Die Zeit immer neuer Allzeithochs scheint erstmal vorbei zu sein. Nach vielen Käufen vergangene Woche sind ETF-Anleger jetzt zurückhaltender – oder nehmen Gewinne mit.
23. Februar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). An den Märkten geht die Angst vor steigenden Zinsen um: In den USA sind die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen auf 1,36 Prozent gestiegen – das ist der höchste Stand seit einem Jahr. „Anleger befürchten, dass sich das Wachstum dadurch abschwächt und die Notenbanken nicht mehr so unterstützen“, bemerkt Carsten Schröder von der Société Générale. „Die Risikoaversion steigt.“ Schröder spricht von einem „Mini-Sale“ am Aktienmarkt. Der DAX liegt am Dienstagmittag bei 13.693 Punkten, deutlich unter dem jüngst erreichten Allzeithoch von 14.190,40 Punkten. Auch die US-Indizes notieren tiefer, besonders Technologiewerte und der Nasdaq haben in den vergangenen Tagen kräftig nachgegeben.
Zuvor dominierten am ETF-Markt allerdings noch eindeutig die Käufe, wie Schröder berichtet. „Das Bild vergangene Woche war klar wie selten.“ Anleger setzten vor allem auf S&P 500- (LU0496786574), DAX- (DE0005933931) und FTSE MIB-ETFs (IE00B53L4X51) und trennten sich von Euro Stoxx- (DE0005933956) und MSCI World-Trackern (IE00B4L5Y983). Die Umsätze waren gut, Schröder spricht von einer trotz US-Feiertag „aktiven Woche“ mit knapp 59.000 Transaktionen.
Emerging Markets-ETFs: „Richtig viel los“
Aktuell rege gehandelt werden auch Schwellenländer-ETFs. „Da ist bei uns richtig viel los“, erklärt Andreas Schröer von Lang & Schwarz. Der MSCI Emerging Markets hat zuletzt zwar ebenfalls geschwächelt, ist seit Jahresanfang aber immer noch um 9 Prozent gestiegen. Anleger kauften und verkauften vor allem den iShares Core MSCI EM IMI (IE00BKM4GZ66), wie Schröer feststellt. Der ETF gehörte auch an der Börse Frankfurt zu den umsatzstärksten ETFs in den vergangenen fünf Handelstagen. Viel um ging auch im iShares MSCI China (IE00BQT3WG13). Der schwächelt jetzt ebenfalls, kommt seit Jahresanfang aber immer noch auf ein Plus von 10 Prozent.
Clean Energy-ETF: Anleger-Liebling abgestoßen
Nach Gewinnmitnahmen im gesamten Erneuerbare Energien-Sektor vergangene Woche stand auch der sonst so beliebte iShares Global Clean Energy (IE00B1XNHC34) erstmals auf den Abgabelisten, wie die Händler feststellen. Der Wert des ETFs, zuletzt sogar Umsatzspitzenreiter an der Börse Frankfurt, hatte sich 2020 mehr als verdoppelt und daher viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Anfang dieses Jahres setzte sich die Rally erst fort, jetzt geht es aber deutlich nach unten.
Blockchain-ETF im Fokus
Während Technologie-ETFs diese Woche im Zuge der wachsenden Risikoscheu eher abgegeben werden, wurden sie vergangene Woche, wie Schröder berichtet, noch gekauft, etwa der VanEck Vector Video Gaming and eSports (IE00BYWQWR46) und der iShares TecDAX (DE0005933972).
Zudem zeigt das Bitcoin-Fieber auch Folgen im ETF-Handel. Zwar bilden ETFs keine (Krypto-)währungen ab, Anleger versuchen aber, mit ETFs wie dem Invesco Elwood Global Blockchain (IE00BGBN6P67) von der Branche zu profitieren. Der ETF bietet Zugang zu globalen Unternehmen aus der Blockchain-Branche. Die Händler berichten von hohen Umsätzen.
Sehr viel um geht bei Lang & Schwarz weiter in ETNs, die den Bitcoin-Kurs direkt abbilden. Beispiele sind der BTCetc Bitcoin Exchange Traded Crypto (DE000A27Z304) und der VanEck Vectors Bitcoin (DE000A28M8D0). Anders als in den Vorwochen werden die ETNs, die im Gegensatz zu ETFs kein Sondervermögen darstellen, jetzt aber in beide Richtungen gehandelt, wie Schröer erklärt. Der Bitcoin-Kurs hatte sich in den vergangenen Monaten mehr als verfünffacht und war zuletzt über 50.000 US-Dollar gestiegen, jetzt sind es 46.320 US-Dollar.
Britische Anleihen gesucht
Im Bereich der Anleihen-ETFs setzen Kunden von Lang & Schwarz mit dem Vanguard U.K. Gilt (IE00B42WWV65) auf britische Staatsanleihen. Die Société Générale berichtet von Zuflüssen in globale Anleihen (LU1737654019) und europäische Staatsanleihen (LU0290355717) sowie Abflüssen aus US-Staatsanleihen und auf US-Dollar lautende Emerging Markets-Bonds.
Laut Amundi ist die Nachfrage nach Renten-ETFs in Europa im Januar mit 1,7 Milliarden Euro zwar deutlich hinter der von Aktien-ETFs zurückgeblieben. Auffällig sei aber, dass der Großteil der Zuflüsse auf China- (927 Millionen Euro) und Schwellenländer-Staatsanleihen (833 Millionen Euro) entfiel. Hingegen zogen Anleger Mittel aus Staatsanleihen von Industrieländern ab. Schon 2020 hatten Morningstar zufolge chinesische Staatsanleihen zu den beliebtesten Anlagekategorien am ETF-Markt gehört: Weltweit flossen 4,7 Milliarden Euro in solche ETFs.
von: Anna-Maria Borse
23. Februar 2021, © Deutsche Börse AG
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