Zumindest etwas Abhilfe im „Blindflug“ der US-Notenbank versprechen die heute anstehenden US-Verbraucherpreise. Das ist wichtig, denn nächste Woche muss die US-Notenbank über den Leitzins entscheiden. Auch die Europäische Zentralbank tagt.
24. Oktober 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der stark gestiegene Ölpreis sorgt für ein Aufflammen der Inflationssorgen. US-Präsident Donald Trump hatte am Mittwochabend neue Sanktionen direkt gegen Russland verhängt, konkret gegen Rosneft und Lukoil. Das lässt die Renditen steigen. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmittag mit 2,62 Prozent nach 2,55 Prozent vergangenen Freitag. Mitte September waren es allerdings zeitweise über 2,70 Prozent.
Kommende Woche stehen Sitzungen sowohl der EZB als auch der US-Notenbank an. „Es wäre keine Überraschung, wenn die EZB am kommenden Donnerstag den Einlagensatz wieder bei 2 Prozent belässt“, erklärt Ulrike Kastens von der Fondsgesellschaft DWS. Sie weist aber auf Faktoren, die den weiteren Kurs der Notenbank durchaus noch beeinflussen könnten, etwa die stagnierende Konjunktur im Euroraum, die politische Entwicklung in Frankreich und ein möglicher Rückgang der Ölpreise. „Vor diesen Hintergrund sehen wir nach wie vor die Chance, dass der Zinssenkungszyklus der EZB noch nicht am Ende ist.“
Aufgrund des Shutdowns ist die US-Notenbank seit Wochen „im Blindflug“, Datenveröffentlichungen fehlen. Daher werden die heute Nachmittag anstehenden US-Verbraucherpreise für September mit besonderer Spannung erwartet.
Frankreichs Renditeaufschläge stabil hoch
Außerdem bleibt Frankreich Thema – wegen der hohen Verschuldung und der fragilen politischen Lage. Am heutigen Freitag steht die Überprüfung des Kredit-Ratings durch Moody’s auf der Agenda. Zuletzt hatten schon Standard & Poor`s, Fitch und Scope das Rating für Frankreich gesenkt. „Große Auswirkungen hatte das diese Woche aber nicht mehr“, meldet Brunner. Der Renditeaufschlag für Frankreichs zehnjährige Staatsanleihen gegenüber deutschen liegt aktuell bei 81 Basispunkten.
Gesucht sind diese Woche verstärkt Staatsanleihen in norwegischen Kronen, wie Brunner berichtet. „Das dürfte mit dem Ölpreisanstieg zu tun haben“, vermutet er. Ein Beispiel: der bis 2027 laufende Bond mit Kupon von 1,75 Prozent, der aktuell mit 3,85 Prozent rentiert (NO0010786288).
Autozulieferer und Chemie schwach, gute Umsätze bei DEAG und ZWL
Der Handel mit Unternehmensanleihen bleibt schwankungsanfällig, wie Anleihehändler Rainer Petz von Oddo BHF berichtet. „Tendenziell unter Druck sind weiter Autozulieferer wegen der Krise in der Branche sowie Chemieunternehmen wegen der US-Zollpolitik“, stellt er fest.

Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sieht gute Umsätze auf beiden Seiten für die vergangene Woche emittierte Anleihe der DEAG Deutsche Entertainment (NO0013639112) mit Laufzeit bis 2029 und Kupon von 7,75 Prozent. Ruhiger geworden sei es um die in den vergangenen Wochen so beliebte, 2039 fällige Anleihe von New South Wales Treasury in australischen Dollar (AU3SG0003270), die aktuell 5,15 Prozent bietet.

Brunner meldet ein gutes Handelsaufkommen in der ebenfalls neuen Anleihe von Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig mit Kupon von 9,875 Prozent und Fälligkeit 2030 (DE000A4DFSF4). Der Kurs liegt aktuell bei 100 Prozent. „Auch in den alten Anleihen (DE000A383RA4, DE000A351XF8, DE000A3MP5K7) ging mehr um“, ergänzt er.
Hertha: Teilrückzahlung und Laufzeitverlängerung
Einiges los war diese Woche zudem in Sachen Hertha BSC (SE0011337054). „Anfang der Woche führte eine Einzelordner zu heftigen Bewegungen, dann kündigte Hertha ein Teilrückzahlung plus Laufzeitverlängerung an“, erläuterte Brunner. Der Fußballzweitligist plant ein freiwilliges öffentliches Rückkaufangebot zu 100 Prozent des Barwerts für bis zu 20 Millionen Euro der insgesamt 40 Millionen Euro. Für den Rest gelten ab 7. November die Anpassungen der Anleihebedingungen: eine Laufzeitverlängerung bis November 2028 und eine Zinssatzreduzierung von 10,5 auf 6,5 Prozent. Aktuell ist die Anleihe vom Handel ausgesetzt.
LR Health & Beauty und Pandion angeschlagen
Steil nach unten ging es Daniel zufolge zudem für den Bond von LR Health & Beauty (NO0013149658). Das Unternehmen hat für den Stichtag 30. September einen Verstoß gegen den „Leverage Covenant“ gemeldet, ein bestimmtes Verhältnis von Nettoverschuldung zum Ebitda. Außerdem soll die am 30. November fällige Zinszahlung gestundet werden. Ein „renommiertes Unternehmen“ soll nun ein Restrukturierungsgutachten erstellen. Nach zuvor über 80 Prozent fiel der Kurs bis auf 52 Prozent. „Jetzt ist nichts mehr los, alle, die verkaufen wollen, haben verkauft“, stellt Daniel fest.
Sehr volatil bleibt laut Brunner auch die Anleihe der Pandion AG (DE000A289YC5). Der Immobilienentwickler hatte vergangene Woche den Abschluss einer Finanzvereinbarung mit einem Investor in Höhe von 100 Millionen Euro im Rahmen der laufenden Neustrukturierung der Finanzierung gemeldet.
Von Anna-Maria Borse, 24. Oktober 2025 © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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