In Reaktion auf die Zinssenkung der US-Notenbank stehen amerikanische Staatsanleihen etwas unter Druck. Die Renditen steigen, auch weil sich die Fed-Mitglieder über den weiteren Zinspfad uneins sind. Deutsche Unternehmensanleihen bleiben gefragt.
19. September 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit ihrem ersten Zinsschritt seit Ende 2024 senkte die US-Notenbank am Mittwoch den Leitzins um 25 Basispunkte. Überraschend kam das nicht. „Die Fed hat geliefert, was ihr Chef Jerome Powell vor Monatsfrist in Jackson Hole bereits angedeutet hatte“, kommentiert Elmar Völker von der LBBW.
Höhere Renditen nach sinkenden Zinsen
Als Begründung verwies die Notenbank wie erwartet auf die wachsenden Abwärtsrisiken für die US-Beschäftigung. Laut aktueller Fed-Prognose könnte „die Arbeitslosenquote in diesem Jahr mit 4,5 Prozent einen Höchststand erreichen, während die Inflation erst 2028 das Fed-Ziel von 2,0 Prozent erreichen wird“, erklärt Ulrich Stephan von der Deutschen Bank.
An den Rentenmärkten blieben große Kurssprünge als Reaktion auf die Zinssenkung aus. Nach einem kurzen Rutsch unter 4,00 Prozent stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen zuletzt wieder auf 4,12 Prozent. Bislang ist das aber noch nicht mehr als eine Gegenbewegung auf den vorherigen Renditerückgang. Anfang des Jahres rentierten die US-Treasuries schließlich noch bei 4,80 Prozent.
Inflation bleibt das Sorgenkind
Auch die Aussicht auf weitere Zinssenkungen konnte keine Kursfantasie am US-Staatsanleihemarkt auslösen. Laut Völker legt der „Dot Plot“ nahe, dass bereits bis zum Jahresende 2025 zwei weitere Lockerungsschritte gleicher Größe folgen werden. Die Märkte hatten das zuvor aber bereits eingepreist. „Die Notenbanker haben mithin lediglich eine bestehende Erwartung zementiert.“
Der Renten-Spezialist verweist gleichzeitig darauf, „dass die Meinungen unter den Notenbankern über den angemessenen Zinspfad noch immer weit auseinander gehen“. Rund die Hälfte der Fed-Offiziellen befürwortete vor der Sitzung weniger als die vom Konsens erwarteten drei Zinssenkungen in diesem Jahr. „Die Aussicht auf eine Serie an Zinssenkungsschritten könnte somit leicht ins Wanken geraten, falls die US-Inflation in den kommenden Monaten spürbar Fahrt aufnimmt“, erklärt Völker.
Starke Arbeitsmarktdaten überraschen
Die am Donnerstag veröffentlichte Zahl der Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe (um 33.000 auf 231.000 gesunken) hat die Zinssenkungserwartungen laut Burkhard Fehling von der Commerzbank zusätzlich gedämpft. „Der starke Anstieg der vorigen Woche scheint also ein Ausreißer gewesen zu sein.“ Dass Fed-Chef Powell bei seiner Pressekonferenz betont hat, der weitere Weg der US-Wirtschaft sei etwas unklar, spricht laut dem Analysten aktuell „für eine vorsichtige Gangart im Zinssenkungszyklus“.
Corporate Bonds mit Renditeaufschlägen
Am europäischen Rentenmarkt berichten Beobachter derzeit von einem deutlichen Bear Steepening – einer steiler werdenden Zinskurve. Während die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe auf Wochensicht von 2,69 Prozent auf 2,73 Prozent geklettert ist, rentieren die zweijährigen Bonds nahezu unverändert bei rund 2,02 Prozent
Etwas mehr zu bieten haben die aktuell stark nachgefragten Unternehmensanleihen. Tim Oechsner von der Steubing AG registriert gute Umsätze in zwei Papieren der Porsche Automobil Holding, die bis 2028 (XS2615940215) bzw. 2030 (XS2643320109) laufen und 2,8 bzw. 3,1 Prozent Rendite abwerfen. Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank sieht großes Kaufinteresse für die Bonds von Mercedes-Benz (DE000A3LH6U5) und MTU (XS2887896574). Beide Papiere bieten bis 2031 Renditen von knapp über 3 Prozent. Sogar 4,2 Prozent sind mit einer Anleihe von E.On möglich, wo die Laufzeit allerdings erst im Jahr 2044 endet (XS2791960664). Auch hier herrscht hohe Nachfrage.
Von Thomas Koch, 19. September 2025 © Deutsche Börse AG
Thomas Koch ist CEFA-Investmentanalyst, Investmentspezialist für strukturierte Produkte und geprüfter Zertifikateberater. Seit Anfang 2006 beschäftigt er sich als freier Journalist mit dem Geschehen an den Kapitalmärkten.
Feedback und Fragen an redaktion@deutsche-boerse.com
Von Thomas Koch