Oetker-Gruppe behauptet sich in einem herausfordernden Marktumfeld /
Umsatzanstieg um 11,6 Prozent im Geschäftsjahr 2022 (FOTO)
Bielefeld (ots) - Unter Berücksichtigung der herausfordernden Rahmenbedingungen
infolge des Kriegs in der Ukraine, gelang es der Oetker-Gruppe im Geschäftsjahr
2022, ein noch ordentliches Ergebnis zu erzielen. Die Geschäftsbereiche
Nahrungsmittel, Bier und alkoholfreie Getränke sowie Weitere Interessen
erreichten einen konsolidierten Nettoumsatz in Höhe von 6.508 Mio. Euro und
wuchsen damit im Vergleich zum Vorjahr um 11,6 Prozent.
"Der im Februar 2022 ausgebrochene Krieg in der Ukraine hat alles verändert:
Neben den gravierenden gesellschaftlichen und politischen Folgen, die der Krieg
verursacht, musste auch die Weltwirtschaft schwere Rückschläge hinnehmen. Die
Rohwaren- und Energiepreise auf den Weltmärkten stiegen in bislang nicht
bekannte Höhen - und zwar in kürzester Zeit. Eine alle Bereiche des Lebens
beeinflussende Inflation, die alle Verbraucherinnen und Verbraucher bis heute
tagtäglich vor allem an den Supermarktkassen spüren, war die Folge. Umso
erfreulicher ist es, dass es der Oetker-Gruppe gelungen ist, diesen
Herausforderungen dank hohem Kostenbewusstsein Stand zu halten und ihre Umsätze
auf 6,5 Milliarden Euro zu steigern", kommentiert Dr. Albert Christmann,
persönlich haftender Gesellschafter der Dr. August Oetker KG, die heute
veröffentlichten Zahlen.
Für das laufende Geschäftsjahr äußert sich Christmann vorsichtig optimistisch:
"Unsere hohe Resilienz darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir nach wie vor
mit signifikanten Kostensteigerungen in nahezu allen betrieblichen Bereichen,
vor allem aber auf der Beschaffungs- und Lohnseite, zu kämpfen haben. Dies
zwingt uns zu massiven Maßnahmen zur Kosteneinsparung, die uns wahrscheinlich
noch in den kommenden beiden Jahren begleiten werden. Allerdings bin ich
zuversichtlich, dass wir die Herausforderungen gemeinsam im Gruppenverbund nicht
nur lösen, sondern die sich hieraus ergebenden Opportunitäten auch beherzt
ergreifen werden. Dazu gehören die Nutzung der sich ergebenden Marktchancen wie
auch das Vorantreiben der digitalen Transformation unserer Unternehmen. Am Ende
werden wir gestärkt aus diesen Krisenzeiten hervorgehen."
DAS GESCHÄFTSJAHR 2022 IM DETAIL:
Umsätze der Oetker-Gruppe
Die Oetker-Gruppe erzielte 2022 insgesamt Umsatzerlöse in Höhe von 6.508 Mio.
Euro; dies entspricht einer Steigerung um 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Alle Geschäftsbereiche konnten ihre Umsatzerlöse gegenüber dem Vorjahr steigern,
wobei der Geschäftsbereich Weitere Interessen mit 30,3 Prozent das stärkste
relative Wachstum verzeichnete und somit seinen Anteil am Gesamtumsatz ausbauen
konnte. Getrieben wurde dieses Umsatzwachstum in erster Linie durch die
digitalen Geschäftsmodelle, allen voran flaschenpost. Die Unternehmensgruppe
transformiert sich erfolgreich vom Getränkesofortlieferanten zum
Online-Supermarkt und konnte infolgedessen im Umsatz erheblich zulegen. Daneben
profitierten die beiden Hotels davon, dass internationale Tourismusreisen wieder
nahezu uneingeschränkt möglich waren. Dies spiegelte sich entsprechend in
signifikanten Wachstumsraten der Hotels wider. Die Umsätze der
konsumgüterorientierten Geschäftsbereiche Nahrungsmittel sowie Bier und
alkoholfreie Getränke lagen ebenfalls jeweils deutlich über dem Niveau des
Vorjahres, wobei Preiserhöhungen teilweise ursächlich für den Umsatzanstieg
waren. Sowohl Dr. Oetker als auch die Radeberger Gruppe lagen beim Umsatz im
Rahmen des Erwartbaren. Die Biersparte wuchs um 14,6 Prozent auf 1.858 Mio.
