Die Zeit der ganz großen Ausschläge am Anleihemarkt scheint vorbei. Die Renditen bewegen sich seitwärts. Das gilt auch für US-Staatsanleihen. Den Neuemissionsmarkt hat das belebt.
2. Mai 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Nachrichtenlage ist besser geworden – aus China kamen am gestrigen Donnerstag Entspannungssignale im Zollkonflikt. Peking will die Möglichkeit von Handelsgesprächen mit den USA prüfen. „Dies ist das erste Anzeichen seit Donald Trumps Zollerhöhung im letzten Monat, dass Verhandlungen zwischen beiden Seiten beginnen könnten“, erklärt Analyst Rolf Schäffer von der LBBW. Anleihehändler an der Börse Frankfurt bleiben skeptisch: „Das Einzige, was sich definitiv sagen lässt, ist, dass sich nichts voraussagen lässt“, bemerkt Rainer Petz, der für Oddo BHF Anleihen handelt. „Die Märkte werden politisch getrieben.“
Die Renditen haben sich diese Woche seitwärts bewegt. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen mit 2,47 Prozent und damit auf dem Niveau vor einer Woche. Für zehnjährige US-Treasuries sind es aktuell 4,2 Prozent nach 4,25 Prozent vor einer Woche und in der Sptize 4,59 Prozent vor drei Wochen.
„Asymmetrische Inflation“: Niedrig in Eurozone, hoch in USA
In Europa scheint die Inflation im Griff: Im April lag sie – wie im März – bei 2,2 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat heute morgen mitteilte. In Deutschland waren es ebenfalls 2,2 Prozent nach dem für den europäischen Vergleich wichtigen Harmonisierten Verbraucherpreis-Index (HVPI). Am Markt wird daher erwartet, dass die Leitzinssenkungen weitergehen. Für den Juni ist aktuell eine Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte eingepreist, wie die Deutsche Bank berichtet.
Wie es mit den US-Leitzinsen weitergeht, ist unsicherer. Die US-Inflation ist noch zu hoch, um die Zinsen zu senken. Gleichzeitig zeigt sich die Wirtschaft zunehmend angeschlagen. Nach dem schwachen US-Wachstum im ersten Quartal wird daher auch mit besonderer Spannung auf die heute Nachmittag anstehenden Arbeitsmarktzahlen gewartet. Die nächste US-Notenbanksitzung findet am kommenden Mittwoch statt. „Die Fed agiert in einem schwierigen Umfeld. Die ständigen Attacken Trumps auf Fed-Chef Powell erleichtern ihr dabei die Arbeit nicht“, kommentiert Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Er geht davon aus, dass die Fed weiter auf Zeit spielen und die Leitzinsen vorerst unverändert halten wird – solange die harten Daten nicht „abstürzten“.
Lira-Anleihen weiter beliebt, gute Nachfrage nach EnBW
Im Handel mit Staats- und staatsnahen Anleihen an der Börse Frankfurt setzt sich laut Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank die Nachfrage nach Anleihen in türkischen Lira fort. Gefragt ist besonders die 2036 fällige der European Bank for Reconstruction and Development EBRD (XS2795696108). Die Rendite liegt beim aktuellen Kurs bei knapp 39 Prozent.
Gregor Daniel
Der Handel mit Unternehmensanleihen läuft ruhig. „Besondere Auffälligkeiten gibt es nicht“, stellt Oddo-Händler Petz fest. Walter Ludwig-Händler Daniel meldet Käufe für Anleihen von EnBW mit Fälligkeit 2031 und aktueller Rendite von 3,08 Prozent (XS2862984510). Laut Brunner von der ICF sind zudem Mutares-Anleihen (NO0012530965) wieder gut nachgefragt. „Der Kurs hat sich nach den Rückgängen aufgrund der Bilanzverschiebung wieder erholt auf aktuell 99 Prozent.“
Rainer Petz
Neues von Alphabet und Werder Bremen
Mit der Entspannung im Zollstreit hat sich der Neuemissionsmarkt wieder belebt. „Viele große Unternehmen haben neue Anleihen auf den Markt gebracht“, erklärt Brunner. Beispiele: Alphabet mit unterschiedlichen Laufzeiten in US-Dollar und Euro (unter anderem US02079KAN72, >US02079KAM99>) sowie Stada.
In der Zeichnung ist darüber hinaus eine neue SV Werder Bremen-Anleihe (DE000A4DFGZ7). Diese soll die alte mit Laufzeit bis Juli 2026 und Kupon von 6,5 Prozent (DE000A3H3KP5) ablösen. „Der Kupon soll zwischen 5,75 und 6,25 Prozent liegen, bei einer Laufzeit von fünf Jahren“, berichtet Brunner. Die Zeichnung läuft bis zum 22. Mai, vorbehaltlich der vorzeitigen Schließung.
Arthur Brunner
Von Anna-Maria Borse, 2. Mai 2025, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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