Immer mehr ETFs haben inzwischen laufende Kosten von weniger als zehn Basispunkten. Für alle wichtigen Märkte stehen solche Discount-ETFs zur Verfügung, wie das ETF Magazin berichtet.
30. Juli 2024. MÜNCHEN (ETF Magazin). Super-Investor Warren Buffett weiß, wie wertvoll niedrige Kosten sind. Bereits 2013 beschrieb er, wie seine Nachlass-Verwalter den Erbteil seiner Frau anlegen sollten: „Stecken Sie 10 Prozent des Geldes in kurzfristigen Staatsanleihen an und 90 Prozent in einem sehr kostengünstigen S&P 500-Indexfonds.“ Begründung: „Ich bin überzeugt, dass die langfristigen Ergebnisse aufgrund dieser Vorgehensweise besser sein werden als die Ergebnisse der meisten Anleger, die teure Manager engagieren“, erklärte der Chef der erfolgreichen Investmentholding Berkshire Hathaway.
Buffett empfahl auch gleich einen Indexfonds, und zwar einen des großen US-Anbieters Vanguard. Auch heute wäre das wohl eine gute Wahl. Der Vanguard S&P 500 UCITS ETF hat eine jährliche Gesamtkostenquote (TER) von nur 0,07 Prozent. Das ist sehr preiswert, doch es gibt sogar noch günstigere ETFs für den US-Leitindex. Beim SPDR S&P 500 UCITS ETF von State Street fallen nur äußerst bescheidene 0,03 Prozent an.
Schöne Anlegerwelt: Obwohl in vielen Bereichen die Inflation die Preise nach oben treibt, sinken die Kosten börsennotierter Indexfonds immer weiter. Als Exchange Traded Funds vor gut 20 Jahren nach Deutschland kamen, sah die Lage ganz anders aus. Damals gab es nur wenig ETF-Anbieter und noch weniger Wettbewerb. Zudem mussten die Fondsgesellschaften ihre Lizenzen für die Verwendung von Indizes wie dem S&P 500 teuer einkaufen. Die Gebühren für Aktien-ETFs lagen damals oft bei 0,5 Prozent pro Jahr – und damit beim Zehnfachen der heute aufgerufenen Preise. Nur noch 15 Prozent der mehr als 2000 an Xetra gehandelten ETFs haben jetzt noch eine Kostenquote von 0,50 Prozent oder mehr. Bei knapp der Hälfte der ETF fallen dagegen 0,20 Prozent oder weniger an laufenden Kosten an. Alle großen Indizes lassen sich inzwischen sogar mit ETFs abbilden, die mit deutlich weniger als 0,10 Prozent belastet sind.
Allerdings: Owohl die Kostenquoten stetig weiter sinken, kommen Anlegerinnen und Anleger nicht immer automatisch in den Genuß niedriger Kosten. Manchmal behalten ETF-Anbieter nämlich ihre teueren ETFs im Programm und legen paralell dazu preiswertere ETFs auf den gleichen Index auf. So gibt es beispielsweise den iShares MSCI World ETF mit laufenden Kosten von 0,50 Prozent sowie den iShares Core MSCI World ETF mit laufenden Kosten von 0,20 Prozent (und auch das ist noch viel im Vergleich zu ETFs anderer Anbieter). Ein genauer Vergleich und ein regelmäßiger Blick auf das wachsende ETF-Angebot lohnt also. Besonders leicht gelingt das online mit der ETF-Suchfunktion der Börse Frankfurt. Dort ist auch eine Suche mit diversen Filterkriterien möglich. Als Appetitanreger präsentieren wir im folgenden spannende Preisbrecher-ETFs für die wichtigsten Anlageregionen und -klassen.
