Große Wirkung schon bei relativ geringem Kapitaleinsatz: ETF-Optionen sind eine smarte Ergänzung zu ETF-Investments. Welche Optionsstrategien wann sinnvoll sind, weiß das ETF Magazin.
30. April 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). An der Terminbörse-Eurex werden nicht nur Indexfutures und -optionen gehandelt, etwa auf DAX, Euro Stoxx 50 oder STOXX 600. Spannend sind auch die Eurex-Optionen auf Index-ETFs. Diese ETF-Optionen sind die logische Erweiterung der ETF-Idee. Sie eignen sich für Anlegerinnen und Anleger, die mit vergleichsweise geringem Kapitaleinsatz und flexiblen Strategien Marktbewegungen nutzen oder bestehende Positionen absichern möchten.
Doch was ist das besondere an ETF-Optionen? ETF-Optionen unterscheiden sich zum einen von Index-Optionen durch ihren Basiswert: Bei Indexoptionen fungiert der Aktienindex selbst als Basiswert. Bei ETF-Optionen dient als Basis der ETF, der den Index nachbildet. Die andere Basis bedingt den zweiten Unterschied: unterschiedliche Kontraktgrößen. Die Kontraktgrößen der ETF-Optionen sind zum großen Teil deutlich kleiner. Der Grund: Bei Indexoptionen ist der Multiplikator an den Index gebunden. Beispielsweise ist der Multiplikator für die DAX-Option 5 Euro, während bei ETF-Optionen der Multiplikator in der Regel 100 ETF-Anteile beträgt. Als Folge ist bei ETF-Optionen meist weniger Kapital gebunden als bei Indexoptionen.
Das kann insbesondere für Anleger interessant sein, die mit kleineren Positionsgrößen agieren oder die gezielt ihre ETF-Investments steuern möchten. So erreicht beispielsweise die Kontraktgröße einer DAX-Option bei einem DAX-Stand von 22.560 Punkten ein Volumen von 112.800 Euro. Diese Größe ist das Produkt aus 22.560 (Indexpunkten) multipliziert mit 5 Euro. Bei einer ETF-Option auf den iShares Core DAX ETF ist die Kontraktgröße in diesem Beispiel nur 18.000 Euro (188 Euro mal 100). Der ETF-Anteil kostet im Beispiel 188 Euro.
Darüber hinaus unterscheiden sich die Abwicklungsmethoden: Indexoptionen werden durch Cash Settlement abgewickelt. Die Differenz zwischen vereinbartem Basispreis und aktuellem Wert des Basiswert wird bar ausgeglichen. ETF-Optionen werden dagegen physisch abgewickelt. Das bedeutet, dass bei Ausübung die ETF-Anteile geliefert werden.
Wie lassen sich ETF-Optionen einsetzen? Eine Option ist das Recht, aber nicht die Verpflichtung, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Es gibt deshalb vier grundlegende Positionen: Kauf einer Kaufoption, Kauf einer Verkaufsoption, Verkauf einer Verkaufsoption und Verkauf eine Kaufoptionen. Im folgenden erläutern wir für welchen Einsatzzwecke sich die vier Strategien eignen und welche Kombinationsmöglichkeiten es gibt.
Kauf einer Kaufoption (Long Call)
Eine Long-Call-Position erlaubt es, überproportional von Kursanstiegen zu profitieren, ohne den gesamten ETF zu kaufen. Der Kapitaleinsatz ist geringer als beim Direktkauf. Das Risiko ist auf die gezahlte Prämie begrenzt. Kommt es nicht zur erhofften Kurssteigerung, verfällt die Option wertlos, da sie vom Käufer nicht ausgeübt wird. Long Call eignet sich besonders, wenn Anlegerinnen und Anleger einen starken Kursanstieg erwarten und bei niedriger Volatilität, da die Prämie dann günstiger ist.