Euro. Nach den Corona-bedingten Einschränkungen in den Vorjahren wirkte der im
Jahr 2022 wieder anziehende Außer-Haus-Konsum belebend auf die Ab- und Umsätze
im Geschäftsbereich Bier und alkoholfreie Getränke. Dr. Oetker steigerte
zusammen mit der Conditorei Coppenrath & Wiese die Umsatzerlöse um 7,5 Prozent
auf 3.963 Mio. Euro. Besonders erfreulich entwickelten sich das Pizza- und
Professional-Geschäft.
Der in Deutschland erzielte Umsatz der Nahrungsmittel-Sparte erhöhte sich um
14,8 Prozent auf 3.645 Mio. Euro. Der Anteil des außerhalb Deutschlands
erzielten Umsatzes liegt bei 44 Prozent des Gesamtumsatzes.
Investitionen
Die Investitionen der Oetker-Gruppe (ohne Erstkonsolidierungen) in Höhe von 231
Mio. Euro lag um 16,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres (267 Mio. Euro).
Der Rückgang resultierte aus geringeren Volumina in der Biersparte und im
Geschäftsbereich Nahrungsmittel, auch infolge der krisenbedingten
Vorsichtsmaßnahmen sowie immer noch gestörter Supply Chains auf der
Lieferantenseite. Die Investitionen des Geschäftsbereichs Weitere Interessen
waren mit 41 Mio. Euro annähernd so hoch wie im Vorjahr. Der Großteil der
Investitionen von insgesamt 231 Mio. Euro entfiel auf den Geschäftsbereich
Nahrungsmittel, die Ausgaben sind dort wiederum schwerpunktmäßig im Produktions-
und Logistikbereich angefallen.
Mitarbeiter
Die erstmals auf vollzeitäquivalenter Basis ausgewiesene Anzahl der
Beschäftigten wuchs im Berichtsjahr um 5,2 Prozent auf 29.399 (Vorjahr: 27.949).
Im Jahr 2022 waren 19.210 Mitarbeiter innerhalb und 10.189 Mitarbeiter außerhalb
Deutschlands für die Gruppe tätig.
Geschäftsverlauf der einzelnen Geschäftsbereiche
Geschäftsbereich Nahrungsmittel erzielt Ergebnis über den Erwartungen
Der Geschäftsbereich Nahrungsmittel setzt sich aus den Unternehmen Dr. Oetker
und Conditorei Coppenrath & Wiese zusammen. Im Geschäftsjahr 2022
erwirtschaftete er insgesamt Umsatzerlöse in Höhe von 3.963 Mio. Euro. Im Jahr
2022 waren sämtliche Landesgesellschaften der beiden Nahrungsmittelunternehmen
von einem massiven Kostenauftrieb in noch nie dagewesenem Ausmaß betroffen.
Daraufhin erfolgten Preiserhöhungen, die nicht den externen Kostenanstieg
kompensierten, sowie signifikante Einschnitte auf der Kostenseite. Allerdings
war schnell im Laufe des ersten Halbjahres 2022 absehbar, dass die
Preiserhöhungen sowie alle Kostenmaßnahmen nicht ausreichen würden, um die
zunehmende Ergebnisauswirkung der inflationären Kostensteigerungen zu
kompensieren. Daraufhin hat sich die Gruppe zur Initiierung eines
Effizienzprogramms entschieden, mit dem strukturell und somit nachhaltig Kosten
eingespart werden. Das Programm konzentriert sich in erster Linie auf die
Verschlankung von Strukturen und Prozessen. Insgesamt sollen jährliche
Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe weltweit realisiert werden. Sie
werden es der Unternehmensgruppe ermöglichen, ihre Widerstandsfähigkeit zu
erhöhen und ihre Produkte weiterhin zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.
Auf diesem Wege soll zumindest ein Teil des erheblichen, vor allem von Energie
und Rohwaren getriebenen Kostenanstiegs kompensiert und in nachhaltiges Wachstum
investiert werden. Die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen hat 2022 begonnen
und wird 2023 Schritt für Schritt fortgesetzt.
