FRANKFURT (dpa-AFX) - Donald Trumps Ankündigung von Zöllen hat am Dienstag für Ernüchterung auf dem deutschen Börsenparkett gesorgt. "Damit sind die Vorstellungen vieler Marktteilnehmer zunichtegemacht worden, dass die Handelspolitik der USA gemächlicher ausfallen würde", kommentiert Experte Andreas Lipkow.
Der Dax DE0008469008 verlor um die Mittagszeit 0,52 Prozent auf 19.303,36 Punkte. Davor hatte der Leitindex eine dreitägige Gewinnserie hingelegt und sich seinem Rekordhoch von 19.674 Punkten aus dem Oktober bis auf rund ein Prozent genähert. Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Börsenunternehmen sank zuletzt um 0,72 Prozent auf 26.279,08 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 ging es nach der jüngsten Erholung um fast 0,7 Prozent bergab.
Noch zu Wochenbeginn war die Nominierung des als gemäßigt geltenden Hedgefonds-Managers Scott Bessent zum US-Finanzminister an den Börsen mit Erleichterung aufgenommen worden. Doch nun kündigte der designierte US-Präsident Importzölle auf alle Waren aus Mexiko und Kanada sowie zusätzliche Zölle auf Waren aus China an.
Da die Märkte einen solchen Schritt schon erwartet und eingepreist hätten, falle die Reaktion überschaubar aus, schrieb Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements beim Vermögensverwalter QC Partners. Nach Trumps Wahlsieg hätten sich die Aktienindizes der Länder mit einem hohen US-Exportanteil schon am schlechtesten entwickelt. Entwarnung geben wollte der Experte indes nicht: "Sollte es, insbesondere zwischen den USA und China, zu einem regelrechten Handelskrieg kommen, dann könnte das empfindliche Folgen für die Börsen weltweit haben", warnte er.
Am Dienstag litten vor allem die vortags überwiegend freundlichen Autohersteller unter Trumps Ankündigung. Mit am schlimmsten traf es Volkswagen DE0007664039 (VW) und dessen Sportwagentochter Porsche AG DE000PAG9113 mit Kursabschlägen von 2,5 beziehungsweise 2,3 Prozent. Der Lkw-Bauer Daimler Truck DE000DTR0CK8 verbuchte einen Kursverlust von 3,8 Prozent, während die Aktien der VW-Nutzfahrzeugholding Traton DE000TRAT0N7 im MDax 2,6 Prozent einbüßten. "Gerade die Zölle gegen Mexiko würden auch die deutsche Automobilindustrie treffen", kommentierte Altmann. "Denn hier wird häufig in Mexiko produziert, um die fertigen Fahrzeuge anschließend in die USA zu verkaufen."
Der Industriekonzern Thyssenkrupp DE0007500001 war mit minus 3,2 Prozent einer der größten MDax-Verlierer. Die Aktien zollten damit weiter einer schwungvollen Erholung Tribut, die vor einer Woche nach den Quartalszahlen eingesetzt hatte. Zyklische Industriebranchen in Europa litten ähnlich wie die Autobauer unter der Sorge vor höheren US-Zöllen.
Dagegen gehörte der Triebwerksbauer MTU DE000A0D9PT0 mit einem Kursplus von 1,4 Prozent auf 315,10 Euro zu den besten Dax-Werten. Die britische Bank Barclays blieb zwar bei ihrer neutralen Einschätzung, erhöhte aber das Kursziel für die Aktien auf 356 Euro. Europas Luftfahrtbranche "fliegt höher mit der Dollar-Stärke", schrieb Analystin Milene Kerner. Sie passte ihre Schätzungen für Airbus NL0000235190, MTU und Safran FR0000073272 an den Auftrieb durch die starke US-Währung an.
Rheinmetall DE0007030009 profitierten mit plus 1,4 Prozent vom ungebrochenen Optimismus der Analysten. Am Dienstag schraubten weitere Experten ihre Kursziele für die Aktien des Rüstungskonzerns und Autozulieferers nach oben./gl/men
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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