Aufatmen an den Märkten: Ganz viel deutet auf ein Ende der Zinserhöhungen hin. Viele Staats- und Unternehmensanleihen sind beliebt, etwa von Ungarn und Italien sowie Katjes und Symrise. Aus der Immobilienbranche kommen allerdings weiter schlechte Nachrichten.
17. November 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Im Anleihehandel wird nun definitiv auf ein Ende der Zinserhöhung gesetzt. „Die US-Inflationszahlen am Dienstag waren das entscheidende Ereignis“, erklärt Arthur Brunner von der ICF Bank. Die Inflationsrate in den USA für den Oktober sank auf 3,2 Prozent, erwartet waren 3,3 Prozent. Im September waren es noch 3,7 Prozent. „Der Zinsgipfel ist wohl erreicht, Aktien und Renten legten daher deutlich zu.“
„Grundsätzlich ist die Stimmung positiv – aufgrund der US-Verbraucherpreise vom Dienstag und der Hoffnung auf den Zinsgipfel“, berichtet auch Tim Oechsner, der bei der Steubing AG Anleihen handelt. Auch das Treffen von US-Präsident Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping sei Thema – mit der Hoffnung auf eine Annäherung. Außerdem ist der Ölpreis wieder gefallen und dämpft die Inflationssorgen.
Gern genommen: US-Dollar-Anleihen
Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen nur noch mit 2,57 Prozent. Vor einer Woche waren es noch 2,71 Prozent. Die Rendite von US-Staatsanleihen gleicher Laufzeit liegt bei 4,45 Prozent, nach 4,64 Prozent vor einer Woche.
„Anleihen sind durchweg gesucht, vor allem risikoreiche, aber auch sichere wie Bundesanleihen oder US-Treasuries“, erklärt Oechsner. Etwas stünden langlaufende Italien-Anleihen mit Fälligkeit 2051 und Kupon von 1,7 Prozent auf den Einkaufslisten. „Speziell US-Dollar-Anleihen werden wegen des aktuell etwas schwächeren US-Dollars viel gekauft“, stellt Brunner zudem fest. Viele Käufe sieht er für eine bis 2041 laufende Ungarn-Anleihe in US-Dollar mit 7,625 Prozent-Kupon (US445545AF36).
Öchsner
VW, Fresenius, RWE, Symrise und Katjes gefragt
Im Handel mit Unternehmensanleihen ist Symrise (DE000SYM7720) weiter Thema, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. „Das Kaufinteresse ist groß.“ Zum aktuellen Kurs bietet der im November 2025 fällige Bond des Duft- und Geschmackstoffherstellers eine Rendite von 4,02 Prozent. Beliebt ist Oechsner zufolge zudem die Anfang des Monats begebene Anleihe von Jung, DMS & Cie. (DE000A3514Q0), die beim aktuellen Kurs knapp 7 Prozent bietet. Ebenso gefragt: Papiere von VW Leasing (XS2694872594), Fresenius (XS2698713695) und RWE (XS2523390271).
Brunner sieht weiter gute Umsätze für die Katjes International-Anleihe, die mittlerweile zu 104 Prozent gehandelt wird (NO0012888769). Deutlich erholt habe sich zudem hep global (DE000A3H3JV5). „Es gab Statements vom Unternehmen, die den Markt beruhigt haben.“
Immo-Branche: Signa, Accentro und Preos leiden
Immobilienunternehmen kommen zwar die nun wieder niedrigeren Zinsen zugute, wie Rainer Petz von Oddo BHF betont. „Einige Adressen bleiben aber unter Druck.“ Bekanntester Fall: Rene Benkos Immobilienkonzern Signa. Der 2026 fällige Bond mit Kupon von 5,5 Prozent (DE000A3KS5R1) hat diesen Monat zwei Drittel seines Werts verloren. Privatanleger*innen sind wegen der Mindestanlagesumme von 100.000 Euro aber eher nicht betroffen.
Eine Mindestanlagesumme von 1.000 Euro weisen hingegen Papiere des Berliner Wohnimmobilienentwicklers Accentro Real Estate (DE000A254YS5) auf. Die Laufzeit war schon einmal verlängert worden. Vergangene Woche schlug Accentro den Gläubigern der 2026 fälligen Anleihe nun ein „neues Konzept für Pflichtsondertilgungen und Zinsen vor“. Gehandelt wird der Bond nur noch zu 35 Prozent.
Petz
Hohe Umsätze um nur noch 0,001 Prozent meldet Brunner für die Anleihe des angeschlagenen Immobilienkonzerns Preos Global Office Real Estate & Technology (DE000A254NA6). „Ein paar Käufer sind unterwegs.“ Preos will die Wandelanleihe umstrukturieren. Gelingt dies nicht, droht dem Unternehmen eigenen Angaben zufolge die Zahlungsunfähigkeit. Nun ist eine Pflichtwandlung geplant.
Zeichnungsfrist für FCR und BDT läuft noch
Noch bis zum 28. November läuft die Zeichnungsfrist für die Anleihe von BDT Media Automation (DE000A351YN0), ein Green Bond mit Fälligkeit 2028 und 11,5 Prozent-Kupon. BDT ist eigenen Aussagen zufolge ein weltweit führender Entwickler und Hersteller für Datenspeichersysteme und Anbieter von Systemlösungen für Druck- & Automatisierungstechnik. Mehr dazu: www.boerse-frankfurt.de/bdt-media-automation-gmbh
Bis zum 21. November kann außerdem die neue Anleihe von FCR Immobilien (DE000A352AX7) gezeichnet werden. Diese läuft bis 2028 und bietet 7,25 Prozent.
Von Anna-Maria Borse, 17. November 2023 © Deutsche Börse AG
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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