Das Umsatzwachstum im Geschäftsbereich Nahrungsmittel resultierte in Teilen aus
den beschriebenen Preiserhöhungen. Gegenläufig wirkte sich die Aufgabe des
Geschäfts von Dr. Oetker in Russland aus: Direkt nach dem Angriff Russlands auf
die Ukraine hatte Dr. Oetker alle Exporte nach Russland, alle Investitionen in
die russische Schwestergesellschaft sowie sämtliche Marketingaktivitäten
gestoppt. In der Folge gab Dr. Oetker alle Anteile an der russischen Dr. Oetker
Organisation ab und beendete damit sämtliche Aktivitäten in Russland. Neben dem
Ausfall an Umsatz und Ergebnis war zudem ein nennenswerter und deswegen merklich
spürbarer Einmalaufwand zu verzeichnen.
Zusätzlich zu den Änderungen im Konsolidierungskreis haben sich
Wechselkurseffekte auf die Umsatzentwicklung ausgewirkt. Die insgesamt positiven
Kurseinflüsse resultierten vor allem aus der Schwächung des Euro gegenüber den
nord- und südamerikanischen Währungen. Nach Bereinigung um Währungseinflüsse und
konsolidierungskreisbedingte Effekte verzeichneten die beiden
Nahrungsmittelunternehmen zusammen ein organisches Wachstum von 5,7 Prozent.
Dr. Oetker steigerte seine Umsatzerlöse um 7,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
und konnte organisch um 4,9 Prozent wachsen. Auch im Geschäftsjahr 2022 waren
innovative, nachhaltige und gesündere Produkte ein Erfolgsfaktor für Dr. Oetker.
Gleichwohl mussten absatzseitig zum Teil Mengenverluste hingenommen werden, vor
allem bei Dekorationsartikeln in der Kategorie Kuchen und Dessert, bei denen die
Verbraucher als Reaktion auf die hohen Inflationsraten mit Kaufzurückhaltung
reagierten. Dies hat insbesondere bei Wilton in den USA, dem Marktführer für
Tortendekoration, sowie im Geschäft mit Backspezialartikeln der sogenannten
Specialty-Retail-Unternehmen zu Umsatzeinbußen geführt. Insgesamt konnten die
Umsatzerlöse der Kategorie Kuchen und Dessert gegenüber dem Vorjahr aber leicht
zulegen. Grund hierfür ist vor allem ein preisbedingtes Wachstum bei den
Backprodukten und Pulverdesserts.
In der Kategorie Pizza sind trotz der notwendigen Preiserhöhungen Mengeneinbußen
im Wesentlichen ausgefallen. Dies lag einerseits an erfolgreichen
Promotions-Aktivitäten; andererseits wirkten sich die rezeptorische
Überarbeitung der wichtigen Pizza-Submarken sowie die Produktinnovationen La Mia
Grande und La Mia Pinsa positiv aus. Die Umsatzerlöse haben in der Kategorie
Pizza das Vorjahresniveau übertroffen.
Das Professional-Geschäft entwickelte sich nach den starken pandemiebedingten
Einbußen in den Vorjahren ordentlich. Allerdings sinkt die Nachfrage im
Außer-Haus-Markt nach würzigen Nährmittelprodukten seit Jahren kontinuierlich.
Dadurch war die Produktion des Werks Ettlingen defizitär, was im Geschäftsjahr
zur Einstellung der Produktion an diesem Standort geführt hat. Demgegenüber
verzeichneten die Märkte für Pizza, Kuchen und Dessert - die strategischen
Sortimente von Dr. Oetker - auch im Außer-Haus-Geschäft positive Entwicklungen.
Entsprechend wird sich der Bereich Professional in Zukunft auf den Vertrieb
dieser Sortimente fokussieren. Die insgesamt deutliche Erholung im Jahr 2022
zeigte sich über alle Länder hinweg, wobei insbesondere in Indien das Geschäft
mit Schnellrestaurantketten die Erwartungen übertroffen hat.
Das Umsatzwachstum fand in allen Regionen statt: So konnten die europäischen
Märkte, vor allem in Deutschland und Osteuropa, sowie die Region 3A
(Afrika/Asien/Australien) zulegen, während das Wachstum in der Region Amerika in
erster Linie währungsbedingt war.
Nach einem bereits guten Vorjahr verzeichnete die Region Westeuropa erneut
Umsatzzuwächse, die höher als erwartet ausfielen. Gleichwohl war die
Mengenentwicklung in einigen Ländern herausfordernd: Vor allem in Italien war
Dr. Oetker mit einem rückläufigen Markt für Nährmittel konfrontiert. In Spanien
und Portugal zeigten sich negative Mengeneffekte aufgrund einer preiselastischen
Nachfrage der Verbraucher ebenso wie in Österreich.