Kauf einer Verkaufsoption (Long Put)
Mit dieser Option haben die Inhaber das Recht, einen ETF zu einem im voraus vereinbarten Preis zu verkaufen. Sie setzen entweder auf fallende Preise oder sichern Positionen ab. Sollten die Kurse sinken, können die Käufer des Long Put am Ende der Laufzeit den ETF zum vereinbarten Preis über dem aktuellen Marktpreis mit Gewinn verkaufen.
Zudem begrenzt diese Strategie finanzielle Verluste, falls der ETF-Preis stark fällt. Der gekaufte Put funktioniert in diesem Fall ähnlich wie eine Vollkaskoversicherung für den Verfallstag. Wie bei dieser kann man auch hier die „Selbstbeteiligung“ bestimmen. Die Selbstbeteiligung entspricht dem Verlust zwischen aktuellem Kurs und dem Ausübungspreis, zu dem der ETF dann verkauft wird. Liegt der Ausübungspreis nah am aktuellen ETF-Preis, ist die Put-Option „am Geld“, bzw. ATM für „at the money“. Sie gleicht dann einer Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung. Liegt der Ausübungspreis leicht unter dem aktuellen Kurs des Basiswerts, ähnelt der Put einer Vollkaskoversicherung mit niedriger Selbstbeteiligung. Die Option ist in dieser Situation „aus dem Geld“, bzw „out of the money“ (OTM).
Liegt der Ausübungspreis noch tiefer unter dem Kurs des Basiswerts, ist die Option „weit aus dem Geld“, bzw. „far out of the money“ (FOTM).Der Put funktioniert in diesem Fall wie eine Versicherung mit hoher Selbstbeteiligung: Je weiter der Ausübungspreis vom Kurs entfernt ist, desto weniger Verlust ist abgesichert. Dafür ist dann aber die Prämie niedrig,weil die Wahrscheinlichkeit der Ausübung gering ist.
Kombination Long Put mit Short Call
Eine Long-Put-Position kann durch den Verkauf einer Kaufoption oberhalb des aktuellen ETF-Preises finanziert werden, um zusätzliche Einnahmen zu generieren und die Kosten der Absicherung zu senken. Dadurch werden zwar höhere Gewinnchancen begrenzt, aber diese sind bei einer Erwartung fallender Kurse unwahrscheinlicher und verschmerzbarer.
Verkauf einer Verkaufsoption (Short Put)
Beim Verkauf einer Put-Option verpflichten sich die Verkäufer, den ETF zum vereinbarten Ausübungspreis zu kaufen, falls die Käufer der Option dieses Recht ausüben. Diese Position kann vorteilhaft sein, wenn Anlegerinnen und Anleger den ETF gerne zu einem etwas niedrigeren Preis erwerben und dabei auch noch eine zusätzliche Prämie erhalten möchten. Der Verkauf einer Verkaufsoption ist wie ein limitierter Kaufauftrag: Die andere Partei hat das Recht, den ETF zum vereinbarten Preis zu verkaufen. Wenn dieser Basispreis unter dem aktuellen Preis liegt, wird die Option ausgeübt. Der Verkäufer des Puts kauft den ETF zwar zu einem Preis über dem dann aktuellen Marktpreis. Dieser Preis liegt jedoch unter dem Preis zum Zeitpunkt des Put-Verkaufs.
Ein großer Vorteil von Short Puts gegenüber Puts auf Einzelaktien ist die Diversifikation des Basispreises. Bei einer Aktien-Option kommt zu den Kursrisiken das Einzelwertrisiko hinzu. Ein Short Put eignet sich für Anlegerinnen und Anleger, die moderate Risiken eingehen und von stabilen oder steigenden Märkten profitieren möchten.
Kombination Short Put mit Long Call
Eine interessante Erweiterung dieser Position ist die Kombination eines verkauften Puts mit einem gekauften Call. Die erhaltende Prämie des Puts finanziert den Call. Diese Strategie, bekannt als „Risk Reversal“, wird eingesetzt, um sich gegen einen Anstieg des ETFs abzusichern, während man gleichzeitig darauf spekuliert, den ETF zu einem günstigeren Preis zu erwerben. Sollte der ETF nicht wie erwartet fallen und stattdessen steigen, sorgt der gekaufte Call dafür, dass man dennoch von der positiven Kursentwicklung profitieren kann, selbst wenn der ETF nicht durch die Andienung über den Short Put erworben wurde. Das Risk Reversal kann also als abgesichertes Engagement zur Senkung der Kosten und zum Schutz gegen unerwartete Marktbewegungen dienen.
