
Aus guten Gründen ist Gold weltweit gefragt wie selten zuvor. Welche Kräfte den Preis immer höher schieben und warum sich Gold-ETCs gut im Portfolio machen, weiß das ETF-Magazin.
22. Oktober 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). Gold ist mal wieder das Investment des Jahres. Schon seit 2022 lässt das Edelmetall die meisten anderen Anlageklassen hinter sich zurück. Im September 2022 war die Feinunze Gold noch für rund 1.US-670 Dollar zu haben. Seitdem stieg der Preis auf mehr als 4.300 Dollar. Das entspricht rund 140 Prozent Gewinn in zwei Jahren. Kein Wunder, dass inzwischen auch der letzte Geldanleger auf das gelbe Metall aufmerksam geworden ist. Was hat den Aufschwung ausgelöst und – noch spannender – wie geht es nun weiter?
Der Überfall Russlands auf die Ukraine im Frühjahr 2022 wirkte wie ein Katalysator für den Goldboom. Seitdem wächst offensichtlich bei vielen Investoren und Zentralbanken das Bedürfnis nach mehr Sicherheit im Portfolio. Nach wie vor gilt Gold als Kriseninvestment, als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten. „Längerfristig war, ist und bleibt Gold die Lebensversicherung gegen alle Finanz-Krankheiten“, bringt es Robert Halver von der Baader Bank auf den Punkt. Verstärkend kam hinzu, dass die westlichen Staaten begannen, die im Ausland verwahrten russischen Währungsreserven einzufrieren.
Die wichtigsten Käufer
In diesem Zuge musste die Welt erkennen, dass es Reserven in US-Dollar doch nicht so sicher sind, wie bislang gedacht. Viele Länder begannen, ihre Zentralbankreserven von Dollar in Gold umzuschichten. Seit dem Jahr 2022 erwarben die Zentralbanken weltweit mehr als 1.000 Tonnen Gold, um es in den nationalen Tresoren einzulagern, wie Benjamin Louvet vom französischen Fondshaus Ofi berichtet. Laut einer aktuellen Berechnung der Deutschen Börse horten die Zentralbanken weltweit inzwischen erstmals seit knapp 30 Jahren wieder Goldreserven in höherem Wert als US-Staatsnleihen – die bis dato klassische Fremdwährungsreserve. Demnach bestehen zurzeit 27 Prozent der gesamten Zentralbankreserven aus Goldbarren. Der Anteil der US-Staatsanleihen ist dagegen auf unter 25 Prozent gesunken, was bedeutet, dass Notenbanken in der augenblicklichen geopolitischen Weltmarktlage Gold für sicherer halten.
Ofi-Manager Louvet führt zwei vorrangige Gründe an, weshalb die Zentralbanken ihre Kaufprogramme aufgestockt haben. Einerseits sei dies das fehlende Kontrahentenrisiko bei Gold, was sich auch in einer Erhebung des World Gold Councils gezeigt habe. Es gibt schlicht keinen Schuldner, der pleitegehen oder die Rückzahlung verweigern könnte – Gold stellt somit einen Wert an sich dar. Andererseits spiele auch das Zinsniveau eine wesentliche Rolle. „Historisch gibt es eine perfekte Korrelation zwischen den Realzinsen und dem Goldpreis“, betont Louvet. In der Erwartung, dass der Realzins über einen längeren Zeitraum niedrig bleiben werde, greifen die Zentralbanken auf Gold zurück – und geben damit seiner Einschätzung nach implizit eine niedrige Realzinsprognose ab, weil sie selbst die Zinsen beeinflussen können. In der Geschichte hat sich immer wieder gezeigt, dass niedrige Zinsen ein guter Nährboden für den Goldpreis sind.
Für nicht wenige Experten ist auch der US-Präsident ein Treiber der jüngsten Gold-Rally. Donald Trumps Versuche, die Unabhängigkeit der Federal Reserve zu untergraben, die Schwäche des US-Dollars im Zusammenhang mit seiner Zollpolitik, die Spannungen zwischen den USA und China – das alles verunsichere Investoren und steigert das Interesse am Gold.
Wie aber geht es nun weiter? Auch hier sind sich die Experten einig wie selten: Aufwärts! Cornel Bruhin von MainFirst hat berechnet, dass eine Gold-Hausse im Schnitt acht Jahre anhält. Daran gemessen befindet sich die aktuelle Rally noch in einer Frühphase. Die Prognosen für den Goldpreis reichen von 5.000 (Samantha Dart von Goldman Sachs) bis 7.000 US-Dollar (John Hathaway vom Rohstoffanlagespezialisten Sprott).
Viele Vermögensverwalter betrachten Gold inzwischen als sinnvolle Portfolioabrundung. „Wir setzen auf Gold zur Diversifizierung, denn der Preis des Edelmetalls entwickelt sich tendenziell entgegengesetzt zu dem von Aktien und Anleihen“, erklärt Natasha Sarkaria, Investmentstrategin bei iShares/Blackrock. Ihr Rat: „In Gold investiert bleiben.“
Das schnelle Gold
Besonders leicht gelingen Gold-Investments mit ETFs und -ETCs. Mit diesem „Brief-Gold“ ist der Einstieg schon bei kleinen Anlagesummen möglich, verbunden mit schnellem und preisgünstigem Kauf und Verkauf über eine Wertpapierbörse. Aufgrund gesetzlicher Einschränkungen gibt es in Deutschland keine Gold-ETFs, doch Gold-ETCs erfüllen hierzulande die gleiche Funktion.