In Osteuropa erzielte Dr. Oetker trotz negativer Währungseffekte und der Aufgabe
des Geschäftes in Russland einen Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahr. Hierzu
beigetragen haben insbesondere zusätzliche Listungen bei verschiedenen Kunden in
Polen.
Die Umsätze der Region Amerika wuchsen moderat, insbesondere in den Märkten
Kanada und Brasilien.
Auch die Geschäftsentwicklung in der Region 3A lag umsatzseitig über Vorjahr.
Zuwächse konnten vor allem in Indien, bedingt durch die erfreuliche Entwicklung
im Professional-Geschäft, und in Südafrika erzielt werden. Dagegen war Ägypten
besonders von den Folgen des Kriegs in der Ukraine betroffen: Signifikante
Preissteigerungen für Basis-Backzutaten wie Mehl, Zucker und Eier haben zu einem
Rückgang der Backintensität und somit zu einer geringeren Nachfrage nach
Backpulver und Vanillin geführt.
Das Geschäft mit Backspezialartikeln der sogenannten
Specialty-Retail-Unternehmen war gekennzeichnet von der Konsumzurückhaltung der
Hobbybäcker bei Dekorartikeln. Insgesamt verzeichnete der Bereich dieser neuen
Geschäftsmodelle ein deutliches Wachstum, das allerdings auf die erstmals
ganzjährige Berücksichtigung der im Vorjahr akquirierten Create Better Group
zurückzuführen ist.
Die Conditorei Coppenrath & Wiese erzielte im Jahr 2022 einen deutlichen
Umsatzanstieg um 11,3 Prozent. Dieses Wachstum resultierte auch aus
Preiserhöhungen, die als Reaktion auf massive Kostensteigerungen trotz
signifikanter interner Effizienzsteigerungen nicht völlig zu vermeiden waren.
Während das Handelsmarkengeschäft in Deutschland weiter zurückging, konnte sich
das Markengeschäft besonders in den strategischen Segmenten Blechkuchen und
Brötchen sowie Torten behaupten. Die kleinen Produkte, wie zum Beispiel kleine
Back- und Blechkuchen, sind vergleichsweise preiselastischer und waren daher
stärker von Konsumzurückhaltung betroffen. In Großbritannien sind die
Bedingungen aufgrund der Post-Brexit-Situation, des noch immer ungünstigen
Wechselkurses des britischen Pfunds zum Euro sowie hoher Inflationsraten
weiterhin herausfordernd. Dennoch konnte die Conditorei Coppenrath & Wiese ihr
dortiges Geschäft weiter ausbauen. Das Geschäft in Nordamerika entwickelte sich
anhaltend positiv.
Die Investitionen im Geschäftsbereich Nahrungsmittel lagen im Jahr 2022 mit 125
Mio. Euro um 7,6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres (136 Mio. Euro). Mit dem
weiterhin hohen Investitionsniveau schaffen die Unternehmen nicht nur die
Grundlagen für künftiges Wachstum in den kommenden Jahren und gewährleisten den
aktuellen Stand der Technik, sondern investieren auch massiv in
Nachhaltigkeitsprojekte gemäß ihrer Sustainability Charter sowie in die
zukunftsfähige, datengetriebene Digitalisierung aller Unternehmensprozesse.
Wesentliche Projekte, die im letzten Jahr fertiggestellt wurden, betreffen
beispielsweise die Automatisierung von Produktionslinien, das Sozialgebäude am
Standort Wittenburg, den Aufbau einer neuen Linie für innovative Produkte sowie
erste Investitionen in Solaranlagen am Standort Wittlich, die Inbetriebnahme
eines neuen Lagers am Standort Leyland in Großbritannien sowie Werks- und
Lagererweiterungen in Mexiko. Die Conditorei Coppenrath & Wiese hat im
abgelaufenen Geschäftsjahr Investitionen in Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
sowie in den Neubau eines Gebäudes für Forschung und Entwicklung getätigt,
nachdem in den Vorjahren maßgeblich in den Ausbau der Fertigungs- und
Lagerkapazitäten investiert wurde.
Die in Vollzeitäquivalenten angegebene Anzahl der Beschäftigten im
Geschäftsbereich Nahrungsmittel ist mit 16.924 stabil geblieben.
