Grüne Anleihen werden zu Recht immer beliebter. Sie locken mit attraktiven Renditen und dienen dem Schutz der Umwelt. Green-Bond ETFs bieten preiswerten Zugang, weiß das ETF Magazin.
9. Januar 2024. MÜNCHEN (ETF Magazin). Green Bonds gefallen heute immer mehr Investoren – als Instrument im Kampf gegen Erderwärmung und Umweltzerstörung und aufgrund ihrer attraktiven risikobereinigten Renditen. Im Jahr 2008 emittierte die Weltbank die erste grüne Anleihe. Seitdem ist das Segment kräftig gewachsen. Dabei ist nicht nur das Volumen rasant gestiegen. Es sind auch neue Anleihentypen entstanden – beispielsweise Sustainability-Bonds oder Sustainability-LinkedBonds, bei denen einige Anleihenmodalitäten an das Erreichen bestimmter Umwelt- und Sozialindikatoren gebunden sind.
Heute steckten weltweit rund 4,3 Billionen Dollar in grünen, sozialen und verwandten Anleihen. Besonders dynamisch entwickelt sich das Segment der grünen Anleihen. In den ersten drei Quartalen 2023 wurden grüne Anleihen im Volumen von 423 Milliarden Dollar aufgelegt, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. 2023 dürfte damit ein Rekordjahr für den Markt der grünen Anleihen werden. „Anfänglich als Modetrend abgetan, werden Green Bonds langsam zu einer gefragten Anlagealternative“, sagt Isabelle VicPhilippe, Leiterin der Abteilung Euro Aggregate Anleihen bei Amundi Asset Management und Portfolio-Managerin für Green und Social Bonds.
Die Begeisterung der Anleger ist nachvollziehbar, leisten die Green Bonds doch einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der notwendigen Umwelt-Investitionen. „Die Mittel sollen die Umwelt schützen oder den Klimawandel bekämpfen“, erklärt Vic-Philippe. Die grünen Anleihen finanzieren beispielsweise Investitionen in erneuerbare Energien, Prävention von Umweltverschmutzung, Wasser- und Abwassermanagement, Technologien für Energieeffizienz, grüne Gebäude sowie Projekte für die Anpassung an den Klimawandel, saubereren Verkehr und das Management natürlicher Ressourcen. Die Anleihenzeichner wiederum können bei Green Bonds relativ exakt die positiven Auswirkungen ihrer Investition auf die Umwelt erkennen, und sie machen mit ihrem Investment einen eindeutigen Schritt in Richtung CO2-Neutralität. Vor allem für institutionelle Anleger sind das zwei gewichtige Argumente.
Klare Vorgaben
2014 formulierten Finanzmarktteilnehmer unter Führung des Branchenverbandes International Capital Market Association (ICMA) die Green Bond Principles. Diese unverbindlichen Leitlinien regeln, was eine grüne Anleihe auszeichnet. Danach sind Green Bonds alle Arten von Anleihen, bei denen die Erlöse exklusiv grüne Projekte ganz oder teilweise finanzieren oder refinanzieren.
Zudem müssen die Emittenten nach den Green Bond Principles einen Jahresbericht veröffentlichen und die Bereiche offenlegen, denen die Erlöse zugeflossen sind. Zulässig sind unter anderem erneuerbare Energien, Energieeffizienz, grüne Gebäude und umweltfreundlicher Transport. Manche Anleihen sind direkt Umweltoder Klimaprojekten zugeordnet, andere finanzieren Tranchen von mehreren Projekten, und wieder andere sind einfach Unternehmensanleihen, die von Firmen aus der Umweltbranche emittiert wurden.
Die Green Bond Principles waren ein erster, wichtiger Schritt in Richtung Transparenz und Standardisierung. Inzwischen hat sich der Markt jedoch weiterentwickelt. Seit kurzem gibt es sogar einen EU-Standard für grüne Anleihen. Für Emittenten und Anleger ist das eine positive Entwicklung: Der neue EU-Standard wird voraussichtlich die Nachfrage nach diesen Anleihen nochmals kräftig anschieben. Außerdem dürfte das Interesse von internationalen Investoren mit Fokus auf Nachhaltigkeit steigen. Schließlich ist die EU-Taxonomie auch für nachhaltige Investoren außerhalb Europas ein beliebter Maßstab.
Das Hauptziel des neuen EU-Standards besteht darin, Anlegern klare Orientierung zu bieten und gleichzeitig Greenwashing bei Anleihen zu verhindern. Emittenten müssen strenge Transparenzanforderungen erfüllen und die Erlöse aus den Emissionen in Projekte investieren, die mit der EU-Taxonomie konform sind. Künftig sind Emittenten verpflichtet, regelmäßig Factsheets zu veröffentlichen, die detailliert darüber informieren, in welche Projekte investiert wird. Zusätzlich dazu müssen sie jährliche Berichte zur Mittelverwendung und mindestens einmal im Jahr einen Wirkungsbericht veröffentlichen. Alle diese Berichte müssen von externen Prüfern überprüft werden, die bei der europäischen Finanzmarktaufsicht Esma registriert sind.
Emittenten mit guter Bonität
Grüne Anleihen sind im Prinzip herkömmliche Anleihen, die sich jedoch durch die Verwendung der Mittel unterscheiden. Insbesondere sind sie gleichrangig zu anderen Emissionen desselben Emittenten. Das finanzielle Risiko hängt also von der Bonität des Emittenten ab und nicht vom grünen Projekt selbst. Ein weiterer Pluspunkt für die Green Bonds: Bei diesen Anleihen ist in der Regel von Anfang an relativ klar, für welche Projekte das bei den Kapitalgebern eingesammelte Geld verwendet wird.
