Krypto-ETPs eröffnen neue Wege zur Risiko-Streuung und Strukturierung von Vermögen. Einige ETPs integrieren sogar lukrative Strategien wie Staking. Was jetzt besonders spannend ist, weiß das ETF Magazin.
15. Juli 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren feierte der erste vollständig mit Kryptowährung hinterlegte Bitcoin-ETP seine Premiere: der Bitwise Physical Bitcoin ETP. Es war ein Wendepunkt für Anleger. Der ETP eröffnete erstmals Zugang zur wichtigsten Krypto-Währung über regulierte Handelsplätze wie Xetra, in einem Format, das Anleger bereits aus dem ETF-Geschäft kannten. Zuvor war Bitcoin ein riskantes, weitgehend unreguliertes Spekulationsobjekt – faszinierend, aber mit beträchtlichen Barrieren.
Wallets, Schlüssel, Exchanges: Die Einstiegshürden waren hoch. Wer mit Kryptowährungen handeln wollte, der musste das auf unregulierten Plattformen tun, von denen einige der damals bedeutendsten schon wieder verschwunden sind. Für institutionelle Anleger oder für Banken war der Zugang in die Kryptowelt mangels regulierungskonformer Angebote völlig versperrt.
Der neue ETP mit dem Kürzel BTCE durchbrach diese Barrieren. Heute ist klar: Kryptowährungen sind längst kein Zockerprodukt mehr. Sie haben sich als strategische Portfolio-Komponente etabliert – nicht zuletzt dank innovationsfreudiger Produktanbieter. In den vergangenen fünf Jahren hat sich das ETP-Angebot dramatisch weiterentwickelt, nicht nur in der Breite, sondern auch in seiner technologischen Tiefe. Mehr als 200 Krypto-ETPs von über 20 Anbietern sind heute europaweit handelbar, die meisten davon über Xetra. Diese ETPs eröffnen längst nicht mehr nur Zugang zum Bitcoin, sondern auch zu Ethereum, Solana, XRP und vielen weitere Coins.
Das verwaltete Vermögen in Krypto-ETPs in Europa beträgt inzwischen über zehn Milliarden Euro. Immer mehr Anbieter haben sich in diesem Bereich etabliert und neben Spezialisten wie 21Shares, Bitwise oder CoinShares haben inzwischen auch klassische Fonds- und ETF-Häuser wie Invesco, iShares oder Fidelity das Kryptosegment für sich entdeckt. Das zeigt die zunehmende Reife des Marktes.
Vorbild der ersten Krypto-ETPs waren börsengehandelte Zertifikate im Rohstoff-Bereich (ETC). Xetra-Gold, ein ETC, der seit 2007 die Wertentwicklung des Edelmetalls abbildet, lieferte die Blaupause in puncto Sicherheit, Transparenz und Liquidität. Schon beim Start setzte der BTCE Maßstäbe im Anlegerschutz, die zum Branchenstandard wurden: Die Verwahrung der hinterlegten Bitcoins erfolgt vollständig in Cold Storage durch einen unabhängigen und regulierten Custodian, wodurch das Risiko potenzieller Hacks oder interner Manipulationen drastisch reduziert wird. Ein unabhängiger Administrator überwacht jede Transaktion und muss ihr aktiv zustimmen – ein zusätzlicher Kontrollmechanismus.
Zudem können Anlegerinnen und Anleger jederzeit eine physische Auszahlung in Bitcoin beantragen – damals ein Novum, das den Besitzanspruch transparent und durchsetzbar machte. Dieses Merkmal führt auch dazu, dass die steuerliche Behandlung des Krypto-ETPs der von direkt gehaltenem Bitcoin entspricht: Gewinne aus dem Verkauf sind nach Ablauf einer einjährigen Haltefrist sind in Deutschland steuerfrei – ein nicht zu unterschätzender Wachstumstreiber des ETP-Segments.
Auch die Verleihung der Kryptowährungen war ausgeschlossen, was zusätzliche Sicherheit in Bezug auf Gegenparteirisiken schuf. Alle beteiligten Parteien – Emittent, Custodian, Administrator und Handelsplattform – unterlagen der Aufsicht traditioneller Finanzmarktregulierer, was institutionellen Anlegern den Einstieg überhaupt erst ermöglichte.
Bitcoin und Co. formieren heute eine eigene Assetklasse. Seit der Zulassung der ersten Bitcoin-Spot-ETFs 2024 durch die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC ist der Bitcoin vollends im etablierten Finanzmarkt angekommen. Dort gibt die Wall Street ja eigentlich den Takt vor, im Fall von Krypto sind die Europäer in Sachen Regulierung aber deutlich voraus. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Öffnung des US-Marktes eine bislang nicht erlebte Welle von Anlegergeldern in den Kryptosektor spülte.
Spannende Innovationen
Für das weiter steigende Interesse an Krypto-Investments gibt es eine ganze Reihe von Gründen: Zum Beispiel die zunehmende Adoption der Blockchain- und DeFi-Technologie, die den Kryptowährungen zugrunde liegt. Oder die positive Performance von Bitcoin – der Preis hat sich seit der Auflage von BTCE vor fünf Jahren verzehnfacht! Und nicht zuletzt belegen Studien, dass ein Portfolio-Anteil von drei bis fünf Prozent Bitcoin in einem typischen Aktien-Anleihen-Portfolio die Rendite im Rückblick über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren signifikant verbessert hätte, während die Volatilität bei sorgfältigem Rebalancing des Portfolios nur marginal angestiegen wäre.