Der Geschäftsbereich Bier und alkoholfreie Getränke erreicht deutliches
Umsatzplus
Die Umsatzerlöse der Radeberger Gruppe beliefen sich im Geschäftsjahr 2022 auf
1.858 Mio. Euro und konnten im Rahmen der Erwartungen gegenüber dem Vorjahr
gesteigert werden (+14,6 Prozent). Angesichts der herausfordernden
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist diese Entwicklung umso erfreulicher,
wobei der Geschäftsverlauf innerhalb der einzelnen Unternehmensbereiche im Jahr
2022 unterschiedlich ausgeprägt war.
Im Brauereigeschäft haben sich die Exportabsätze rückläufig entwickelt, unter
anderem wegen der Einstellung des Geschäftes mit Russland, aber auch aufgrund
der Geschäftsentwicklung in den USA, dem größten Exportland, das unter gestörten
Lieferketten gelitten hat. Neben den Mengenverlusten im Exportgeschäft
belasteten signifikant gestiegene Beschaffungs- und Transportkosten das
Ergebnis. Zur Gegensteuerung wurden Preisanpassungen und darüber hinaus interne
Kosteneinsparungsmaßnahmen eingeleitet. Bei den Getränkefachmärkten musste
Getränke Hoffmann nach zwei Rekordjahren infolge der Corona-Pandemie einen Teil
der Absätze erwartungsgemäß wieder an den Out-of-Home-Absatzkanal abgeben. Zudem
führten höhere Energiekosten, gestiegene Mietaufwendungen sowie die Erhöhung des
gesetzlichen Mindestlohns zu einer spürbaren Ergebnisbelastung. Hingegen
profitierten die DrinkPort-Betriebe von dem anziehenden Außer-Haus-Konsum. Die
Streckenlogistik, die gemeinsam mit Veltins über das Joint Venture Deutsche
Getränke Logistik (DGL) betrieben wird, war ebenfalls mit zunehmenden und
kostenintensiven Störungen der Lieferkette konfrontiert, konnte sie aber
erfolgreich bewältigen. Der Leergutspezialist H. Leiter GmbH blieb eine
entscheidende Stütze bei der Absicherung der Lieferfähigkeit der Radeberger
Gruppe. Allerdings belasteten auch hier erhöhte Aufwendungen für Personal,
Personaldienstleister und Energie das Ergebnis.
Der allgemeinen Marktentwicklung folgend erzielte das Portfolio der Radeberger
Gruppe im abgelaufenen Berichtsjahr in der Summe ein erfreuliches
Absatzwachstum. Hierzu beigetragen haben auch die erfolgreiche Umsetzung
diverser Marketingmaßnahmen sowie die Einführung von weiteren Neuprodukten. Die
nationalen Marken verzeichneten insgesamt ein leichtes Absatzwachstum im
Vergleich zum Vorjahr. So konnte der Absatz der fassbierstarken Marke Radeberger
Pilsner um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.
Bei den nationalen Spezialitäten konnte sich die Marke Allgäuer Büble Bier sehr
erfolgreich entwickeln, auch die Marke Oberdorfer überzeugte mit einem
erfreulichen Wachstum gegenüber dem Vorjahr.
Im Segment der regionalen Premiummarken verzeichnete die stärkste Marke des
Segments, Ur-Krostitzer, einen Absatzrückgang ausgelöst durch Kapazitätsengpässe
in der Produktion sowie bewusst reduzierter Promotion-Aktivitäten. Ein großer
Teil der Nachfrage konnte auf die ostregionale Marke Freiberger umgeleitet
werden, die sich entsprechend positiv entwickelte. Aber auch die meisten anderen
regionalen Premiummarken steigerten ihre Absätze, dies gilt insbesondere für die
Hauptstadt-Marken Berliner Kindl und Berliner Pilsner. In der Gesamtbetrachtung
war die Entwicklung der Absatzzahlen für dieses Segment recht erfreulich.
Das Segment der alkoholfreien Getränke mit seinem starken Fokus auf dem Außer-
Haus-Markt bzw. der Gastronomie hat sich von den Einflüssen der Corona-Pandemie
erholt und legte im Jahr 2022 beim Absatz wieder deutlich zu.
