eines Antizyklischen
Kapitalpuffers in Höhe von 0%. Die Kredit-BIP-Lücke ist bis zum
vierten Quartal 2023 weiterhin deutlich unter dem kritischen
Schwellenwert geblieben [Link zur Empfehlung FMSG/3/2024]. Zudem wird
das FMSG bis zum Ende des Jahres 2024 ein neues Rahmenwerk mit einer
erweiterten Perspektive auf die Treiber zyklischer Risiken validieren
und gegebenenfalls 2025 eine neue Methodik zur Anwendung bringen.
Gewerbeimmobilienfinanzierungen
Das Segment der Gewerbeimmobilienfinanzierungen bleibt
herausfordernd. Sowohl Ausfallsquoten als auch Risikovorsorgen von
Gewerbeimmobilienkrediten sind weiter gestiegen, wobei das Wachstum
der Risikovorsorgen hinter jenem der Ausfälle zurückgeblieben ist.
Die von den Banken gemeldeten Marktwerte von Immobiliensicherheiten
sind im Jahr 2023 zum größten Teil unverändert geblieben oder sogar
angestiegen, nur ein kleinerer Anteil wurde nach unten korrigiert.
Das Gremium erinnert daher an seine wiederholte Empfehlung an die
Banken, den Spielraum aus den hohen Gewinnen für höhere
Risikovorsorgen und vorsichtigere Immobilienbewertungen zu nutzen.
Auf Basis einer Einschätzung der Oesterreichischen Nationalbank
hat das Gremium festgestellt, dass von den im Falle einer weiteren
Verschlechterung des Umfelds einhergehenden potenziellen Verlusten
aus Gewerbeimmobilienkrediten ein erhöhtes Risiko für die
Finanzmarktstabilität in Österreich ausgehen kann. Das Gremium wird
daher in der kommenden Sitzung die Notwendigkeit makroprudenzieller
Maßnahmen für dieses Segment diskutieren.
Informationen zum FMSG
Das FMSG hat im Jahr 2014 seine Tätigkeit aufgenommen. Seine
Aufgabe ist die Stärkung der Finanzmarktstabilität. Mitglieder sind
Vertreter:innen des Bundesministeriums für Finanzen, des Fiskalrats,
der Finanzmarktaufsicht und der Oesterreichischen Nationalbank. Das
FMSG kann insbesondere Empfehlungen an die Finanzmarktaufsicht und
Risikohinweise abgeben.
* * *
[1] S&P Global. Banking Industry Country Risk Assessment Quarterly
Monitor: Q4 2023.
Rückfragehinweis:
Sekretariat des Finanzmarktstabilitätsgremiums
z.Hd. Mag. Maria-Elisabeth Faulmann, MiM
(+43-1) 404 20-6900
kontakt@fmsg.at
https://www.fmsg.at
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