Plötzlich wird der abwertende Dollar zur Belastung von US-Investments. Doch einige ETFs neutralisieren Schwankungen der Wechselkurse. Wann sich ihr Einsatz lohnt, verrät das ETF Magazin.
22. Juli 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). Die Chancen stehen gut, dass die europäische Gemeinschaftswährung zur globalen Leitwährung wird, erklärte EZB-Chefin Christine Lagarde Ende Mai in Berlin in einer bemerkenswerten Rede. „In der Geschichte des internationalen Währungssystems gibt es Momente, in denen die einst unerschütterlich scheinenden Fundamente zu wanken beginnen“, dozierte die Währungshüterin und befand: „Das sich wandelnde Umfeld könnte die Tür für den Euro öffnen, eine größere internationale Rolle zu spielen.“
Ist morgen also der Euro und nicht mehr der US-Dollar die wichtigste Währung der Welt? Für europäische Unternehmen und Geldanleger wäre das nicht unbedingt wünschenswert. Eine „größere internationale Rolle“ des Euros dürfte schließlich mit einer Aufwertung der Gemeinschaftsdevise einhergehen. Das belastet auch die Rendite ausländischer Wertpapiere.
In den vergangenen Monaten haben das schon viele erfahren. „Seit Jahresbeginn hat der US-Dollar gegenüber dem Euro um knapp 10 Prozent nachgegeben. Das verändert massiv den Performancevergleich“, stöhnt Christoph Mertens von der Fürst Fugger Privatbank. Der US-Dollar könnte sogar noch schwächer werden, befürchtet Stephan Kemper, Chief Investment Strategist bei BNP Paribas Wealth Management. "Dies sollten Investoren berücksichtigen, wenn sie über Anlagen im US-Dollar-Raum nachdenken", warnt er.
Ein Schutz vor der drohenden Gefahr können ETFs sein, bei denen das Währungsrisiko weitgehend neutralisiert wird. Rund 300 währungsgesicherte ETFs werden aktuell an Xetra gehandelt. Es gibt sie sowohl für Aktien- als auch für Renten-ETFs. Die meisten zielen auf eine Absicherung des Risikos gegenüber dem US-Dollar oder dem japanischen Yen, doch auch andere Währungen werden abgesichert. Bei einigen ETFs werden sogar gleichzeitig mehrere Währungen abgesichert, etwa bei ETFs, die den MSCI-World-Aktienindex abbilden oder den Bloomberg Global Aggregate Anleihenindex. Dieser superbreite Renten-Index umfasst etwa 30.000 Staats- und Unternehmensanleihen aus aller Welt – in 30 Währungen.
Mehrere Anbieter haben währungsgesicherten ETF auf diese beiden Welt-Indizes im Angebot. Erkennbar sind sie in der Regel durch einen Zusatz im ETF-Namen wie „EUR hedged“. In der Online-ETF-Suche der Frankfurter Börse lassen sich solche ETFs mit Währungssicherung gezielt selektieren.
Vor allem bei Renteninvestments erscheint eine Währungssicherung verlockend. Nach Berechnungen des Internationalen Währungsfonds werden bei Anleihen in Fremdwährungen neun Zehntel des Gesamtrisikos durch Währungsschwankungen erklärt. Bei Aktien trage die Währungskomponente 40 Prozent zum Risiko bei.
Praktischer Schutz
Wie nachteilig sich eine Abwertung im Kurs eines ETFs niederschlagen kann, zeigte sich exemplarisch am Renten-ETF Invesco US Treasury Bond 3-7 Year, der in US-Staatsanleihen mit drei bis sieben Jahren Restlaufzeit investiert. Seit Juli 2024 gab der Kurs der ungesichertenn Klasse dieses ETF um gut 4 Prozent nach. Der ETF mit Währungsabsicherung legte dagegen etwas zu. Auch künftig könnte sich eine Absicherung auszahlen, denn auf absehbare Zeit wird die US-Devise unter Druck bleiben.
