Stabilisierung am Markt für Immobilienfinanzierungen?
Frankfurt am Main (ots) -
- Hüttig & Rompf wieder mit mehr Finanzierungen von Wohnimmobilien als im
Vorquartal
- Bodenbildung der Kaufpreise bei Selbstnutzern. Zeit des Abwartens könnte sich
dem Ende nähern
- Zinsumfeld bleibt wegen geopolitischer Unsicherheit volatil. Weiterhin moderat
ansteigende Bauzinsen sind nicht ausgeschlossen
Die Baufinanzierungsvermittlung befindet sich nach wie vor in einem sehr
schwierigen Fahrwasser. Massiv angestiegene Zinsen, der einbrechende Neubau und
viel Unsicherheit durch die aktuelle Politik haben in den letzten eineinhalb
Jahren für ein kontinuierlich rückläufiges Finanzierungsvolumen gesorgt.
Zumindest auf Quartalsbasis ist dieser Trend erstmals zum Stoppen gekommen. Dies
signalisieren die aktuellen Marktdaten des Baufinanzierungsberaters Hüttig &
Rompf.
Zunehmende Finanzierungsabschlüsse, aber noch keine Trendwende
So stiegen die Zahl und das Volumen der von Hüttig & Rompf zwischen Anfang Juli
und Ende September vermittelten Finanzierungen gegenüber dem Vorquartal deutlich
gegen den Markttrend, gleichermaßen bei Eigennutzern und Kapitalanlegern. "Wir
freuen uns über die positive Entwicklung der vermittelten Finanzierungen", sagt
Benjamin Papo, Vorstandsvorsitzender der Hüttig & Rompf AG. "Von einer echten
Trendwende sollte allerdings noch nicht gesprochen werden. Zwar wird in manchen
Bereichen des Marktes wieder gekauft oder investiert, in anderen wird weiter
abgewartet, etwa aufgrund der noch unsicheren Förderkulisse zum
Gebäudeenergiegesetz." Das Vorjahresniveau ist derweil nämlich noch nicht wieder
aufgeholt; und auch die branchenweiten Bundesbankdaten für den September 2023
zeigen noch keine Erholung an.
Ältere Immobilien versus Neubauten
Einen maßgeblichen Anteil an der veränderten Lage haben insbesondere die
Immobilien älteren Baujahres. Während die Zahl der kreditfinanzierten Neubauten
erneut zurückgegangen ist, hat sich der Anteil der Transaktionen mit mittelalten
und älteren Immobilien (über 20 Jahre) weiter erhöht. Bei Eigennutzern macht
diese Kategorie inzwischen 70,1% der Finanzierungen aus, bei Kapitalanlegern
sind es sogar 77,5%. In den drei Monaten zuvor lagen die entsprechenden Werte
noch bei 67,2% bzw. 74,7%. "Die Angebotspreise älterer Immobilien haben nach den
Rückgängen in den vergangenen eineinhalb Jahren inzwischen wohl ein Niveau
erreicht, auf dem sich die Nachfrage auch unter Berücksichtigung der aktuellen
Zinssätze zu stabilisieren scheint" , meint auch Papo . Die "Entschärfung" des
neuen Gebäudeenergiegesetzes ("Heizungsgesetz"), das im September verabschiedet
wurde, dürfte an dieser Entwicklung noch keinen Anteil haben. Die längeren
Vorlaufzeiten hinsichtlich einer gesetzlich geforderten Heizungsmodernisierung
bei Altbauten werden sich frühestens 2024 bemerkbar machen.
Kehrtwende bei den Kaufpreisen?
