Firmenkundengeschäft in Deutschland bleibt auf Wachstumskurs /
Ertragspotenziale steigen bis 2027 um durchschnittlich 7,7 Prozent im
Jahr (FOTO)
Münster (ots) - Das Geschäft deutscher Banken mit ihren Firmenkunden bleibt nach
einer Analyse von zeb trotz aktuell eingetrübter wirtschaftlicher
Rahmenbedingungen absehbar auf Wachstumskurs. Wie die Strategie-, IT- und
Managementberatung mit einem Fokus auf die Financial-Services-Industrie in ihrer
neuen Firmenkundenstudie prognostiziert, werden die Ertragspotenziale im
Firmenkundensegment über Kredite, Einlagen und Provisionen hinweg von momentan
32,8 Mrd. Euro (2022) bis zum Jahr 2027 auf 47,6 Mrd. Euro steigen. Das
entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 7,7 Prozent. Am
stärksten legen dabei die Erträge aus Einlagen zu, dicht gefolgt von den
Erträgen aus Krediten. Hier ist es vor allem die ökologische Transformation, die
als Treiber der positiven Entwicklung wirkt.
Dr. Jens Sträter , Mitautor der Firmenkundenstudie und Partner bei zeb: "Die
Perspektiven im deutschen Firmenkundengeschäft bleiben mittelfristig positiv.
Trotz einer erkennbaren Delle im ersten Halbjahr 2023 gehen wir davon aus, dass
die Ertragspotenziale in den nächsten fünf Jahren nachhaltig im mittleren
einstelligen Bereich wachsen werden. Besonderes Potenzial sehen wir bei grünen
Firmenkundenkrediten. Sie dürften nach unseren Berechnungen im Jahr 2027 bereits
15 Prozent der Erträge im Firmenkundenkreditgeschäft in Deutschland ausmachen."
Marktanteile im FK-Geschäft sind klar verteilt
Die Autor:innen der Studie führen aus, dass sich das Wettbewerbsumfeld im
deutschen Firmenkundengeschäft in den letzten Jahren vielschichtiger,
differenzierter und digitaler entwickelt hat. Neben den Sparkassen und
Genossenschaftsbanken, die aktuell (2022) einen Kundenanteil von ca. 65 Prozent
auf sich vereinen, sind vor allem die großen Privatbanken mit einem
Kundenmarktanteil von ca. 30 Prozent im Firmenkundengeschäft aktiv. Parallel
dazu haben digitale Angreifer ihr Leistungsangebot zwar sukzessive ausbauen
können, kommen momentan allerdings nicht über einen Kundenmarktanteil von 5
Prozent hinaus.
Dr. André Hasken , Mitautor der Studie und Senior Manager bei zeb: "Die Analyse
der unterschiedlichen Strategien der Wettbewerber am Firmenkundenmarkt in
Deutschland zeigt, dass sich viele Spezialanbieter im Firmenkundengeschäft auf
besonders für ihre Kunden zugeschnittene Lösungen fokussieren. Wir gehen jedoch
davon aus, dass der Trend zum ganzheitlichen Anbieter von Lösungen und
Beratungen gehen wird und damit die Konkurrenz für die bisherigen Platzhirsche
in diesem Bereich - die Sparkassen, Volksbanken und großen Privatbanken -
zunehmen wird."
Digitale Ökosysteme im FK-Geschäft bisher nicht etabliert
Die Autor:innen stellen zudem fest, dass deutsche Banken ihre Dienstleistungen
im Firmenkundengeschäft aktuell vornehmlich über eigene digitale Portale
anbieten. Dazu gehören marktübliche Produkte und eher simple Zusatzangebote wie
etwa die Buchhaltung. Komplexere Segmente wie das Liquiditätsmanagement oder das
Auslandsgeschäft werden nach und nach integriert. Im Plattformgeschäft sind
Banken dagegen nur vereinzelt vertreten. Hier werden Angebot und Nachfrage in
der Regel passend zusammengeführt, zumeist jedoch keine eigenen Angebote durch
den Plattforminhaber unterbreitet. Bisher wenig bis kaum im deutschen
Firmenkundengeschäft verankert sind sogenannte Ökosysteme, die banknahe und
bankferne Dienstleistungen miteinander verknüpfen.
Christian Rupp , Mitautor und zeb-Partner: "Im Firmenkundengeschäft werden echte
Ökosysteme aktuell nur sehr vereinzelt am Markt erprobt. Ein Orchestrator führt
dazu unterschiedliche Produkte und Dienstleistungen auf einer digitalen
Plattform zusammen. Realizer bieten ihre Dienste im Rahmen eines gesamten
Prozesses, z. B. einer Unternehmensgründung samt Zusatzprodukten, an. Bisher
gibt es keine deutsche Bank, die sich mit einem Ökosystem für Firmenkunden
positioniert hat, vermutlich weil viele Institute noch keine klaren Ideen für
ihre Handlungsoptionen und Vorgehensweisen haben."
Fachkräftemangel bleibt zentrale Herausforderung
Im Zuge ihrer Analyse des Firmenkundengeschäfts von Banken in Deutschland haben
die Studienautor:innen schließlich das Thema Fachkräftemangel genauer
betrachtet. Seit einigen Jahren diskutiert, wird in der Branche immer noch
unterschätzt, wie sehr dieser den Wettbewerb im Firmenkundengeschäft prägen
wird. Aktuelle Prognosen zeigen, dass bis zum Jahr 2030 voraussichtlich 2,9
Millionen Stellen vakant sein werden. Damit dürfte jede neunte Stelle in
absehbarer Zukunft unbesetzt sein. Zwar wird ein Teil des Bedarfs aus
Effizienzgründen z. B. durch den Einsatz von KI und Robotics in bestimmten
Tätigkeitsfeldern wegfallen, dennoch ist das Thema aus Sicht der Autor:innen
nicht nur ein großes, sondern vor allem ein drängendes Problem. Es bleibt eine
erhebliche Personallücke, die es rechtzeitig zu schließen gilt.
Dr. Madita Pesch , Studienmitautorin und Senior Consultant bei zeb: "Die Zahlen
zum Arbeitskräftemangel belegen: Recruiting allein reicht nicht mehr. Der Mangel
muss proaktiver gemanagt werden. Wir sehen drei zentrale Handlungsfelder, die
Personalbindung, die Personalqualifizierung und die Personalgewinnung. Unsere
Erfahrungen zeigen, dass die Banken viel zu zögerlich unterwegs sind. In Zukunft
wird es noch stärker vom Personal abhängen, wer am Markt für Firmenkunden die
Nase vorne hat. Unternehmen müssen deutlich mehr Ressourcen einsetzen, wollen
sie zukünftig Fachkräfte gewinnen, weiterentwickeln und langfristig an sich
binden."
Weitere Details und Zahlen zur aktuellen zeb.Firmenkundenstudie 10.0 sind
abrufbar unter Firmenkundenstudie 10.0 | zeb (zeb-consulting.com)
(https://zeb-consulting.com/de-DE/publikationen/firmenkundenstudie-10.0) .
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