Neben klassischen Single-Asset-Produkten entstehen zunehmend innovative Investmentlösungen, die neue Möglichkeiten eröffnen und die Renditen aus Kryptowerten zu maximieren. Ein bedeutender Innovationsschub war etwa die Einführung von Staking-ETPs. Staking beschreibt das aktive Teilnehmen am Konsensmechanismus Proof-of-Stake. Dabei stellen Investoren ihre Coins für Netzwerkoperationen zur Verfügung und erhalten dafür Belohnungen – ähnlich Dividenden bei Aktien. Präziser ausgedrückt: Indem Anleger ihre Token einsetzen, tragen sie zur Sicherheit der Blockchain bei und erhalten im Gegenzug zusätzliche Token als Belohnung. Ethereum ist im Staking-Geschäft der prominenteste Vertreter. Die Währungen Aptos, Solana oder NEAR sind weitere.
Staking-ETPs ermöglichen es nun, solche Zusatz-Erträge zu erzielen, ohne technische Kenntnisse oder eigene Wallets. Angebote mit integrierter Staking-Funktion abhängig vom Coin erzielen effektive „Yield-Raten“ zwischen drei und sieben Prozent im Jahr. Die Staking-Erträge werden täglich akkumuliert und in den ETP reinvestiert. So tragen sie zur Performance des Investments bei. Aufgrund seiner einzigartigen Faktoren bietet Staking damit eine Einkommensquelle, die nicht mit den traditionellen Renditen von Kryptowerten korreliert ist und somit die Gesamtstabilität der Rendite für Anleger verbessern kann. Anders als bei der Leihe bzw. Wertpapierleihe besteht beim Staking kein Gegenparteirisiko, da die eingesetzten Kryptowerte im Blockchain-Ökosystem verbleiben.
Allerdings können die entsprechenden Kryptowährungen für einen bestimmte Zeitraum gebunden sein. In der Regel gibt es beim Staking eine Wartezeit, bevor die Kryptowerte zurückgegeben werden. Je nach Blockchain-Protokoll kann dieser Zeitraum zwischen wenigen Minuten und sechs Monaten variieren, meist liegt die Frist jedoch unter einem Monat. Anleger, die über Staking-ETPs von diesem Mechanismus profitieren möchten, können diese allerdings jederzeit über die Börse verkaufen.
Bitcoin und Gold
Ein weiteres spannendes Produktsegment: Kombinationsprodukte aus Bitcoin und Gold. Diese ETPs verbinden das digitale und das physische „Wertspeicher-Narrativ“ in einem Portfolio. Anleger, die an das Potenzial von Bitcoin glauben, aber das Absicherungsprofil physischer Edelmetalle schätzen, können mit solchen Produkten beide Assets miteinander kombinieren. Sie schlagen eine Brücke zwischen der Welt der traditionellen Finanzmärkte und den neuen, digitalen Anlageklassen – ohne dass sich Anleger mit technischen oder logistischen Hürden herumschlagen müssen. Für jeden ETP-Anteil wird eine definierte Menge des Basiswerts (z. B. 0,001 Bitcoin oder 1/100 Unze Gold) real gekauft und sicher verwahrt. Andere Bitcoin & Gold ETPs verteilen das verwaltete Vermögen dynamisch zwischen den beiden Assets auf Basis spezialisierter Indices: bei risikobereinigt besserer Performance wird der Bitcoin-Anteil erhöht, bei einem Kursrückgang des Bitcoins wird in Richtung Gold umgeschichtet
Diversifikation mit einem Klick
Auch Multi-Krypto-ETPs, oder auch Krypto-Baskets genannt, die mehrere Kryptowährungen in einem Produkt bündeln, gewinnen an Bedeutung. Sie eigenen sich für Anleger, die vom gesamten Krypto-Ökosystem profitieren wollen, ohne Einzelwerte selektieren zu müssen. Sie funktionieren ähnlich wie ein ETF auf einen Aktienindex. Vorteile sind breite Diversifikation, automatisches Rebalancing und hohe Transparenz. Wenn zum Beispiel der Ethereum-Preis fällt, Solana aber steigt, kann das die Verluste im Gesamtportfolio abfedern. Basket-ETPs werden regelmäßig angepasst, Performance-starke Coins werden automatisch aufgestockt, schwächere reduziert oder entfernt, ohne dass Anleger ständig den Markt beobachten müssen.
All das zeigt: Die Einführung des BTCE war ein Türöffner der erhalten Bitcoin aus der Nerd-Nische an den Mainstream-Markt brachte. Heute ist die Produktlandschaft vielfältiger, ausgereifter und professioneller. Mit der Weiterentwicklung zu Staking-ETPs, Multi-Asset-Körben und hybriden Anlagen ist klar: Krypto-ETPs sind gekommen, um zu bleiben – und sie spielen eine zentrale Rolle dabei, digitale Assets mit den Strukturen klassischer Finanzmärkte zu verbinden. Langfristig spricht viel für weiteres Wachstum: die zunehmende institutionelle Akzeptanz, das begrenzte Bitcoin-Angebot und die Entwicklung von Anwendungsfällen über das „Wertspeicher“-Narrativ hinaus. Kurzfristig aber bleiben Krypto-Märkte volatil – daher ist eine langfristige Beimischung von Krypto-ETPs zu einem ETF-Portfolio sicherlich eine gute Idee.
Von Jan Altmann 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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