US-Aktien für 0,03 Prozent
Der bereits im März 2012 aufgelegte SPDR S&P 500 ETF von State Street ist nicht nur einer der ältesten hier vorgestellten Fonds, sondern mit seiner Kostenquote von nur 3 Basispunkten sowohl der preiswerteste ETF für den US-Aktienmarkt als auch der günstige in Deutschland verfügbare ETF. Sein Volumen stieg nach einer im vergangenen Jahr erfolgten Preissenkung spürbar an und liegt jetzt bei stattlichen 10 Milliarden Euro. Durch die Abbildung des S&P 500 Index bietet der ETF Zugang zu den 500 größten US-Unternehmen. Der ETF repliziert den S&P 500 vollständig physisch, hält also alle 500 Titel in der entsprechenden Gewichtung im Portfolio. Es gibt ihn in einer thesaurierenden und einer ausschüttenden Version. Investoren, die nicht auf die physische Replizierung bestehen, sollten sich die zwei ETFs von iShares und Invesco ansehen, die den S&P 500 synthetisch replizieren und deshalb mit einer niedrigen Steuerbelastung der Dividenden punkten. Die Kostenquoten dieser beiden ETFs liegen mit 6 Basispunkten nur geringfügig höher.
Als Alternative zum Standard-US-Leitindex empfiehlt sich auch der UBS S&P 500 Climate Transition ESG ETF. Er bildet eine nachhaltige Variante des S&P 500 vollständig physisch nach und berücksichtigt nur Unternehmen, die eine geringe Kohlenstoffemission und ein hohes Rating bei Umweltschutz, sozialer Verantwortung und Unternehmensführung aufweisen. Trotzdem sind die größten Sektorenallokationen und Einzelpositionen pratisch identisch zum Original-Index. Der ETF hält jedoch nicht 500 Positionen wie der S&P 500, sondern nur 366. Mit einer Gesamtkostenquote von 0,07 Prozent ist der UBS-ETF etwas teurer.
Wer US-Standardaktien im Portfolio will, aber nicht zwingend den S&P 500, hat weitere Optionen, darunter den JPM BetaBuilders US Equity ETF und den Lyxor Core US Equity ETF. Beide locken mit einer Kostenquote von 0,04 Prozent. Sie bilden Indizes von Solactive und Morningstar mit ähnlicher Allokation ab.
Europa zum Sonderpreis
Sehr kostengünstig läßt sich mit ETFs auch in europäische Standardaktien investieren. Ein wenig bekannter aber umso preiswerterer ETF für Aktien der Eurozone ist der Amundi Prime Eurozone ETF. Der Fonds wurde bereits im Januar 2019 aufgelegt, doch sein Volumen mit rund 90 Millionen Euro noch überschaubar. Seine niedrige Gesamtkostenquote von 0,05 Prozent ist jedoch ein gutes Argument. Es gibt ihn in einer ausschüttenden und in einer thesaurierend Variante. Der ETF investiert in mehr als 200 große und mittelgroße Aktien aus der Eurozone und repliziert den Solactive GBS Developed Markets Eurozone Large & Mid Cap Index. Dessen Zusammensetzung ist sehr ähnlich wie beim MSCI EMU Index, für den mehrere Fondsgesellschaften ETFs zu deutlich höheren Kosten anbieten. Für alle, die nicht zwingend den MSCI-EMU-Index brauchen, ist der Amundi Prime Eurozone daher eine preiswerte Alternative, zumal auch die Wertentwicklung in den vergangenen Jahren weitgehend identisch war.
Deutlich konzentrierter als der Prime-Eurozon-ETF sind ETFs für den Euro Stoxx 50. Alle großen ETF-Anbieter haben preiswerte und sehr liquide ETFs auf diesen europäischen Leitindex im Programm. Er enthält die 50 größten Unternehmen der Eurozone. Die preiswertesten ETFs für diesen Index bieten Invesco und HSBC mit jeweils nur 0,05 Prozent Kostenquote. Der Invesco ETF repliziert den Index synthetisch durch den Einsatz von Wertpapier-Swaps. Der HSBC Euro Stoxx 50 ETF repliziert den Index vollständig physisch.
