Sauberes Wasser ist weltweit ein knappes Gut. Wasseraufbereitung, Modernisierung der Infrastruktur und Ähnliches verschlingen Milliarden. Das ETF Magazin skizziert die Situation und Umfang der weltweiten Wasserökonomie und stellt zwei Themen-ETFs vor.
30. Juli 2025. MÜNCHEN (ETF Magazin). Texas will Wasser, viel Wasser – und das von seinem durch Trockenheit geplagten Nachbarn Mexiko. Gemäß einem Vertrag aus dem Jahr 1944 muss Mexiko den USA noch eine Kompensation liefern. Experten bezweifeln, dass die Mexikaner ihre Verpflichtung erfüllen können. Und selbst wenn es klappt, wäre das Wasserproblem der Texaner nicht vom Tisch. Immerhin: Wer einen Vertrag besitzt, hat zumindest einen kleinen Vorteil. Die meisten Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser können sich nicht auf ein Papier berufen. Betroffen sind Hunderte Millionen Menschen. Für die Vereinten Nationen ist daher schon lange „Sauberes Wasser und Sanitärversorgung“ eines ihrer 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Dennoch wird Wasserknappheit in den kommenden Jahrzehnten für viele Menschen eine Bedrohung bleiben.
Das Problem betrifft nicht nur die ärmsten Länder der Welt. Denn auch wo Wasser verfügbar ist, kommt es vielerorts zu Schwierigkeiten, seien es Verunreinigungen durch Chemikalien oder durch Starkregen und Überschwemmungen. Zudem steigt der Bedarf an benutzbarem Wasser um rund ein Prozent pro Jahr. Zum Bevölkerungswachstum und der Tendenz zu mehr Wohlstand kommt die industrielle und landwirtschaftliche Nachfrage.
Beispiel Walla Walla
Einfach mehr sauberes Wasser in den Kreislauf zu schicken, ist schwierig. Hier können Entsalzungsanlagen und Filterstationen für gebrauchtes Wasser Teillösungen bringen. Brunnenbau in Gebieten mit genügend Grundwasser und verbesserte Infrastruktur in abgelegenen Gebieten können ebenfalls helfen. In Ballungsgebieten kann Wassersparen gegen Engpässe helfen. So hat zum Beispiel die Kleinstadt Walla Walla im US-Bundesstaat Washington ihr kommunales Wassersystem mit Sensoren von Xylem ausgestattet und zudem Smartmeter in Privathaushalten und Betrieben installiert. Der bisherige jährliche Verlust von dreißig Prozent Wasser durch Rohrlecks und Ventilversagen konnte so deutlich reduziert werden.
Die Modernisierung der Infrastruktur sowie der Aufbau neuer Wasserversorgung sind ein Billionenprojekt für Jahrzehnte. Betrachtet man jedoch den weltweiten Nutzen, den der Rohstoff bringt, sind die Investitionen gerechtfertigt. Auf gut siebenundfünfzig Billionen US-Dollar schätzt der WWF (World Wide Fund for Nature) den Nutzen des Wassers pro Jahr. Dabei ist der direkte Nutzen durch Wassernutzung und -verbrauch der kleinere Teil. Den Wert der Dienstleistungen im Wasserökosystem setzt der WWF deutlich höher an. Investitionen in die globale Wasserinfrastruktur von einer Billion Dollar könnten bis 2030 einen Nettonutzen von insgesamt sieben Billionen Dollar freisetzen, berichtet die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Ohne die Investitionen könnten jedoch der Gesellschaft Kosten von zehn Billionen Dollar entstehen.
Der dynamische Wassermarkt sorgt auch für Übernahmen und Zusammenschlüsse. Allein zwischen 2016 und 2021 gab es mehr als zweitausendfünfhundert Deals, so BCG. Wachstum und Übernahmen dürften weitergehen und die Aktienkurse antreiben. Einzelwerte unterliegen teilweise hohen Risiken. Doch Unternehmen, die gut positioniert sind oder sich technologisch abheben können, werden enorm profitieren. Sinnvoll ist, für Investments in diesem Sektor zu einem breit aufgestellten Wasseraktien-ETF zu greifen. Fünf solcher ETFs notieren an der Deutschen Börse. Zwei davon stellen wir vor.
