Die Risikofreude ist zurück: Während der DAX ein neues Allzeithoch erklimmt, sind die als sicher geltenden Bundesanleihen nun nicht mehr so gesucht. Im Handel mit Corporates geht es viel um große Unternehmen wie Telekom oder Fresenius.
9. Mai 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Gespräche der USA mit China, Handelsabkommen mit Großbritannien – die Zeichen stehen auf Entspannung im Handelskonflikt. „US-Präsident Trump hat ein bisschen an Schrecken verloren, ‚sichere Häfen‘ sind daher nicht mehr so gefragt“, erklärt Arthur Brunner von der ICF Bank. „Die Handelsvereinbarungen zwischen den USA und Großbritannien haben die Kurse von US-Staatsanleihen belastet“, berichtet Tim Oechsner von der Steubing AG.
Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist im Wochenvergleich gestiegen auf 2,58 Prozent am Freitagmorgen. Vor einer Woche waren es noch 2,47 Prozent. Zehnjährige Treasuries werfen aktuell 4,37 Prozent ab nach 4,30 Prozent vergangenen Freitag.
Arthur Brunner
USA und Europa: Geldpolitik läuft auseinander
Keine großen Wellen machte der US-Notenbankentscheid am Mittwoch: Wie erwartet, ließ die Fed die Leitzinsen unverändert – trotz wiederholter Forderungen von US-Präsident Trump, die Zinsen zu kappen. Laut Fed-Chef Powell hat es die Notenbank nicht eilig mit Zinssenkungen. Die Bank of England hat hingegen ihren Zinssenkungskurs fortgesetzt.
„In dieser Woche hat sich gezeigt, dass die geldpolitischen Stoßrichtungen in Europa und den USA divergieren“, bemerkt Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Die US-Notenbank lasse weiterhin keine Eile bei der Lockerung der Geldpolitik erkennen, die Bank von England und auch die EZB seien hingegen auf einem vorsichtigen Zinssenkungskurs. Signale dafür, wie es in den USA weitergehen könnte, werden von den kommende Woche anstehenden US-Inflationszahlen für den April erwartet.
„Zollpolitik bleibt Treiber“
Nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Hauke Siemßen bleibt in den kommenden Wochen die Entwicklung der US-Zollpolitik wichtigster Treiber für den Rentenmarkt. „Offensichtlich setzen viele darauf, dass die USA schon bald mit einigen Ländern Handelsabkommen abschließen werden.“ Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen werde vorerst wohl innerhalb ihrer jüngst etablierten Handelsspanne um 2,5 Prozent bleiben. Erst später im Jahr sieht die Bank tendenziell das Risiko steigender Renditen.
Unternehmensanleihen: Klassiker ziehen
Der Handel mit Unternehmensanleihen verläuft in ruhigen Bahnen. Käufe meldet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank für Anleihen der Deutschen Telekom mit Fälligkeit 2032 (XS2987630873), Mercedes-Benz 2031 (DE000A3LH6U5) und Fresenius Medical Care 2028 (XS3036647694). Diese rentieren aktuell mit 3,02 Prozent, 3,12 Prozent und 2,97 Prozent. Gute Umsätze sieht ICF-Händler Brunner in der neuen Anleihe des Berliner Finanzdienstleisters Smava. Diese ist variabel verzinst und läuft bis 2029 (NO0013531590).
Gregor Daniel
UBM mit grüner Hybridanleihe, Neues von Homann
Abgestoßen wird laut Daniel hingegen der 2029 fällige Bond von UBM Development (AT0000A3FFK1). „Das dürfe im Zusammenhang mit der Neuemission stehen“, vermutet er. UBM hatte diese Woche die Emission einer ersten grünen Hybridanleihe abgeschlossen, der Kupon liegt bei 10 Prozent. Das Unternehmen entwickelt Holzbauprojekte in Europa, Schwerpunkt sind grüne und „smart buildings“ in Metropolregionen wie Wien oder München.
Außerdem beginnt Daniel zufolge heute die Zeichnungsfrist für eine neue Anleihe der Homann Holzwerkstoffe GmbH (NO0013536169). Die Laufzeit geht bis 2032, der Kupon soll bei 6,5 bis 7,5 Prozent liegen. Die bestehende Anleihe mit Fälligkeit September 2026 und Kupon von 4,5 Prozent (DE000A3H2V19) soll damit vorzeitig refinanziert werden, es gibt ein Umtauschangebot. Die Zeichnungsfrist läuft voraussichtlich bis zum 19. Mai.
Von Anna-Maria Borse, 9. Mai 2025, © Deutsche Börse
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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