Verkauf einer Kaufoption (Short Call)
In dieser Position verpflichten sich die Verkäufer, den ETF zu einem festgelegten Preis zu liefern, falls die Käufer die Option ausüben. Dies kann analog zu einem limitierten Verkaufsauftrag betrachtet werden. Short Calls eignen sich für Anleger, die einen ETF zu einem bestimmten Preis abgeben wollen. Ähnlich wie bei einem limitierten Verkaufsauftrag erhält man zusätzlich eine Prämie. Läuft der Kurs seitwärts oder fällt leicht, kann der Stillhalter, der Verkäufer der Option, die Prämie als Gewinn einstreichen.
Diese Strategie ermöglicht zusätzliche Einnahmen in seitwärts verlaufenden Märkten und bietet eine Teilschutzfunktion bei leichten Abwärtsbewegungen des ETF-Kurses, da die Prämie den Verlust mindert. Die Markterwartung bei einem Short Call ist neutral bis leicht pessimistisch. Die Verkäuferin der Solo-Call-Option rechnet mit stagnierenden oder fallenden Kursen des Basiswerts. Diese Strategie lohnt sich besonders bei hoher Volatilität wegen der steigenden Prämien.
Ergänzt man die verkaufte Kaufoption mit dem Kauf einer Verkaufsoption, kann man sich gegen einen hohen Kursverfall schützen. Der Kauf des Puts wird durch die erhaltene Prämie aus dem verkauften Call (teil-)finanziert. Sollte diese Strategie dauerhaft angewendet werden, reduziert man die Schwankungsbreite des ETFs in beide Richtungen, ohne dabei den langfristigen Erwartungswert zu reduzieren. Dies führt zu einem besseren Risiko-Rendite-Profil.
Die Kurs-Treiber
Die Preise von Optionen ändern sich während ihrer Laufzeit abhängig von drei Faktoren: Ein Faktor ist die Zeit. Je näher das Verfallsdatum rückt, desto stärker sinkt der Zeitwert der Option. Daneben wirkt natürlich der Kurs des Basiswertes. Auch starke Kursbewegungen können einen wesentlichen Einfluss auf den Preis der Option haben. Drittens spielt die Unsicherheit eine Rolle. Steigende Schwankungen am Markt, oder genauer gesagt hohe implizite Volatilität, führen zu höheren Optionspreisen, weil Kurse um die Ausübungspreise wahrscheinlicher werden.
Da die ETF-Optionen laufend handelbar sind, ist es jedoch möglich, die Verluste während der Laufzeit zu begrenzen, etwa durch Stop-loss-Orders, oder auch kurzfristige Gewinne mitzunehmen. Sollte so zum Beispiel bei einer Absicherung mit dem Kauf eines Puts der Kurs des ETFs fallen, kann der Put mit Gewinn verkauft werden und sich der ETF im Anschluss wieder erholen, ohne dass der Put weiter Verluste verursacht.
Fazit
Durch den strategischen Einsatz von Eurex-ETF-Optionen können sich Investorinnen und Investoren mit einem geringeren Kapitaleinsatz ähnlich positionieren wie mit Indexoptionen. Sie bieten häufig geringere Kontraktgrößen. Gegenüber Aktien-Optionen haben sie den Vorteil einer breiteren Diversifikation. Optionen bieten viele Möglichkeiten zur Optimierung von ETF-Investments durch Risikominderung, verbesserte Kauf- und Verkaufsstrategien und die Generierung von Zusatzerträgen in Seitwärtsmärkten.
Von Edda Vogt und Stefan Toetzke, April 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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