Bei Investments in Fremdwährungs-Anleihen können ungünstige Wechselkurse zu Verlusten führen. Renten-ETFs mit Währungssicherung bieten Schutz.
23. Januar 2024. MÜNCHEN (ETF Magazin). Spätestens die gestiegenen Zinsen haben Anleihen wieder einen breiteren Platz in der öffentlichen Wahrnehmung beschert. Um als Investor auch von attraktiven Zinsen und Chancen in anderen Währungsräumen profitieren zu können, sind Staatsanleihen-ETFs in Fremdwährungen beliebte Anlageprodukte. Sie bieten einen diversifizierten und kostengünstigen Zugang zu ausländischen Anleihen und bringen damit neben zusätzlichen Renditechancen auch Diversifikationsmöglichkeiten für das Portfolio mit. Investments in Fremdwährungsanleihen und entsprechende ETFs unterliegen jedoch immer einem Währungsrisiko. Deutliche Abwertungen der Fremdwährung können aus einer renditebringenden Anlage ein Verlustgeschäft machen.
Kursschwankungen zwischen Heim- und Fremdwährung erschweren die Planungssicherheit und sind mittel- wie langfristig kaum vorhersehbar. Um diesen Risiken zu begegnen, sind Maßnahmen zur Währungsabsicherung, auch Hedging genannt, in ETFs längst etabliert und lassen sich über eigens dafür entwickelte Indizes problemlos darstellen. Im Vordergrund jeder Absicherung steht der Schutz vor Volatilität und möglichen Wertverlusten bei mittel- bis langfristigen ETF-Investments. Die Auswirkungen von Währungsschwankungen sollen damit auf ein Minimum reduziert werden. Ziel ist letztendlich, die Performance der Anlage in der Fremdwährung möglichst nah in die Heimwährung der Anleger zu transferieren. In diesem Punkt wirkt die Absicherung bei allen Strategien und Asset-Klassen gleich.
Das Prinzip dahinter: Fällt der Kurs der Fremdwährung gegenüber der Heimwährung, generiert die Währungsabsicherung einen Gewinn, der den Kursverfall der Fremdwährung kompensiert. Staatsanleihen-Anleger sollten zudem einen wichtigen Aspekt nicht außer Acht lassen: die Laufzeit der Anleihen. Je länger diese ist, desto wahrscheinlicher und desto unvorhersehbarer werden die jeweiligen Währungsschwankungen.
Renditechancen durch Zinsdifferenz
Taktisch spannend wird es für Anleger von Staatsanleihen, wenn die Leitzinsen zweier Regionen stark voneinander abweichen. Hierbei profitieren Anleger mit dem sogenannten „Carry Trade“-Effekt von der Zinsdifferenz bei verschiedenen Währungspaaren: Investieren Anleger in ihrer Heimatwährung in währungsgesicherte Staatsanleihen, die höher verzinst sind als die Heimwährung, transferiert die Währungsabsicherung die Zinsen der Fremdwährungsanleihen in die Anlage in die Heimatwährung.
Bei ETFs, die Staatsanleihen mit Währungssicherung enthalten, profitieren Anleger sogleich von mehreren staatlichen Rentenpapieren. Sie profitieren also von unterschiedlichen Verzinsungen mit zuverlässigem Schutz vor substanziellen Währungseinbußen. Wie viele Studien zeigen, sind Zinsdifferenzen ein substanzieller Treiber für Wechselkursänderungen. Die Währung mit den höheren Zinsen wird stärker nachgefragt. Deshalb ist zu erwarten, dass ihr Wechselkurs steigt, solange die Zinsdifferenz zunimmt.
Während institutionelle Investoren aus regulatorischen Gründen oftmals ohnehin nur in der Heimwährung notierte, beziehungsweise währungsgesicherte Anlageprodukte zeichnen dürfen, sind Endanleger in ihren Entscheidungen etwas freier und können individuell abwägen, für welche Fremdwährungen eine Absicherung sinnvoll ist. Liegt eine stabile Parität bei dem Währungspaar vor, können Zinsgewinne relativ einfach realisiert werden – zumindest bei kürzeren Laufzeiten. Denn: Je länger die Laufzeit und damit unvorhersehbarer die Entwicklung der Zinsdifferenz, desto wertvoller ist eine Absicherung.
Ziel der Währungsabsicherung bei Anleihen-ETFs ist es, die Entwicklung eines Fremdwährungsindex, etwa eines in US-Dollar notierten Index auf US-Staatsanleihen, in der Heimatwährung des Investors abzubilden. Doch wie oft sollte ein ETF gegen Währungsschwankungen abgesichert werden?
Eine tägliche Absicherung des zugrundeliegenden Index kann zwar den Tracking-Error gering halten, verursacht jedoch hohe Transaktionskosten für den ETF, was zulasten der Rendite gehen würde. Die Erfahrung hat gezeigt, dass mit Blick auf die Entwicklung der Volatilitäten sowie auf die Transaktionskosten im Bereich von Anleihen ETFs ein monatliches Hedging eine sinnvolle Kompromisslösung zwischen einem möglichst geringem Tracking-Error und möglichst geringen Kosten darstellt.