Die Investitionen der Radeberger Gruppe summierten sich auf 65 Mio. Euro und
lagen damit unter dem hohen Niveau des Vorjahres (99 Mio. Euro). Ein Großteil
der Investitionen betraf den Standort Radeberg. Hier wurden neben technischen
Anlageinvestitionen für die Entalkoholisierung auch entsprechende
Gebäudeinvestitionen getätigt. Darüber hinaus gab es weitere standortspezifische
Veränderungen zur Optimierung von Produktions- und Logistikprozessen, wie zum
Beispiel am Brauereistandort Dortmund, wo eine neue Dosenabfüllanlage
installiert wurde. In Krostitz wurde eine neue Hefebierrückgewinnungsanlage in
Betrieb genommen.
Im Herbst 2022 hat die Radeberger Gruppe die Schließung des Brauereistandorts in
Frankfurt am Main und die Verlagerung der dortigen Produktions- und Abfüllmengen
auf andere Brauereistandorte der Gruppe beschlossen. Damit stellt sich die
Radeberger Gruppe vorausschauend auf einen durch strukturelle Veränderungen
langfristig weiter rückläufigen Biermarkt ein, der vor allem durch die weiteren
Folgen der Krisen zusätzlich empfindlich unter Druck stehen wird: Wirtschaftlich
stark belastende Überkapazitäten werden aus dem Markt genommen und die übrigen
Braustandorte in allen Regionen Deutschlands optimal ausgelastet und gestärkt.
Bereits im Jahr 2021 wurde die Verlagerung der Produktion und Abfüllung von dem
Köln-Mülheimer Brauereistandort zur Cölner Hofbräu Früh, mit der seit 2019 eine
strategische Partnerschaft besteht, abgeschlossen. Infolgedessen kam es im
abgelaufenen Geschäftsjahr zum Rückbau des Kölner Standorts.
Im Jahr 2022 lag die in Vollzeitäquivalenten angegebene Anzahl der Beschäftigten
mit 6.122 etwa auf Vorjahresniveau.
Der Geschäftsbereich Weitere Interessen wächst dank flaschenpost
Der Geschäftsbereich Weitere Interessen umfasst neben neuen Geschäftsmodellen
wie flaschenpost weitere Unternehmen für Beschaffungs- und
Logistikdienstleistungen, den IT-Dienstleister OEDIV , die Hotels Brenner's Park
Hotel in Baden-Baden und Hôtel du Cap-Eden-Roc in Antibes sowie Oetker Digital .
Im Hinblick auf die verschiedenen Märkte haben sich die Firmen unterschiedlich
entwickelt. Insgesamt verzeichnete der Geschäftsbereich Weitere Interessen
gegenüber dem Geschäftsjahr 2021 einen Umsatzanstieg um 30,3 Prozent auf 687
Mio. Euro. Ursächlich hierfür war in erster Linie die positive Entwicklung bei
flaschenpost. Die Investitionen im Geschäftsbereich Weitere Interessen betrugen
insgesamt 41 Mio. Euro im Berichtsjahr gegenüber 42 Mio. Euro im Jahr zuvor. Die
Zahl der Beschäftigten auf Basis von Vollzeitäquivalenten erhöhte sich von 4.846
auf 6.353 im Jahr 2022, insbesondere aufgrund unterjähriger
Personalaufstockungen bei flaschenpost.
Seit der erfolgreichen Integration von Durstexpress in der ersten Jahreshälfte
2021 vollzieht flaschenpost die konsequente Transformation vom
Getränkesofortlieferdienst zum vollständigen Online-Supermarkt. Auch das
Geschäftsjahr 2022 war geprägt von zahlreichen Supermarkt-Rollouts: Inzwischen
bietet die Unternehmensgruppe an allen Standorten ein vollwertiges
Supermarkt-Sortiment inklusive Frischwaren, Tiefkühlprodukten und
Drogerieartikeln. Die dazugehörigen Prozesse in der Beschaffung, Lagerung und
Logistik wurden über Anfangsinvestitionen erfolgreich angepasst. Ebenso ist die
Warenauswahl weiter optimiert worden. Durch diese Transformation nutzt
flaschenpost die Chancen des dynamischen Marktumfelds und partizipiert am
Wachstum des Online-Lebensmittelhandels. So konnten die Umsätze 2022
erwartungsgemäß deutlich überproportional zur Marktentwicklung gesteigert
werden.
Die Umsätze von OEDIV lagen im Geschäftsjahr 2022 erheblich über dem Niveau des
Vorjahres; damit konnten die Erwartungen erneut deutlich übertroffen werden.
