FRANKFURT (dpa-AFX) - An den Börsen können die Anleger in der neuen Woche wohl etwas durchatmen. Die Berichtssaison der Unternehmen klingt allmählich aus. Auch seitens Politik und Zinsen stehen nach Donald Trumps Wahlsieg und dem Aus für die deutsche Ampel-Koalition zunächst keine wichtigen Weichenstellungen an.
"Die unmittelbare Reaktion auf die geänderte politische Gemengelage in Washington und Berlin ist an den Aktienmärkten verdaut", schreibt Analyst Sören Hettler von der DZ Bank. Seit dem klaren Erfolg von Trump und seinen Republikanern bei den US-Wahlen hätten die wichtigsten New Yorker Aktienindizes ein merkliches Plus verbucht. Dagegen hätten sich der Dax DE0008469008 und sein Eurozonen-Pendant EuroStoxx 50 EU0009658145 - trotz Schwankungen nach dem zeitgleichen Aus für die Ampel - unter dem Strich wenig von der Stelle bewegt.
Allerdings war auch der Wall Street zuletzt der Schwung ausgegangen. Die Anleger dürften die künftige Leitung des US-Finanzministeriums genau im Auge behalten, nachdem Trump schon mit seinen Personalentscheidungen für das Justiz- und Verteidigungsministerium Schlagzeilen gemacht hatte, heißt es im DZ-Wochenausblick weiter. Unter den mutmaßlichen Kandidaten Scott Bessent und Howard Lutnick aus der Finanzbranche habe ersterer, der ebenfalls niedrigere Steuern befürworte, aber beim Thema Zölle etwas moderater sei, wohl bessere Chancen. "Bislang betrachten die Aktienbörsen die sich allmählich herauskristallisierenden Personalien der Trump-Regierung gelassen", ergänzt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.
Im Fokus steht Experte Hettler zufolge auch die Geldpolitik der US-Notenbank Fed angesichts weiter rückläufiger Zinssenkungserwartungen. Die im Gegenzug gestiegenen Anleiherenditen seien tendenziell eine Belastung für die Börsen, was aber "von den Hoffnungen auf eine neue Gangart in der Steuer- und Handelspolitik unter Donald Trump" in den Hintergrund gedrängt werde. Die Analysten der Landesbank Helaba betonen zudem, dass "nach der Rally (am US-Aktienmarkt) eine Verschnaufpause gesund ist und mittelfristig Chancen birgt".
Halver traut auch dem Dax eine Fortsetzung seiner Jahresend-Rally zu. Die Anleger, die sich vor den US-Wahlen nicht positioniert hätten, fürchteten, den weiteren Anstieg zu verpassen. Aktuell erscheine der deutsche Leitindex zwar überkauft. Doch ähnlich wie die Helaba-Experten hält er "zwischenzeitliche Rücksetzer vor diesem Hintergrund (für) nicht ausgeschlossen, aber auch gesund".
Unternehmensseitig sind in der neuen Woche deutlich weniger kursbewegende Nachrichten als zuletzt zu erwarten. Als Highlight sticht der Quartalsbericht des Halbleiterherstellers Nvidia US67066G1040 am späten Mittwochabend heraus. Die Zahlen des KI-Vorzeigeunternehmens haben das Potenzial, neben der Tech-Branche den gesamten Markt zu beeinflussen.
Am Montag stehen Umsatzzahlen des Wasserstoffkonzerns Thyssenkrupp Nucera DE000NCA0001 für das vergangene Quartal sowie der Kapitalmarkttag des Rüstungskonzerns und Autozulieferers Rheinmetall DE0007030009 auf der Agenda. Tags darauf folgen die Geschäftsjahreszahlen des Industriekonzerns Thyssenkrupp DE0007500001, der Quartalsbericht des Brennstoffzellen-Spezialist SFC Energy DE0007568578 und eine zweitägige Investorenveranstaltung des Aromen- und Duftstoffherstellers Symrise DE000SYM9999. Für den Donnerstag hat der Veranstalter und Ticketvermarkter CTS Eventim DE0005470306 Zahlen angekündigt.
Kapitalmarkttage der Lebensmittelkonzerne Nestle CH0038863350 und Unilever GB00B10RZP78 (Dienstag beziehungsweise Freitag), des Halbleiterkonzerns STMicro NL0000226223 (Mittwoch) und des Versicherers Zurich CH0011075394 (Donnerstag) könnten auch Einfluss auf die Aktienkurse von Konkurrenten haben./gl/ngu/he
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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