Das erwarten zumindest mehr als 40 Devisenstrategen, die Anfang Juni von der Nachrichtenagentur Reuters befragt wurden. Hintergrund ihrer Einschätzung sind das US-Haushaltsdefizit und die steigende Staatsverschuldung. „Die unklare US-Handelspolitik, die Unsicherheit über zukünftige Zölle und eine wachsende fiskalische Schieflage führen dazu, dass Investoren systematisch Kapital aus den USA abziehen – und verstärkt Europa-Exposure aufbauen“, erklärt Mertens. Dadurch dürfte die Nachfrage nach Dollar-Anlagen in den kommenden Monaten sinken.
„Es ist offensichtlich, dass aktuell eine Art 'Sell-America'-Handel läuft“, sagt auch Jane Foley, Devisenstrategin der Rabobank. Wie stark die Dollarnachfrage sinke, hänge davon ab, wie sehr das US-Wachstum durch die Politik der Trump-Regierung belastet werde. Bernd Meyer, Chefstratege der Privatbank Berenberg, erkennt deshalb jetzt keine bloß taktische Schwächephase der amerikanischen Währung, sondern eine Trendwende: „Die jüngste Abschwächung des US-Dollars ist wahrscheinlich Ausdruck einer strategischen Verlagerung der globalen Kapitalströme – weg von den USA und hin zu anderen Regionen.“
Wird vor diesem Hintergrund die Absicherung des Wechselkurs-Risikos Pflicht? Nicht unbedingt. „Wer zu einem ETF mit Währungsabsicherung greift, sollte immer eine Antwort auf zwei Fragen suchen: Erstens: Was genau sichert der Hedge ab und zweitens: welcher Preis fällt dafür an?“, rät ETF-Consultant Stefan Toetzke von gammaVega. Entscheidend für die Bewertung von Währungsrisiken sei zunächst natürlich die eigene Heimatwährung. Werden die Wertpapiere im ETF in einer anderen Währung gehandelt, kann der Wechselkurs negativ auf die Rendite wirken – ebenso gut aber auch den Gesamtertrag hoch treiben.
Unabhängig davon gilt: Die Fondswährung ist für die Wertentwicklung ohne Bedeutung. Diese gibt nur an, in welcher Währung ein ETF-Emittent die Wertentwicklung des ETF-Portfolios berichtet und nicht, in welcher Währung die im Portfolio enthaltenen Wertpapiere gehandelt werden. Auch die Handelswährung des ETF spielt aus Sicht der Anleger keine Rolle für das Währungsrisiko. An Xetra werden die meisten ETFs in Euro gehandelt, dennoch bergen viele ein Fremdwährungsrisiko, weil die Wertpapiere im ETF-Portfolio an ausländischen Börsen mit fremder Währung notieren.
Der Wermutstropfen
Aufgrund der Hedging-Funktionalität haben währungsgesicherten ETFs höhere laufenden Kosten als ungesicherten ETFs auf Standardindizes. Gesicherte Aktien-ETFs kosten typischerweise 0,15 bis 0,25 Prozent pro Jahr. Nur bei den währungsgesicherten ETFs für US-Standard-Aktien liegt die Gesamtkostenquote (TER) oft unter 0,1 Prozent.
Die ETF-Anbieter minimieren das Wechselkurs-Risiko in der Regel über Devisentermingeschäfte, wobei die verwendeten Kontrakte monatlich erneuert werden. Häufig wird jeweils zum Monatsende das dann erreichte Fondsvolumens über Forward-Kontrakte mit einmonatiger Laufzeit abgesichert. Steigt nun der Wert des ETF-Vermögens im Laufe des Monats, ist der Zuwachs bis zum Monatsende erst einmal ungesichert. Dennoch werden durch diese Methode Währungsschwankungen für den ETF-Anleger wesentlich reduziert. Manche Anbieter, etwa die französische Amundi, haben sich daher für eine Absicherung auf täglicher Basis entschieden. Dadurch können die entsprechenden ETFs ihrem Basisindex in Heimatwährung noch enger folgen.