Dies ist insbesondere auf die erfreuliche Entwicklung im Geschäft mit
Drittkunden zurückzuführen. Außer von einem Wachstum bei Neukunden profitierte
OEDIV auch von einer gesteigerten Nachfrage bestehender Kunden nach
zusätzlichen, bisher nicht genutzten Dienstleistungen aus dem
Leistungsportfolio. Aus Kundensicht besonders gefragte Services waren Microsoft
365, Security-Lösungen, SAP S/4HANA und hybride bzw. Cloud-Leistungen.
Die beiden Hotels konnten zusammen ihre Umsätze erheblich gegenüber dem von der
Corona-Pandemie beeinträchtigten Vorjahr steigern. Damit hat sich der
Geschäftsverlauf deutlich besser entwickelt als ursprünglich prognostiziert.
Besonders stark ausgeprägt war das Wachstum im Hôtel du Cap-Eden-Roc. Das Hotel
erfreute sich von der Saisoneröffnung im April bis zum Saisonende einer hohen
Nachfrage, vor allem bei nordamerikanischen Gästen. Hinzu kam eine erfreuliche
Entwicklung der Durchschnittsrate pro Nacht. Im Brenner's Park Hotel
entwickelten sich die Umsätze plangemäß deutlich über dem Vorjahresniveau.
Nachdem das erste Quartal aufgrund der Corona-Maßnahmen zunächst von einer
geringeren Nachfrage geprägt war, profitierten seit April vor allem die
Logiserlöse von der wiederkehrenden internationalen Nachfrage. Beide Hotels
konnten das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 übertreffen. Die Ausgaben für
Investitionen waren im Jahr 2022 höher als im Jahr zuvor, bedingt durch
Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in der Hotelgruppe.
Vermögens- und Finanzlage der Oetker-Gruppe
Die Konzernbilanzsumme zum 31. Dezember 2022 reduzierte sich gegenüber dem
Vorjahresstichtag um 401 Mio. Euro auf 5.695 Mio. Euro. Der Rückgang auf der
Aktivseite resultierte in erster Linie aus der Abnahme liquider Mittel, unter
anderem infolge von Investitionen und Darlehenstilgungen, sowie aus
Veränderungen im Anlagevermögen.
Das immaterielle Anlagevermögen ist gegenüber dem Vorjahr um 297 Mio. Euro auf
818 Mio. Euro gesunken. Ursächlich hierfür sind vor allem die Abschreibungen in
Höhe von 322 Mio. Euro, davon entfiel der überwiegende Teil planmäßig auf
Geschäfts- und Firmenwerte und Markenrechte aus früheren Akquisitionen.
Der Buchwert des Sachanlagevermögens betrug zum Bilanzstichtag 1.540 Mio. Euro
und lag damit geringfügig unter dem Wert des Vorjahres (1.554 Mio. Euro). Den
Zugängen von 212 Mio. Euro standen Abschreibungen von 208 Mio. Euro im
Geschäftsjahr 2022 gegenüber.
Die gesamten Zugänge bei den Sachanlagen und immateriellen Anlagewerten beliefen
sich auf 235 Mio. Euro (Vorjahr: 301 Mio. Euro). Hiervon entfielen 4 Mio. Euro
auf Akquisitionen (Vorjahr: 24 Mio. Euro). Die laufenden Investitionen betrugen
231 Mio. Euro, dies entspricht 3,6 Prozent (Vorjahr: 4,7 Prozent) des
Konzernumsatzes. Der Großteil betraf Grundstücke und Gebäude sowie technische
Anlagen, Anlagen im Bau und geleistete Anzahlungen für den Geschäftsbereich
Nahrungsmittel. Im Vergleich zum Vorjahr (276 Mio. Euro) waren die Ausgaben für
Investitionen um 45 Mio. Euro niedriger, im Wesentlichen aufgrund geringerer
Investitionsausgaben in der Biersparte (- 34 Mio. Euro). Regional betrachtet lag
der Fokus erneut auf Investitionen in Inlandsgesellschaften, wobei der Anteil
der Auslandsgesellschaften an den laufenden Investitionen mit 33,2 Prozent
(Vorjahr: 24,7 Prozent) gestiegen ist.
Das Festkapital der Dr. August Oetker KG blieb mit einem Buchwert von 1.125 Mio.