Auf eine langsame Normalisierung am Markt für Immobilienfinanzierungen deutet
auch die Entwicklung der durchschnittlichen Gestehungskosten hin. Bei
selbstgenutzten Immobilien haben sich diese zum ersten Mal seit sechs Quartalen
wieder leicht erhöht. Sie lagen über alle Altersklassen betrachte zuletzt bei
508.231 Euro und damit 2,5% über dem Vorquartal, was gegenüber dem
entsprechenden Vorjahreszeitraum (Q3/2022) allerdings immer noch einem Rückgang
von 5,3% entspricht. Die Zeit, in der sich das Warten auf noch günstigere
Immobilienpreise ausgezahlt hat, könnte sich somit langsam dem Ende nähern. Bei
den Kapitalanlegern sind die Gestehungskosten sowohl auf Sicht von zwölf Monaten
(-12,5%) als auch auf Quartalssicht (-3,7%) weiter rückläufig. Während die von
Selbstnutzern im Durchschnitt erworbene Quadratmeterzahl in den vergangenen
zwölf Monaten jedoch unverändert geblieben ist, hat sich diese bei den
Kapitalanlegern von 92,6 m² auf 86,6 m² reduziert. Auf den Quadratmeter
umgerechnet beträgt der Rückgang der Bau- und Kaufkosten somit nur 6,3%. Im
Vergleich zu Q2/2023 ist es in den zurückliegenden drei Monaten sogar zu einem
Anstieg der Gestehungskosten pro Quadratmeter um 9,4% gekommen.
Wieder moderat steigende Zinsen
Nochmals erhöht haben sich bei neu abgeschlossenen Hypothekendarlehen die
monatlichen Belastungen. Bei Selbstnutzern sind diese im Jahresvergleich um 6,6%
auf durchschnittlich 1.923 Euro angestiegen, bei Kapitalanlegern sind es nun
1.265 Euro (+4,5%). Vom zweiten auf das dritte Quartal 2023 beträgt der Anstieg
1,1% bzw. 3,1%. Dabei ist bei den von Kapitalanlegern durchgeführten
Transaktionen wiederum die zurückgegangene Objektgröße zu berücksichtigen.
Maßgeblicher Grund für die Zunahme der monatlichen Gesamtrate sind die weiter
gestiegenen Hypothekenzinssätze. Je nach Laufzeit haben sich diese in den
zurückliegenden zwölf Monaten um ca. 0,25 bis 0,4 Prozentpunkte erhöht. Der
wesentliche Anteil des Anstiegs erfolgte hiervon in den zurückliegenden drei
Monaten (ca. 0,3 Prozentpunkte). Dem stehen rückläufige Tilgungssätze (0,15 bis
0,2 Prozentpunkte) sowie eine um ca. 1,2 Prozentpunkte höhere Eigenkapitalquote
gegenüber. Bei den Eigennutzern ist im Schnitt zudem eine verkürzte
Zinsfestschreibungsdauer festzustellen.
Ausblick - Kaufpreise
Benjamin Papo: "Im zurückliegenden Quartal sind die Gestehungskosten für
selbstgenutzte Wohnimmobilien erstmals seit eineinhalb Jahren wieder leicht
angestiegen (+2,5%). Daraus eine Trendwende ableiten zu wollen, ist sicherlich
verfrüht. Gleichwohl scheint sich auf dem aktuellen Zinsniveau hinsichtlich der
Bau- und Kaufpreise zumindest bei dieser Käufergruppe eine Bodenbildung
abzuzeichnen. Längeres Abwarten will aus dieser Sicht somit gut überlegt sein.
Die von Kapitalanlegern gezahlten Kaufpreise sind nach wie vor rückläufig. Im
abgelaufenen Quartal ist dies allerdings ausschließlich auf die im Durchschnitt
niedrigere Quadratmeterzahl der erworbenen Objekte zurückzuführen."
Ausblick - Zinsentwicklung
Benjamin Papo: "Die Inflationsrate in der Eurozone ist im Oktober weiter auf
2,9% zurückgegangen. Der Druck auf die EZB, weiter an der Zinsschraube zu
drehen, nimmt damit weiter ab, was auch die jüngste Zinspause zeigt. Gleichwohl
hat die Entwicklung der Hypothekenzinsen in letzten drei Monaten gezeigt, dass
der Höhepunkt an dieser Stelle noch nicht (ganz) erreicht sein muss. Das
Zinsumfeld bleibt in jedem Fall nervös, gerade vor dem Hintergrund der
anhaltenden geopolitischen Konflikte, volatiler Energiepreise und hoher Renditen
auf den Anleihemärkten."
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OTS: Hüttig & Rompf