Bei diesen ETCs handelt es sich um börsengehandelte Zertifikate, genauer gesagt Inhaberschuldverschreibungen des jeweiligen Emittenten. Um Investoren vor möglichen Ausfällen aufgrund einer Insolvenz des Emittenten zu schützen, werden Gold-ETCs in der Regel abgesichert mit der entsprechenden Menge an Goldbarren auf einem Treuhandkonto. Auch unter steuerlichen Aspekten sind Gold-ETCs interessant: Sofern die ETCs die Auslieferung des verbrieften Golds erlauben, bleiben Kursgewinne nach einer Mindesthaltedauer von einem Jahr steuerfrei.
Ein besonderer Vorteil von ETCs ist auch, dass die Emittenten mehrheitlich Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen. Sie möchten vermeiden, dass bei der Goldförderung giftige Chemikalien oder Quecksilber eingesetzt werden, dass Menschenrechte eingehalten und Kinderarbeit vermieden werden – und dass letztlich die Minenarbeiter fair entlohnt werden.
Sowohl die OECD als auch der Industrieverband „London Bullion Market“ haben Regularien für eine nachhaltige Goldförderung und den Handel aufgestellt. Die Gold- und Silberscheideanstalt Argor Heraeus geht noch einen Schritt weiter und hat eigene Standards für ethisches Gold definiert, wie Co-Chef Robin Kolvenbach betont. Um dies sicherzustellen, würden nicht nur Minen und Händler kontrolliert, sondern das derart geförderte Gold sogar mit fälschungssicheren Markern versehen.
Gold-ETCs und -ETFs erfreuen sich wachsender Beliebtheit. „Seit Jahresbeginn sind 47 Milliarden US-Dollar in Gold-ETFs geflossen, was 2025 zum zweitstärksten Jahr nach 2020 macht“, berichtet Simon Hofmann, Teamleiter im Asset Management der Fürst Fugger Privatbank. Mit insgesamt 407 Milliarden Dollar sei heute weltweit so viel Geld in globalen Gold-ETFs angelegt wie noch nie.
Attraktive Papiere.
Der an der deutschen Börse mit Abstand am stärksten gehandelte und liquideste Gold-ETC ist Xetra-Gold. Faktisch handelt es sich um eine unverzinsliche Inhaberschuldverschreibung ohne Laufzeitbegrenzung, die das Recht verbrieft, sich den Gegenwert in Gold ausliefern zu lassen. Jeder einzelne Xetra-Gold-Anteil steht für ein Gramm Gold. Nahezu das gesamte Xetra-Gold-Vermögen ist mit physischem Gold im Zentraltresor für deutsche Wertpapiere in Frankfurt hinterlegt. Eine Auslieferung an die Anteilseigner ist jederzeit möglich.
Die Xetra-Gold-Emittentin Deutsche Börse Commodities GmbH legt explizit Wert auf ihre soziale und ökologische Verantwortung als Unternehmen und sieht sich den Grundsätzen der Nachhaltigkeit verpflichtet. So entsprechen die von Xetra Gold im Tresor der Clearstream Banking AG eingelagerten Goldbarren den 1987 durch die LBMA aufgestellten „Good Delivery“-Handelsstandards für physisches Gold .
Zusätzlich wird die 2005 ins Leben gerufene Zertifizierung für Goldbarrenproduzenten durch das Responsible Jewellery Council erfüllt, die entlang der gesamten Leistungskette einheitliche Standards hinsichtlich einer ethischen, sozial- und umweltverträglichen sowie menschenrechtskonformen Unternehmenspolitik setzt. Die Xetra-Goldbarren werden vom entsprechend zertifizierten Materialtechnologie-Konzern Umicore geliefert.
Auch der iShares Physical Gold ETC ist eine gesicherte Schuldverschreibung, die von der iShares Physical Metals Aktiengesellschaft ausgegeben wird und an den Wert von physischem Gold gekoppelt ist. Der größte Gold-ETC ist hat keine feste Laufzeit, ermöglicht Anlegern aber auch keine Auslieferung des Golds. Er hält nur Gold, das den Good-Delivery-Regeln der LBMA entspricht. Dies soll zugleich sicherstellen, dass sämtliche Goldbarren, die dem ETC zugrunde liegen, verantwortlich beschafft werden.
Der Invesco Physical Gold EUR Hedged ETC bildet ebenfalls die Wertentwicklung des Spot-Goldpreises ab. Er ist zudem mit einem Währungssicherungsmechanismus ausgestattet, der für Euro-Anleger das Wechselkursrisiko gegenüber dem US-Dollar ausschaltet. Dieser ETC ist durch Goldbarren besichert, die im Tresor der J.P. Morgan Chase Bank in London verwahrt werden. Invesco legt Wert darauf, dass die Goldbarren des ETCs nach 2012 geprägt wurden, um sicherzustellen, dass sie den strengen LBMA-Regeln zur Herkunft und damit höchsten ethischen Standards entsprechen. Die Richtlinie soll nach Angaben des Anbieters verhindern, dass Gold zu systematischen oder weitreichenden Menschenrechtsverletzungen, zu Konfliktfinanzierungen, zur Geldwäsche oder zur Finanzierung von Terrorismus beiträgt.
Der Royal Mint ETC ist das erste Finanzprodukt, das von The Royal Mint, der königlichen britischen Münze, gesponsert wird. Einzigartig ist, dass Privatanleger auch physische Barren und Münzen einlösen können, die im Tresor der Royal Mint in Llantrisant, Wales, gelagert werden. Das für den ETC hinterlegte Gold ist vollständig durch Barren der LBMA gedeckt. Etwa die Hälfte des Goldes ist recyceltes Gold, das mit geringerem CO₂-Ausstoß verbunden ist als gefördertes Gold.

Von Uli Küln, Oktober 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.

| Uhrzeit | Titel |
|---|