Wer nicht nur in Aktien der Eurozone, sondern auch in Titel aus Großbritannien oder der Schweiz investieren will, greift zu einem ETF auf den Stoxx-Europe-600- oder den MSCI-Europe-Index. Die preiswertesten ETFs auf den MSCI Europe bieten die Schweizer UBS und die britische HSBC mit einer Kostenquote von jeweils 0,10 Prozent. ETFs für den Stoxx Europe 600 gibt es für 0,07 Prozent von Xtrackers und Amundi. Noch günstiger ist der Amundi Prime Europe ETF mit 0,05 Prozent laufenden Kosten. Auch dieser ETF bildet einen Solactive-Index ab. Und auch bei diesem Preisknüller weichen Allokation und Wertentwicklung nur unwesentlich vom MSCI Europe Index ab.
Weltbörsen im Portfolio
Bei den weltweit anlegenden Aktien-ETFs präsentiert sich Amundi dann erneut als erste Anlaufstelle für Schnäppchenjäger. Und auch hier arbeitet die französische Fondsgesellschaft wieder mit ihrem bewährten Trick: Der Amundi Prime Global ETF repliziert ebenfalls einen Index des Frankfurter Anbieters Solactive, der sich sehr eng an den MSCI World Index anlehnt. Dementsprechend entspricht auch die Wertentwicklung des Amundi Prime Global ETFs ziemlich exakt derjenigen des MSCI World Index (in Euro).
Die Kostenquote dieses ETFs beträgt 0,5 Prozent. ETFs, die den Original-MSCI-World-Index abbilden, sind mindestens doppelt so teuer. Das gilt übrigens auch für ETFs, die den MSCI All Country World Index abbilden. Der Amundi Prime All Country World ETF bildet deshalb erneut einen ähnlich gestalteten Solactive Index nach. Mit einer Gesamtkostenquote von 0,07 Prozent pro Jahr gehört denn auch dieser ETF zu den kostengünstigsten Weltaktien-ETFs.
Renten-ETFs halten mit
Auf der Anleiheseite werden kostenbewußte ETF-Anleger ebenfalls fündig. Die günstigsten Renten-ETFs haben heute ebenfalls nur noch laufende Kosten von 0,05 Prozent. Auch sie kommen von Amundi. Der Amundi Prime Euro Govies enthält Euro-Staatsanleihen aller Laufzeiten. Der Amundi Prime Global Government Bond investiert dagegen in Staatsanleihen aus verschiedenen Industrieländern.Nur einen Schnaps teurer, mit laufenden Kosten von 0,07 Prozent, sind die Euro-Staatsanleihen ETFs von iShares, Vanguard und Xtrackers. Auch einen aktiv gesteuerter Renten-ETF gibt es für kleines Geld. Der Lyxor Smart Overnight Return ETF bietet sich mit Kosten von 0,05 Prozent als kostengünstige Alternative zu Tagesgeld-Konten an. Der ETF bringt die Rendite der Euro Short-Term Rate. Diese spiegelt die Kosten für Tagesgeld von Banken im Euroraum wieder und wird von der Europäischen Zentralbank berechnet und veröffentlicht. Der ETF repliziert die Benchmark synthetisch mithilfe von Swaps. Er brachte in den vergangenen zwölf Monaten 3,9 Prozent Rendite.
Billiger geht kaum noch
Etwa 15 Prozent an der Börse Frankfurt gelisteten ETFs hat heute laufende Kosten von weniger als 0,10 Prozent. Doch immer mehr liegen sogar noch tiefer. Standard bei ETFs für die wichtigsten Märkte sind heute Kosten von 3 bis 5 Basispunkten.
Von Johannes Hofmann, Juli 2024, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
Uhrzeit | Titel |
---|