Euro unverändert. Die Eigenkapitalquote liegt wie im Vorjahr bei 40,0 Prozent.
Der Anstieg der Rückstellungen resultierte in erster Linie aus Veränderungen bei
den sonstigen Rückstellungen und höheren Verpflichtungen für Pensionen. Die
Pensionsrückstellungen betrugen zum Bilanzstichtag 401 Mio. Euro und haben sich
im Vergleich zum Vorjahr um 24 Mio. Euro erhöht. Der Anstieg ist insbesondere
der im Jahr 2022 stark gestiegenen Inflation durch höhere Rententrendannahmen
bedingt. Die sonstigen Rückstellungen umfassten am Bilanzstichtag vor allem
Beträge für ausstehende Rechnungen, für Pfandguthaben aus dem Brauereibereich,
für Erlösschmälerungen insbesondere im Nahrungsmittelbereich sowie
Rückstellungen für den Personalbereich, unter anderem bedingt durch die
Schließung des Dr. Oetker Standorts Ettlingen. Insgesamt erhöhten sich die
sonstigen Rückstellungen um 43 Mio. Euro auf 903 Mio. Euro.
Ausblick auf das Geschäftsjahr 2023
Die Gruppenleitung der Oetker-Gruppe geht in ihrer Prognose für das
Geschäftsjahr 2023 davon aus, dass geopolitische Spannungen nicht eskalieren und
die Engpässe in den Liefer- bzw. Versorgungsketten zurückgehen werden. Auf einem
stabilen Fundament aufbauend wird die Oetker-Gruppe den eingeschlagenen
Wachstumspfad auch künftig erfolgreich beschreiten. Für 2023 beruht die
Umsatzplanung in erster Linie auf organischem Wachstum, das um vereinzelte
Akquisitionen ergänzt wird. Nach einem starken Zuwachs im abgelaufenen
Geschäftsjahr werden die Umsatzerlöse erneut deutlich steigen. Signifikante
Wachstumsimpulse erwartet die Gruppenleitung vor allem bei den neuen digitalen
Geschäftsmodellen, insbesondere flaschenpost. Auch die zwei Konsumgütersparten
Nahrungsmittel sowie Bier und alkoholfreie Getränke rechnen mit wesentlichen
Umsatzsteigerungen, die überwiegend durch Preiseffekte getrieben sein werden.
Die Preisanpassungen bei den Produkten und Dienstleistungen der Oetker-Gruppe
werden die erheblichen Kostensteigerungen auf der Beschaffungsseite nur
teilweise abfedern können, was auch im kommenden Geschäftsjahr weitere
Kostensenkungsinitiativen und Effizienzverbesserungen innerhalb der
Gruppenfirmen erfordern wird. Das Investitionsbudget (ohne Erstkonsolidierungen)
für 2023 liegt signifikant über dem des vergangenen Jahres und bildet den
Grundstein für künftiges Wachstum. Das Investitionsbudget ist Teil eines groß
angelegten Investitionsprogramms über mehrere Jahre, mit dessen Hilfe
Innovationen sowie der Ausbau von Digitalkompetenzen und
Nachhaltigkeitsaktivitäten weiter vorangetrieben werden. Der Großteil entfällt
auf den Geschäftsbereich Nahrungsmittel.
Anmerkungen:
Die im Konzernlagebericht und Konzernabschluss enthaltenen Prozentzahlen
beziehen sich auf die exakten Beträge, nicht auf die gerundeten Beträge.
Aufgrund von Auf- bzw. Abrundung ist es möglich, dass sich einzelne Zahlen (EUR,
% usw.) nicht genau zur angegebenen Summe aufaddieren lassen.
Diese Presseinformation sowie den aktuellen Geschäftsbericht können Sie ab dem
13. Juni 2023 im Pressebereich der Oetker-Gruppe abrufen:
http://www.oetker-gruppe.de
Pressekontakt:
Dr. August Oetker KG
Group Communication
Dr. Jörg Schillinger
Tel.: +49 (0) 521/155-2619
Fax: +49 (0) 521/155-112619
E-Mail: mailto:joerg.schillinger@oetker.com
Dr. August Oetker KG
Corporate Communication
Thierry Krauser
Tel.: +49 (0) 521/155-2349
Fax: +49 (0) 521/155-112349
E-Mail: mailto:thierry.krauser@oetker.com
Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/44091/5532371
OTS: OETKER-GRUPPE