Die nachhaltige Nutzung und Versorgung mit Wasser
ist nach Einschätzung der britischen Fondsgesellschaft Legal & General Investment Managers (LGIM) ein globaler Megatrend. Mit ihrem L&G Clean Water ETF lässt sich der nutzen. Der ETF enthält aktuell siebenundfünfzig Aktien von Unternehmen, die sich auf Technologien, Dienstleistungen oder Infrastrukturlösungen im Wassersektor spezialisiert haben. Die Auswahl erfolgt systematisch anhand des Umsatzanteils, den ein Unternehmen mit dem Wassergeschäft erzielt. Versorger müssen mindestens 90 Prozent, Technikunternehmen 50 Prozent und Technologiefirmen mindestens 10 Prozent des Umsatzes in diesem Bereich erwirtschaften.
LGIM stützt sich dabei auf eine Datenbank von Global Water Intelligence, einem spezialisierten Informationsdienstleister. Das ETF-Portfolio wird halbjährlich neu zusammengesetzt. Um eine gute Risikostreuung zu erreichen, werden dabei alle Titel gleich stark im Portfolio gewichtet. ESG-Ausschlusskriterien greifen ebenfalls.
Im ETF-Portfolio finden sich bekannte Namen wie Veolia (Wasser- und Abfallwirtschaft), Itron (intelligente Zähler und Netzwerke), Landis+Gyr (Messtechnik), Organo (Wasseraufbereitungssysteme) und United Utilities (Wasserversorgung). Ergänzt wird das Portfolio durch kleinere, teils weniger bekannte Spezialisten wie Wasserversorger aus Kalifornien oder Brasilien oder Ausrüster für kommunale Wasserwerke. US-Aktien dominieren mit einem Anteil von rund 65 Prozent, gefolgt von britischen (13 Prozent) und japanischen Aktien (10 Prozent).
Schon seit 2007
bietet der iShares Global Water ETF Zugang zu internationalen Wasser-Aktien. Der ETF investiert in rund fünfzig börsennotierte Unternehmen, deren Geschäfte eng mit der Versorgung, Aufbereitung oder dem effizienten Umgang mit Wasser verknüpft sind. Abgebildet wird der S&P Global Water Index. Darin finden sich Wasserversorger und Infrastrukturbetreiber ebenso wie Anbieter von Wassertechnik und -dienstleistungen. Gewichtet werden die Aktien anhand ihres Börsenwerts. Große Konzerne spielen also eine stärkere Rolle als kleinere Spezialisten.
Wie beim LGIM-Wasser-ETF dominieren auch beim iShares-ETF nordamerikanische Unternehmen: 57 Prozent des ETF-Vermögens belegen US-Aktien. Dahinter folgen Großbritannien mit rund 12 Prozent, die Schweiz mit 8 Prozent und Brasilien mit gut 7 Prozent. Aktien aus der Eurozone kommen nur auf rund 8 Prozent.
Zu den größten Positionen gehören bekannte Namen der Wasserbranche. Ganz oben steht der US-Technologiekonzern Xylem mit einem Gewicht von acht Prozent. Dahinter folgen American Water Works sowie Sabesp, ein brasilianischer Versorger. Ebenfalls stark vertreten sind die amerikanische Veralto, ein Spezialist für Wasseraufbereitungssysteme, sowie United Utilities aus Großbritannien. Insgesamt machen die zehn größten Beteiligungen über 52 Prozent des Fondsvolumens aus.
Nachhaltigkeit ist auch bei diesem ETF ein Thema: Unternehmen, die gegen bestimmte ESG-Kriterien verstoßen, kommen nicht ins ETF-Portfolio
Von Johannes Heinritzi, Juli 2025, © ETF Magazin
Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.
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