Bewährter Prozess
In der Praxis kommen für Währungsabsicherungen bei Anleihen-ETFs in aller Regel Termingeschäfte zum Einsatz. Bei einem passiven Ansatz, wie ihn ETFs verfolgen, wird dies bereits auf Indexebene integriert, der ETF selbst folgt also einem Index, der seinerseits schon eine Währungsabsicherung durchführt. Seitens des ETF-Anbieters wird am Monatsende das jeweilige Fondsvolumen bewertet und über diesen Wert, umgerechnet in die jeweilige Fremdwährung, ein Währungstermingeschäft mit einem Monat Laufzeit aufgesetzt. Die Gewinne oder Verluste, die sich aus diesem Termingeschäft ergeben, werden dem ETF gutgeschrieben oder belastet. Anschließend wird ein neues Termingeschäft zum aktuellen Fonds-wert aufgesetzt, wieder mit einem Monat Laufzeit.
So wird beispielsweise der Wert eines ETFs auf US-Staatsanleihen, der eine Währungssicherung in Euro hat, am Monatsende in seinem Euro-Wert bewertet. Dieser Euro-Wert wird zu einem vom Index vorgegebenen Tageskurs in Dollar umgerechnet – auf diesen Wert wird das Termingeschäft in Euro abgeschlossen. Durch eventuelle Kursentwicklungen, die der US-Dollar im Laufe des Monats gegenüber dem Euro hat, können hierdurch dann Kursgewinne oder -verluste entstehen.
Für das jeweilige Termingeschäft werden mehrere unterschiedliche Handelspartner angefragt. Dadurch wird sichergestellt, dass für den ETF und die Investoren die besten Konditionen für das Termingeschäft erreicht werden. Wenn im Laufe des Monats aufgrund von Zu- und Abflüssen Anpassungen an der Währungsabsicherung vorgenommen werden müssen, kommen zusätzliche Handelspartner ins Spiel, um das Gegenparteirisiko möglichst gering zu halten.
Auf Produktseite unterscheidet der Markt zwischen dem Subfondsmodell und dem Anteilsklassenmodell. Bei einem Subfonds-Modell stellt ein währungsgesicherter ETF auf einen bestimmten Index einen eigenständigen Fonds dar, als Ergänzung zu einer nicht währungsgesicherten Fonds-Variante auf den gleichen Index. Halten Investoren etwa Anteile an einem nichtwährungsgesicherten ETF und möchten hierzu eine Absicherung, verkaufen sie die ungesicherten ETF-Anteile und kaufen die gesicherten Anteile. Der nicht währungsgesicherte ETF muss dann also die entsprechenden unterliegenden Fondsanlagen verkaufen und der währungsgesicherte ETF muss praktisch dieselben Fondsanlagen neu kaufen – mit allen doppelten Transaktionskosten.
Kostengünstige Absicherungen
Das Anteilsklassenmodell ist gewissermaßen eine Weiterentwicklung dieses Subfondsmodells, und die Möglichkeit, ein und denselben ETF über verschiedene Anteilsklassen abzudecken. Ein ETF auf US-Anleihen kann dann sowohl ungesicherte Anteile in US-Dollar über verschiedene Anteilsklassen halten, aber gleichzeitig auch Anteilsklassen in Euro oder Schweizer Franken. Wird ein Wechsel in eine währungsgesicherte Anteilsklasse notwendig, geht dies vergleichsweise einfach – und kostengünstig. In diesem Fall müssen nicht die ganzen Fondsanlagen neu gekauft werden. Stattdessen werden beim Wechsel der Anteilsklasse, beispielsweise hin zu einer in Euro gesicherten Variante, die eigenen Fondsanlagen weitestgehend gehalten und zwischen den Anteilsklassen im Fonds ohne Handel verschoben – es wird hauptsächlich eine ergänzende Absicherung in Form eines Termingeschäfts aufgesetzt.
Dafür fällt nur ein Bruchteil der Kosten an, die bei einem Subfondsmodell entstehen würden. Vor dem Hintergrund, dass Kosten sich immer negativ auf die Performance auswirken, ist dies ein relevanter Aspekt für Investoren. Hinzu kommt: Wie oben beschrieben, können diese Termingeschäfte, die zur Absicherung durchgeführt werden, monatlich sowohl zu zusätzlichen Gewinnen als auch Verlusten führen. Enthält ein solcher Anleihen-ETF nun mehrere Anteilsklassen zur Absicherung, können diese Termingeschäftsgewinne und -verluste auf Fondsebene intern verrechnet werden, ohne dass der Fonds handeln muss.
Für Investoren bedeutet dies: Weniger Handelskosten und entsprechend weniger negative Auswirkung auf die Performance des ETFs. Je intelligenter und effizienter ein ETF aufgesetzt ist, desto günstiger stellt sich dieser für die Investoren dar. Ohnehin sind die Kosten der Währungsabsicherung bei Anleihen-ETFs überschaubar: Währungsgesicherte Anteilsklassen sind nicht signifikant teurer als ihre nicht währungsgesicherten Gegenstücke, die Unterschiede in der Gesamtkostenquote liegen in der Regel im Bereich von nur wenigen Basispunkten.
Von Dag Rodewald, Dezember 2023, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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