Die Währungsabsicherung in einem ETF gelingt jedoch nicht nur aufgrund der rollierenden Absicherung zum Monatsende nicht vollständig. Weitere Abweichungen und implizite Kosten ergeben sich aus der Tatsache, dass bei der Absicherung nicht der Spot-Wechselkurs abgesichert wird, sondern der Terminkurs. Der Devisenterminkurs unterscheidet sich jedoch vom aktuellen Spot-Kurs um die Zinsdifferenz zwischen den beiden Währungen. Hat die Fremdwährung einen höheren Zinssatz als die eigene Währung, geht diese Zinsdifferenz zulasten der Anleger.
Das wirkt sich für Euro-Anleger derzeit besonders störend bei ETFs mit Wertpapieren aus dem US-Dollar-Raum aus, da die US-Zinsen noch immer deutlich höher sind als die in der Eurozone. Diese impliziten Hedging-Kosten fließen nicht direkt in die TER ein, sondern verringern die Netto-Performance. Besonders bei Renten-ETFs ist das unangenehm: Durch den Hedging-Abschlag geht aktuell bei währungsgesichertenn US-Renten-ETF ein Großteil des Renditevorteils der US-Anleihen verloren. Bei kurzen Laufzeiten und den hohen Hedging-Kosten bleibt nach Absicherung nicht spürbar mehr Rendite als bei einer Anlage in vergleichbaren Euro-Anleihen.
Eine Frage der Perspektive
„Zumindest kurz- bis mittelfristig kann ein währungsgesichertenr ETF dennoch von Vorteil sein“, urteilt Toetzke. Langfristig folgten jedoch die Währungen der Industrienationen der „Mean Reversion“, schwanken also um einen Mittelwert. Dadurch seien Anleger zeitweise Währungsgewinner und zeitweise Währungsverlierer. „Langfristig gesehen verursacht die Absicherung deshalb Kosten ohne echten Nutzen“, warnt der ETF-Experte.
Teile der Hedging-Kosten können theoretisch auch zu einer negativen Tracking-Differenz gegenüber dem Index führen. Beides schlägt nach Auffassung Toetzkes besonders bei sehr langfristigen Engagements zunehmend auf die Performance durch. Die Antwort auf die Frage, ob ein Währungs-Hedge sinnvoll ist oder nicht, hänge deshalb auch vom Anlagehorizont ab. Währungsgesicherten ETFs ermöglichten erfahrenen ETF-Anlegern, Währungsrisiken aktiv in der Portfolio-Steuerung zu berücksichtigen. Dies sei allerdings nur innerhalb der taktischen Asset-Allokation als zusätzliche Ertragskomponente möglich.
Langfristig orientierte Anleger erkaufen sich nach Toetzkes Auffassung die Neutralisierung kurzfristiger Wechselkursschwankungen mit Renditeverlusten. Nur wer über den gesamten langen Anlagezeitraum eine spürbare Abwertung der Fremdwährung befürchte, sollte deshalb das Risiko absichern. Demzufolge müsste sich Christine Lagarde also bei ihren ausländischen Wertpapieren für das Hedging entscheiden.
Wechselkurs-Risiko minimiert
Rund dreihundert ETFs mit integrierter Währungsabsicherung werden derzeit an Xetra gehandelt. Die Tabelle zeigt interessante Vertreter mit großem Volumen und niedrigen Kosten.
ETF Name | ISIN | Replikations-Methode | Ertragsverwendung | Kosten (TER) pro Jahr in % | ETF-Vermögen in Mio. Euro |
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Aktien | |||||
Invesco S&P 500 EUR-Hedged | IE00BRKWGL70 | synthetisch | thesaurierend | 0,05 | 2420 |
UBS Core MSCI World EUR-Hedged | IE000TB15RC6 | physisch | thesaurierend | 0,13 | 201 |
SPDR MSCI All Country World EUR-Hedged | IE00BF1B7389 | physisch | thesaurierend | 0,17 | 632 |
Anleihen | |||||
Amundi US Treasury Bond 7-10Y EUR-Hedged | LU1407888137 | physisch | thesaurierend | 0,06 | 642 |
Vanguard Global Aggregate Bond EUR Hedged | IE00BG47KH54 | physisch | thesaurierend | 0,10 | 1370 |
Xtrackers USD Corporate Bond EUR-Hedged | IE00BZ036J45 | physisch | ausschüttend | 0,21 | 302 |
Von Uli Küln, Juli 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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