Die rückläufige Inflation schürt weiter die Hoffnungen auf ein Ende der Zinserhöhungen. Die Renditen sind nochmals gefallen. Und für die nächste Woche anstehenden Notenbanksitzungen werden keine Zinsänderungen erwartet.
8. Dezember 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Steigende Kurse, fallende Renditen – der Trend aus der Vorwoche hat sich auch diese Woche fortgesetzt. Denn nach Einschätzung der meisten Marktteilnehmer ist die Zeit der Leitzinserhöhungen vorbei. Für kommendes Jahr werden sogar Zinssenkungen erwartet. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt am Freitagmorgen nur noch bei 2,19 Prozent, am gestrigen Donnerstag waren es sogar 2,16 Prozent, der tiefste Stand seit April. Im Oktober waren es noch 3 Prozent.
Was die Umsätze angeht, ist im Rentenhandel an der Börse einiges zu tun. „Es ist viel los im Moment. So mancher räumt sein Depot zum Jahresende noch auf“, berichtet Gregor Daniel, der Anleihen für die Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank handelt. „Die Börsenumsätze sind sehr gut“, meint auch Rainer Petz von Oddo BHF. „Im außerbörslichen Handel wird es ruhiger, davon profitieren wir.“ Sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen würden viel gekauft. Laut Tim Oechsner von der Steubing AG wird es aber langsam ruhiger. „Viele Marktteilnehmer kommen in den ‚Weihnachtsmodus‘.“
Mit Spannung erwartet wird am heutigen Freitag noch der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht, der am Nachmittag veröffentlicht wird. „Er hat das Potenzial, die Zinserwartungen zu beeinflussen, zumal Fed-Chef Powell immer wieder davor gewarnt hat, dass ein enger Arbeitsmarkt die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung gefährden könnte“, stellt Analyst Ralf Umlauf von der Helaba fest. Die Tür für einen zusätzlichen Zinsschritt sei vonseiten der Fed noch nicht verschlossen. „Dies wird von Marktteilnehmern allerdings ignoriert.“
EZB, Fed, Bank of England – die Woche der Notenbanken
Kommende Woche dürfte es einiges mehr an Informationen zu dem Thema geben, aufgrund der Notenbanker-Treffen in der Eurozone, in den USA und auch in Großbritannien. „Zwar steht weder bei der EZB noch bei der Fed eine Zinsänderung an“, bemerkt Analyst Hauke Siemßen von der Commerzbank – doch EZB-Präsidentin Lagarde werde die Pressekonferenz wohl nutzen, um die Markterwartungen wieder etwas einzufangen. Interessant seien wohl auch die aktualisierten Inflationsprognosen, insbesondere, wie schnell die EZB eine Rückkehr der Inflationsrare zu ihrem 2 Prozent-Inflationsziel erwarte.
Nicht mehr nur Kurzläufer gefragt
Weiter gut nachgefragt im Handel mit Unternehmensanleihen sind laut Oechsner Papiere von Mercedes-Benz (<DE000A2GSCW3 >), Deutsche Bahn (XS2624017070), Nestlé (XS2263684776), Bayer (XS2630111719), Siemens (DE000A1UDWN5) und VW (XS2694874533), zwischen 2028 und 2033 fällig und mit aktuellen Renditen von 2,64 bis 4,23 Prozent. Ebenfalls gesucht: US-Dollar-Bonds von John Deere (US24422EWZ86).
Oechsner
Gregor Daniel zufolge profitierten Lufthansa-Anleihen Anfang der Woche von der Hochstufung auf „Investment Grade“ durch die Rating-Agentur S&P. Speziell eine Hybridanleihe (XS1271836600) legte zu. „Nach dem Kursanstieg gab es aber Verkäufe.“ Gute Umsätze mit meist Käufen meldet der Händler außerdem noch für Kurzläufer von Grenke (XS2078696866), Deutsche Telekom (XS1828032786) und Mercedes-Benz (DE000A2R9ZU9), aber auch für erst 2031 fällige Mercedes-Benz-Papiere (DE000A3LH6U5). „So mancher tauscht auch von Kurz- in Langläufer um.“
Kaum Umsatz in Signa-Anleihe
Aus der Immobilienbranche kamen diese Woche einmal keine neuen schlechten Nachrichten, wie Petz erklärt. „Es ist ein bisschen Ruhe eingekehrt.“ Aufgrund der Insolvenz von René Benkos Signa-Holding meldet Oechsner noch starke Preisschwankungen für den ohne Stückzinsen gehandelten, 2026 fälligen Signa-Bond mit 5,5 Prozent Kupon (DE000A3KS5R1). „Die Umsätze sind aber gering.“
Petz
Noch bis zum 14. Dezember kann die neue Anleihe der Leef Blattwerk GmbH (DE000A352ER1) gezeichnet werden, mit 9 Prozent für eine Laufzeit bis 2028. Das Unternehmen bietet Einweggeschirr aus Palmblättern an, aber auch Besteck, Lebensmittelverpackungen und Non-Food-Produkte.
Von Anna-Maria Borse, 8. Dezember 2023 © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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