Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran treibt Anleger in sichere Häfen. Anleihekurse steigen, Renditen fallen. In den USA blickt der Markt auf die nächste Fed-Sitzung.
13. Juni 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die zum Wochenschluss aufgeflammten geopolitischen Spannungen haben das Interesse an festverzinslichen Wertpapieren spürbar steigen lassen. „Sichere Häfen wie Staatsanleihen sind initiale Profiteure der jüngsten politischen Entwicklung“, erklärt Robert Rethfeld von „Wellenreiter Invest“. Der Angriff Israels auf die Atomanlagen im Iran und die Angst vor einer Eskalation des Konflikts haben an den Börsen deutliche Spuren hinterlassen. Die Kurse deutscher Bundesanleihen legten am Donnerstag zu und drückten die Rendite der zehnjährigen Papiere auf 2,43 Prozent - den niedrigsten Stand seit mehr als drei Monaten. Aktuell rentieren die Bonds leicht höher bei 2,49 Prozent. Anfang März waren es zum Jahreshoch aber noch über 2,90 Prozent gewesen.
Positiver Trend beim Euro-Bund-Future
„An den Finanzmärkten ist die Risikoaversion gestiegen“, konstatiert Ralf Umlauf von der Helaba. Die zehnjährigen Anleihen hätten nun „ein Niveau erreicht, bei dem das Kaufinteresse zuletzt immer wieder nachgelassen hat“. Ob nun der Gegenwind in Anbetracht der erhöhten Risikoaversion stärker wird, bleibe abzuwarten. Die als sicher geltenden Bundesanleihen dürften seiner Meinung nach auf jeden Fall weiter gefragt sein. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future notiert aktuell bei 131,20 Punkten nach 127 Punkten im März. Umlauf betont, dass sich das Kursbarometer deutscher Anleihen „oberhalb der 21- und 55-Tagelinien gut behaupten kann“. Wichtig aus Sicht der Anleihe-Bullen sei es nun, das im April markierte Kontrakthoch bei 131,85 Punkten nachhaltig zu überwinden. Für Unterstützung auf der Unterseite würden die o.a. Durchschnittslinien bei 130,60 bzw. 130,40 Punkten sorgen.
In der Woche zuvor waren die Renditen kurzfristig etwas stärker gestiegen, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Hoffnung auf weiter sinkende Leitzinsen etwas gedämpft hatte. Klaus Stopp von der Baader Bank geht davon aus, dass die EZB tatsächlich erst mal eine Pause einlegen wird. Mit dem erreichten Inflationsziel könne die Notenbank nun etwas durchatmen. „Man sollte die durchgeführten Zinsschritte jetzt erst mal wirken lassen“, erklärt der erfahrene Rentenhändler. Auch bei der amerikanischen Notenbank deute sich eine abwartende Haltung an, obwohl die USA mit Blick auf die Inflation „normalerweise noch Luft nach unten“ hätten. Aktuell werde an den Märkten aber eingepreist, dass die Fed zunächst die weitere politische Entwicklung abwarten möchte.
Reagiert die Fed auf Donald Trump?
Auch Robert Greil rechnet bei der Sitzung der US-Notenbank am kommenden Mittwoch mit einer Fortsetzung des Pausenmodus. „Die Fed wird Donald Trumps Drängeln in Richtung der ersten US-Leitzinssenkung in diesem Jahr erneut nicht nachgeben“, vermutet der Chefstratege von Merck Finck. Durch das Ausbleiben zahlreicher „Handels-Deals“ fehle der Notenbank weiterhin ein wesentlicher Mosaikstein, um den künftigen Inflationstrend wirklich einschätzen zu können. Der Stratege rechnet auf dieser Basis auch bei der Fed-Sitzung Ende Juli noch nicht mit der nächsten Leitzinssenkung. „Wahrscheinlich kommt sie erst bei der Sitzung im September“. US-Präsident Donald Trump hatte Fed-Chef Jerome Powell erneut zu einer Senkung der Leitzinsen aufgefordert und erwogen, „vielleicht etwas erzwingen“ zu müssen.
Anleihen von Blue Chips werden gekauft
Im Handel mit Unternehmensanleihen greifen die Anlegerinnen und Anleger an der Börse Frankfurt vor allem zu Papieren großer deutscher Konzerne. Gekauft werden vor allem Bonds der Deutschen Lufthansa (XS2892988275), der Deutschen Post (XS2644423035, XS3084418907), der Deutschen Telekom (XS2987630873), von E.On (XS2574873266) und Mercedes-Benz (DE000A2YNZW8, DE000A3LH6U5>), wie Beate Mägerle von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet.
Von Thomas Koch, 13. Juni 2025, © Deutsche Börse
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
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