Ursprünglich war der Green-Bond-Markt durch europäische Entwicklungsbanken und Agenturen geprägt, doch heute emittieren auch immer mehr Unternehmen grüne Anleihen. Im vergangenen Jahr stellten sie etwas mehr als die Hälfte des Emissionsvolumens der grünen Anleihen dar, berichtet die CBI. Gleichzeitig verbreitert sich der Markt geografisch. Seit 2021 werden in Asien deutlich mehr Green Bonds emittiert als in den Jahren zuvor. Bezogen auf das Emissionsvolumen bleibt Europa jedoch eindeutig dominierend.
Green Bonds locken in der Regel mit guter Bonität, mit Transparenz und attraktiver, zielgerichteter Mittelverwendung. Doch bringen sie auch akzeptable Renditen? Die Antwort auf diese Frage lautet Jein. Noch vor zwei Jahren lag die Rendite der grünen Anleihen regelmäßig relativ deutlich unter der Rendite traditioneller Anleihen. Inzwischen ist der Abschlag jedoch auf nur noch rund 2 Basispunkte geschrumpft. Aktuell bieten Green Bonds also nahezu die gleiche Rendite wie klassische Anleihen.
Nicht nur aufgrund dieser attraktiven Bewertung rechnen Experten damit, dass das Emissionsvolumen der grünen Anleihen weiter zunehmen wird. Längerfristig spricht für weiteres Wachstum „die strategische Notwendigkeit von Anlegern, ihr Kapital in entwicklungspolitisch wirksame Investitionen zu lenken“, sagt Amundi-Portfolio-Managerin Vic-Philippe.
Ihre Fondsgesellschaft gehört zu den Vermögensverwaltern, die sich schon früh für Investments in grüne Anleihen interessierten. Inzwischen bietet Amundi mehrere aktiv gesteuerte Fonds und hat mehrere Green-Bond-ETFs im Regal. Darunter befindet sich auch der weltweit erste ETF für grüne Anleihen, der Lyxor Green Bond ETF. Er wurde bereits 2017 von der französischen Fondsgesellschaft Lyxor aufgelegt. Heute ist Lyxor ein Teil von Amundi, doch an der Konstruktion des Green-Bond-ETFs hat sich nichts geändert.
Der breit aufgestellte Green-Bond-Pionier ist mit seinem Fondsvermögen von inzwischen rund 625 Millionen Euro auch weiterhin das Schwergewicht in seiner Kategorie. Der ETF bildet den Solactive-Green-Bond EUR-USD-IG-Index ab. Dieser enthält mehr als 700 Green Bonds mit Investment-Grade-Rating, die von Staaten, multinationalen Unternehmen oder Entwicklungsbanken aus der ganzen Welt ausgegeben wurden, häufig in Euro, aber auch in US-Dollar. Ins Portfolio aufgenommen werden nur Green Bonds, die von der Climate Bonds Initiative als solche klassifiziert sind. Top-Positionen sind bei diesem ETF Staatsanleihen, insbesondere aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden, außerdem aus Irland. Den Lyxor Green Bond ETF gibt es auch in einer währungsgesicherten Version, bei der Wechselkursschwankungen der nicht in Euro ausgegebenen Anleihen neutralisiert werden.
Deutlich jünger und kleiner ist der im Juni 2021 gestartete Xtrackers-Corporate Green Bond ETF. Der ETF versteht sich als Alternative zu anderen Green-Bond-Fonds, die in der Regel fast ausschließlich Anleihen staatlicher oder überstaatlicher Emittenten im Portfolio haben. Der Xtrackers-ETF konzentriert sich dagegen auf grüne Anleihen, die von Unternehmen mit guter Bonität ausgegeben wurden (Investment-Grade). Er hält aktuell rund 360 Anleihen aus 30 Ländern, überwiegend jedoch von Emittenten aus dem Euro-Bereich. Wenn es um die Auswahl und Bewertung der Anleihen geht, kommen bei diesem ETF Daten aus dem MSCI ESG Research zum Einsatz. Angeboten wird dieser ETF in drei Varianten, die alle das gleiche Portfolio halten, jedoch entweder in Euro oder in Dollar rechnen oder mit einer Währungssicherung für Euro-Investoren daherkommen.
Kritischer Blick. An echter Nachhaltigkeit interessierte Investoren müssen jedoch bei grünen Anleihen genau hinsehen, warnen Marktkenner. Nicht alle grünen Anleihen verdienten tatsächlich ein grünes Etikett. Franklin Templeton hat deshalb einen ETF für grüne Anleihen aufgelegt, der besonders kritisch und selektiv zu Werke geht. Die vor allem für aktive Fonds bekannte Fondsgesellschaft bleibt dabei ihrer Arbeitsweise auch beim Green-Bond-ETF treu. Das Portfolio des ETFs wird aktiv von zwei Managern zusammengestellt und regelmäßig angepasst.
Der Franklin Euro Green Bond ETF ist somit ein aktiver Fonds im ETF-Gewand. Wie alle ETFs wird er kontinuierlich an der Börse gehandelt und ist auch nur mit geringen Verwaltungsgebühren von 0,18 Prozent pro Jahr belastet. Der ETF investiert mindestens 70 Prozent seines Vermögens in als „grün“ deklarierte Anleihen, während der Rest des Portfolios aus Anleihen besteht, die zwar klimaschonende Projekte finanzieren, jedoch keine offizielle Zertifizierung aufweisen.
Von Uli Kühn, Dezember 2023, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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