Seit mehr als 25 Jahren treibt Stephan Kraus den ETF-Handel der Deutschen Börse voran. Im Interview erinnert er an die wichtigsten Meilensteine und blickt in die Zukunft
24. Juni 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin).
ETF Magazin: Wer hatte vor 25 Jahren die Idee, ETFs an die Deutsche Börse zu bringen?
Kraus: Mit dem Start am 11. April 2000 war die Deutsche Börse in Europa der ETF-Vorreiter. Wir haben damals die Entwicklung in den USA verfolgt, wo ETFs schon am Markt waren. Wir waren überzeugt davon, dass börsengehandelte Indexfonds auch bei europäischen Investoren auf Interesse stoßen würden. Mit meinem damaligen Kollegen Jan
Altmann habe ich deshalb also begonnen, ein ETF-Handelsangebot auf Xetra zu organisieren.
War es schwierig, den ETF-Handel in Gang zu bringen?
Technisch war das kein Problem, denn Xetra bot die entsprechende Funktionalität. Eine größere Herausforderung war es, nach dem Marktstart weitere ETF-Emittenten zu gewinnen. Viele traditionelle Fondsanbieter haben nicht direkt die Vorteile und das Potenzial börsengehandelter Indexfonds gesehen. Herausfordernd war auch, den Investoren das Konzept eines fortlaufend über die Börse handelbaren Indexfonds nahezubringen. Aus heutiger Sicht ist diese anfängliche Skepsis kaum noch nachzuvollziehen. Heute sind ETFs ein Musterbeispiel für einen dynamisch wachsenden Markt.
Welches Marktwachstum erwarten Sie?
Wir gehen davon aus, dass das ETF-Vermögen mit ähnlich hohen Wachstumsraten zunimmt wie in der Vergangenheit. Auch die Anzahl der ETFs dürfte weiter steigen. Obwohl bereits heute mehr als 2 300 ETFs auf Xetra gehandelt werden, wird die Auswahl immer größer. Im vergangenen Jahr wurden 280 neue ETFs auf Xetra gelistet, und wir konnten uns über vier neue ETF-Anbieter freuen. Inzwischen starten auch immer mehr aktive Fondsgesellschaften mit eigenen ETFs.
Was waren die größten Meilensteine in der europäischen ETF-Geschichte?
Es gab viele Produktinnovationen: Themen-ETFs wurden sehr populär. Nachhaltigkeitsansätze waren ein großer Wachstumstreiber. Im Rentenbereich wurden Laufzeit-ETFs eingeführt. Eine wichtige Entwicklung ist auch die stark verbesserte Liquidität. Die Handelskosten, gemessen mit dem Xetra-Liquiditätsmaß XLM, betragen heute bei den 20 liquidesten ETFs nur noch 3,3 Basispunkte. Vor 20 Jahren lag das XLM fünfmal höher. Sehr erfreulich ist auch, dass inzwischen deutlich mehr private Anleger in ETFs investieren. Bis vor wenigen Jahren waren ETFs noch eine Domäne der Profis.
Welche Trends werden in Zukunft den ETF-Handel bestimmen?
Ich denke, aktive ETFs sind ein großes Zukunftsthema. Seit Anfang 2024 wurden an Xetra mehr als 100 neu gelistet. Auch im Bereich der ETF-Sparpläne erwarte ich weiteres Wachstum. Heute gibt es bereits um die fünf Millionen Sparpläne in Deutschland. Doch das ist erst der Anfang. Sparpläne sind ein klares Erfolgsmodell für die Geldanlage. Das erkennen immer mehr Anlegerinnen und Anleger.
Stephan Kraus zählt zu den Vätern des europäischen ETF-Markts. Er leitet das ETF- und ETP Segment der Deutschen Börse
Juni 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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